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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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haben ausgemacht, dass ich deinem Vater nichts von dem Buch sage. Daran habe ich mich gehalten. Aber der Professor ist eine Vertrauensperson. Er wird das Buch nur lesen und zurückgeben, ganz bestimmt.« Er suchte die richtigen Worte. »Versteh doch, Ines – so ein Fund ist zu wichtig, um ihn in den Händen eines kleinen Mädchens zu lassen. Du könntest das Buch versehentlich beschädigen oder verlegen.«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf, um ihrem Ärger Luft zu machen. »Ich habe es Ihnen nur deshalb gegeben, weil ich Ihnen vertraut habe! Und Sie überlassen es einem Wildfremden!«
    Herr zu Hausen stand auf.
    Â»Weißt du, ich habe eine Verantwortung für die Geschichte. So ein Buch gehört in fachkundige Hände. Wenn wir nur deine Oma fragen könnten, woher sie es hat, dann wären wir etwas weiser.«
    Â»Darum geht es doch, verdammt!«, rief Ines. »Ich muss das Buch zurückbringen. Sonst … sonst geschieht Agnes etwas Schlimmes!«
    Es war eine verzweifelte Erklärung, und natürlich nahm Guido zu Hausen sie nicht ernst. Aber er schien bemüht, den Vertrauensbruch wiedergutzumachen.
    Â»Du sollst das Buch ja zurückbekommen. Aber nicht sofort. Wenn mein Professor es gelesen und eine Kopie angefertigt hat, bringe ich es dir. Wenn du darauf achtgibst.«
    Â»So lange kann ich nicht warten«, jammerte Ines. »Ich muss es gleich wiederhaben!«
    Denn wenn das Buch zu lange außerhalb des Refugiums bleibt, fügte sie in Gedanken hinzu, kann wer weiß was passieren!
    Â»Auf ein paar Tage kommt es doch nicht an«, tröstete sie der Nachbar. »Ich werde den Professor anrufen und bitten, sich zu beeilen.« Er zwinkerte Ines zu. »Und? Wieder Freunde?«
    Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und ging. Die Wohnungstür ließ sie heftig hinter sich zuknallen.
    Â»So ein Verräter«, fluchte sie.
    Aber jetzt war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Das Buch war für die nächsten Tage außer Reichweite. Sie konnte nichts dagegen tun.
    Ob es eine Spur in unserer Welt hinterlässt, so wie der Schuh? Ob der alte Herr es spüren kann?
    Und die Geschichte von dem Haus und dem Nebel … das klang verdammt unheimlich. War das Refugium ein Teil dieses Hauses? Oder war das alles doch nur ein Märchen, eine ausgedachte Geschichte? Nein, etwas daran musste wahr sein. Es war auf jeden Fall eine Erklärung für die rätselhaften Vorgänge im Refugium.
    Ich muss Vopelian danach fragen, entschied sie. Er hat das Buch doch gelesen, wenn auch nicht ganz. Und er ist durch den Nebel gewandert. Den Nebel, der alles verschlingt …
    Sie eilte auf ihr Zimmer und dann sofort ins Refugium. Vopelians Bronzelampe stand noch auf dem Fenstersims. Ines entzündete die Kerze. Dann starrte sie in den Nebel und wartete.
    Â»Du musst es sehen«, flüsterte sie. »Bitte, Vopelian … bitte komm!«
    Aber draußen tat sich nichts. Kein Licht, kein Wanderer im Nebel, kein Vopelian.
    Heute ignoriert mich wirklich jeder, dachte Ines nach einer Weile sarkastisch.
    Nach einer Stunde im Refugium gab sie auf.
    Mutlos kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Durch die Wand hörte sie Carmen ihre Sprechübungen machen.
    Â»Ohhhhh … sssssst … rrrrrrr …«
    Â»Sei doch still, Mama«, murmelte Ines. Sie wollte ihre Ruhe, wollte allein sein, niemanden sehen und hören und sich zugleich bei jemandem ausheulen … ach, verdammt, was für ein furchtbarer Tag!
    Schließlich fasste Ines einen Entschluss.
    Sie nahm ihr Handy und suchte im Adressbuch eine Nummer heraus.
    Zweimal klingelte es. Dann meldete sich eine helle Stimme.
    Â»Bist du das, Ines? Was zur Hölle willst du?«
    Keinen Groll, dachte Ines. Schluss mit dem Kinderkram.
    Â»Sonne … wir müssen reden. Ich brauche dich.«
    Â 

33.
    Wenn Ines und Sonja etwas Wichtiges zu besprechen hatten, trafen sie sich an ihrem geheimen Freundschaftsort – dem alten Stadtmuseum. Es lag in einem Park in der Innenstadt und stand seit Jahren leer. Der Stadt war die Renovierung zu teuer. Alle Exponate waren inzwischen in einem neuen Museumskomplex untergebracht, während das Gebäude weiter verfiel.
    Ines kannte das Museum seit ihrer Kindheit. Sie hatte es oft mit ihrem Vater besucht und konnte sich noch gut an die staubige Luft und das schummrige Licht in den Räumen erinnern, an Münzen und Landkarten, Rüstungen, Wappen und

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