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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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nächste Woche«, seufzte sie. »Mir ist überhaupt nicht zum Feiern zumute.«
    Â»Wieso? Angst vor dem Zeugnis?«
    Â»Nein … es ist so viel passiert in letzter Zeit.«
    Sie berichtete von Agnes’ Verschwinden und dass die Polizei sie für tot hielt. Sonja war betroffen. Noch während Ines erzählte, nahm sie ihre Hand und hielt sie fest.
    Â»Und du hast mir nichts davon gesagt … ach, Ines, warum bist du so verschlossen? Wozu hast du eine beste Freundin? Du kannst mir doch alles sagen.«
    Im Kornblumenblau ihrer Augen konnte Ines echte Besorgnis erkennen. Sie war ganz ergriffen von diesem Gefühl der Freundschaft und Nähe.
    Â»Das mit Agnes ist nicht alles«, sagte Ines heiser. »Ich muss dir noch was beichten … das mit den Haaren neulich, als ich die dunklen Locken hatte …«
    Sonja streckte die Hand aus und legte ihren Zeigefinger auf Ines’ Lippen.
    Â»Psst! Ich hab doch längst kapiert, dass du es mir im Augenblick nicht sagen kannst. Warum auch immer. Aber wenn der richtige Moment gekommen ist, erzählst du es, einverstanden? Ich kann so lange warten. Auch wenn ich natürlich wahnsinnig neugierig bin.«
    Ich will es dir so gerne erzählen, dachte Ines. Alles über das Refugium, über Vopelian, den alten Herrn und seinen glatzköpfigen Fahrer, über das Buch, das Herr zu Hausen weggegeben hat …
    Â»Nun schau nicht wie eine trübe Tasse!« Sonja schlug Ines spielerisch gegen die Schulter. »Sind wir wieder versöhnt? Pech und Schwefel?«
    Ines nickte glücklich.
    Â»Pech und Schwefel. Für immer!«
    Â 

34.
    Und dann folgten die zwei nervenaufreibendsten Wochen, die Ines je erlebt hatte.
    In der Schule wurden die letzten Klassenarbeiten geschrieben. Deutsch, Physik, Erdkunde, Musik … so viel hatte Ines lange nicht gebüffelt. Immerhin war es eine gute Entschuldigung, um ihren Eltern aus dem Weg zu gehen. Mit denen war gerade nichts anzufangen. Carmen war in sich gekehrt und Veith völlig durch den Wind, da die Polizei auch weiterhin nichts über Agnes’ Verschwinden herausfand. Selbst Julian war unerträglich. Er quengelte ständig herum und wollte mit Ines spielen.
    Â»Lass mich in Ruhe!«, keifte sie ihn an. »Ich muss lernen!«
    Â»Ihr seid alle total doof«, beschwerte sich Julian. »Keiner hat Zeit für mich. Euch wäre es doch am liebsten, wenn ich auch verschwinden würde.«
    Â»Red keinen Quatsch! Es reicht ja wohl, dass Oma weg ist.«
    Sie schob ihn aus dem Türrahmen ihres Zimmers, auch wenn er ihr leidtat. Natürlich spürte Julian die Anspannung in der Familie und konnte am schlechtesten damit umgehen. Aber sie hatte wirkliche andere Probleme, als sich um ihn zu kümmern.
    Neben dem ganzen Stress quälte sie vor allem die Sorge, dass der alte Herr wieder auftauchen würde. Noch immer hatte sie Vopelians Buch nicht ins Refugium zurückgebracht. Jeden Tag klingelte sie bei Herrn zu Hausen und forderte es zurück. Und jeden Tag bekam sie die gleiche Antwort: »Morgen fahre ich zu meinem Professor und hole es. Gib mir noch etwas Zeit.«
    So verstrichen der restliche Dienstag, der Mittwoch und der Donnerstag – bis Herr zu Hausen am Freitag endlich vorbeischaute. Ihr Vater ließ ihn in die Wohnung und plauderte eine Weile mit ihm. Es erstaunte ihn nicht wenig, dass sein alter Freund wegen Ines gekommen war.
    Â»Ich muss deiner Tochter etwas sagen … ist sie da?«
    Ines hatte die ganze Zeit in ihrem Zimmer gesessen und bei angelehnter Tür gelauscht. Schon an der Stimme des Nachbarn erkannte sie, dass etwas nicht stimmte.
    Er hat das Buch wieder nicht dabei, schwante es ihr. Jetzt ist es fast eine Woche außerhalb des Refugiums.
    Etwas Düsteres braute sich über ihr zusammen. Sie konnte es spüren, jedes Mal, wenn sie ins Refugium ging. Der Raum war von Unruhe ergriffen. Der Vorhang am Fenster blähte sich gespenstisch, der Sessel fauchte und stellte widerborstig seine Haare auf, die Seufzer der Uhr klangen enttäuscht und die Glühbirnen flackerten nervös im Lampenschirm. Das Refugium merkte, dass etwas
fehlte
. Solange sie es nicht zurückbrachte, war es nicht gerade angenehm, sich dort aufzuhalten.
    Â»Ines ist in ihrem Zimmer«, hörte sie Veith im Wohnzimmer sagen. »Klopf aber an. Sie mag es nicht, wenn man hereinplatzt.«
    Ines wartete nicht darauf, sondern riss die Tür auf und zog Herrn

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