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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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stand mit Ines am Zaun des Schulhofs. Beide tranken von der Bowle. »Wo hast du das gekauft?«
    Ja, das Kleid … es verfehlte seine Wirkung nicht. Ines fühlte sich herrlich darin. Der Stoff schmiegte sich an ihre Haut und kühlte sie zugleich, sodass sie die Sommerhitze kaum wahrnahm. Im Sonnenlicht wirkten seine Farben noch prächtiger, ohne aufdringlich zu sein. Ines bemerkte die vielen bewundernden Blicke, und sie bekam von ihren Mitschülern ein Kompliment nach dem anderen.
    Â»Verrat mir wenigstens das Geschäft«, drängelte Lara. »Ich muss da unbedingt hin.«
    Â»Ich sag doch, das Kleid war ein Geschenk meiner Mutter«, wehrte Ines die Frage ab. »Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Â»Du machst aber auch immer ein Geheimnis aus dir.« Lara leerte den Becher mit der Bowle und warf ihr einen giftigen Blick zu. »Gehen wir zur Theateraufführung? Sonja wäre beleidigt, wenn wir sie verpassen.«
    Sie schlossen sich den anderen Mädchen an, die in Richtung Aula gingen. Dort führte die Theatergruppe
Die Dreigroschenoper
auf. Sonja hatte nur eine kleine Nebenrolle als Gaunerin der Londoner Unterwelt, aber die spielte sie voller Hingabe. Ines und Lara applaudierten am Ende am lautesten, als die Schauspieler sich verbeugten.
    Während die Schüler aus der Aula strömten, winkte Sonja Ines zur Bühne.
    Â»Wartest auf mich? Ich ziehe mich kurz um und dann geht das Fest erst richtig los.«
    Â»Ja, sie bauen schon für die Disco um.« Ines deutete auf einige Schüler, die die Stuhlreihen abbauten.
    Â»Irres Kleid übrigens«, lobte Sonja sie. »Wo hast du das hergezaubert? Habe ich gestern gar nicht in deinem Kleiderschrank gesehen.«
    Â»Erzähl ich dir später.« Ines schubste ihre Freundin spielerisch von sich. »Nun mach schon, wirf dich in Schale!«
    Sonja verschwand hinter der Bühne. Ines setzte sich auf eine Fensterbank der Aula und wartete. Lara war mit den anderen Mädchen verschwunden. Ines wettete, dass sie jetzt über sie und ihr neues Kleid lästerten.
    Dann sah sie ihren Vater. Veith beaufsichtigte die Schüler, die die Aula für die Disco herrichteten. Als er Ines bemerkte, kam er zu ihr herüber.
    Â»Laufen wir uns also auch mal über den Weg«, begrüßte er Ines und streichelte ihr kurz über den Rücken. »Du siehst hinreißend aus, mein Engel.«
    Ines freute sich. So etwas sagte Veith sonst nie. Meist war er zu beschäftigt, um ihr Aussehen zu beachten.
    Â»Und das Kleid … hat deine Mutter es ausgesucht?« Er berührte behutsam den Stoff. »Weißt du, es erinnert mich an ein Kleid, das Agnes getragen hat, als ich klein war. Es hatte eine andere Farbe, aber … dieser Glanz.« Er blickte Ines voller Liebe an. »Du siehst deiner Oma sehr ähnlich. Wenn man alte Fotos von ihr betrachtet, könnte man sie fast mit dir verwechseln.«
    Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Â»Papa«, flüsterte Ines. »Sie kommt wieder, glaub mir.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Ines. Ich habe die Hoffnung aufgegeben.« Er rang sich die Worte mühsam ab. »Die Polizei hat die Suche vor zwei Tagen eingestellt. Sie glauben nicht mehr, dass Agnes auftaucht. Man wird sie für tot erklären.«
    Â»Papa, bitte …« Sie hätte ihm so gerne die Wahrheit gesagt. Aber sie bekam kein Wort heraus.
    Â»Ich wollte es dir nur sagen, weil ich weiß, wie wichtig dir deine Oma war. Dass sie ertrunken ist, lässt sich schwer begreifen. Und dass wir sie nicht einmal begraben können …« Veith fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Wir reden zu Hause darüber. Kein gutes Thema für einen solchen Tag.«
    Ines nickte betreten.
    Â»Und jetzt feier’ mit deinen Freundinnen.« Veiths Stimme klang wieder gefasst. »Lass dir von mir nicht die Laune verderben.«
    Ines sah ihm traurig hinterher.
    Es ist nicht fair, dass Agnes ihn im Ungewissen lässt, dachte sie. Ihm hätte sie eine Karte schreiben sollen, nicht mir. Es ist doch furchtbar, dass ihr eigener Sohn sie für tot hält.
    Aber alle düsteren Gedanken verflogen, sobald Sonja auftauchte. Sie hatte sich umgezogen – und wow!, ihr Kleid war auch nicht von schlechten Eltern! Ein Traum aus weißer Baumwolle, mit grünen Trägern und einem hübschen Ausschnitt. Sonja konnte so etwas tragen und natürlich war das für die Jungs ein

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