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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    Â»Weiß nicht. Ich … war unsicher.«
    Ines bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, dass Anfisa den Rückzug antrat. Das machte die Sache leichter.
    Â»Unsicher? Warum denn?«
    Er druckste herum. »Na ja, wegen unserem Treffen. Und dem, was ich dir über meinen Vater erzählt habe.«
    Das ist es also, dachte Ines. Er hatte Angst, dass ich es nicht für mich behalte.
    Â»Ich habe mich ganz schön über dich geärgert«, verriet sie ihm. »Ich dachte, du wolltest mich nicht wiedersehen.«
    Â»Quatsch.« Karol hielt ihrem Blick stand. Sie hätte in seinen blauen Augen versinken können und hörte kaum noch die Musik und die anderen Schüler.
    Â»Ich habe mich total doof verhalten«, gab Karol zu. »Ich bin es halt nicht gewohnt, über so was zu reden. Schon gar nicht mit einem Mädchen, das ich süß finde.«
    Â»Du findest mich süß?«
    Eigentlich mochte Ines das Wort nicht. Süß war Gebäck, aber doch nicht sie.
    Â»Schon ein bisschen …«
    Der Blick zwischen ihnen war unerträglich lang.
    Jetzt müsste er mich küssen, dachte Ines. So wie neulich, als wir auf seinem Bett saßen.
    Da wurde ihr wieder bewusst, dass sie mitten unter lauter anderen Schülern standen und wahrscheinlich viele Augenpaare auf ihnen ruhten.
    Â»Komm«, sagte sie und ergriff mutig Karols Hand. »Lass uns rausgehen.«
    Er folgte ihr. Der Druck seiner Finger verstärkte sich, als sie durch die Aula liefen. Ines blickte kurz zu Sonja hinüber, die ihr aufmunternd zunickte. Auch Veith sah in ihre Richtung. Er stand mit Frau Wunder und anderen Kollegen an der Tür. Aber er drehte sich zur Seite, als Ines und Karol an ihm vorbeieilten. Das rechnete sie ihrem Vater hoch an.
    Im Vorraum der Aula standen viele Schüler und kicherten, als sie das Pärchen erblickten. Ines zog Karol in einen angrenzenden Gang. Dort war es ruhiger. Das Licht war schummrig, da der Flur keine Fenster hatte. Um sie herum nur stumme, grüne Türen der verschlossenen Klassenzimmer.
    Sie waren allein.
    Keine Blicke, niemand, der sie störte. Nur der ferne Lärm aus der Aula, die Musik und das Gelächter …
    Ines spürte ihr Herz pochen. Ihr Mund war trocken.
    Karol hielt noch immer ihre Hand.
    Â»Du siehst total toll aus«, flüsterte er. »Dieses Kleid … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Ines stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Karol stand dicht vor ihr. Sein Mund war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
    Er starrte auf ihre Lippen.
    Und dann küsste er sie.
    Seine Lippen waren rissig. Sie spürte seinen Atem, schmeckte die Wärme seines Munds, salzig und süß, und ein Kribbeln wanderte durch ihren Leib bis in die Zehenspitzen. Sie legte vorsichtig die Arme um Karol, obwohl sie ihn am liebsten fester umschlungen hätte.
    Seine Hände wanderten an ihrem Rücken herab bis zum Po. Sie spürte seine Finger durch den Stoff ihres Kleides. Ines wurde mutiger. Sie nagte an seiner Unterlippe und hoffte, dass er es mochte.
    Es war ein magischer Moment …
    Â»Schaut mal, da knutschen zwei!«
    Ines und Karol fuhren auseinander.
    Durch die Glastür am Ende des Gangs grinsten zwei Sechstklässler. Sie zeigten in ihre Richtung.
    Â»Die knutschen, die knutschen!«
    Karol drohte ihnen mit der Faust. »Hey, haut ab!«
    Â»Achte nicht auf sie«, bat Ines. »Lass uns weitermachen, bitte, Karol.«
    Er blickte unentschlossen zwischen ihr und den feixenden Schülern hin und her.
    Â»Das geht nicht«, murmelte er. »Wir sind hier nicht ungestört.«
    Er wich zurück.
    Nein, schrie es in Ines. Nicht aufhören!
    Â»Dann lass uns woanders hingehen … vielleicht ist auf dem Schulhof nicht mehr so viel los.«
    Â»Da sind doch die ganzen Lehrer.«
    Ines sah sich verzweifelt im Gang um. Ihre Augen wanderten von einer Klassenzimmertür zur nächsten. Dunkelgrüner Lack, grün, grün, grün … und dazwischen plötzlich: braunes Holz, dunkel wie Bitterschokolade …
    Â»Ich weiß einen Ort«, wisperte sie.
    Sie nahm Karols Hand und zerrte ihn zu der Tür. Sie lag im Schatten, an einer Stelle, wo die albernen Kinder sie nicht sehen konnten.
    Erst als sie direkt davorstanden, schreckte Karol zurück.
    Â»Was ist das? Ist das eine Abstellkammer?«
    Â»Komm, lass uns hineingehen«, beschwor Ines ihn. »Da findet uns

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