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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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keiner!«
    Ihre linke Hand drückte den Widderhorngriff herab. Die Spitze des Horns bohrte sich schmerzhaft in ihre Handfläche. Aber dann schwang die Tür des Refugiums auf.
    Ein kalter Luftzug schlug ihnen entgegen.
    Karol sperrte den Mund weit auf.
    Â»Was ist das für ein Raum?«
    Â»Vertrau mir«, flüsterte Ines und zerrte ihn hinein.
    Im Refugium brannte Licht. Der Nebel hinter der Fensterscheibe war dicht und grau. Der Sessel schnurrte leise, als Ines den ersten Schritt auf die Dielen setzte.
    Â»Komm mit mir, komm …«
    Nun waren sie beide im Refugium. Die Tür ging leise hinter ihnen zu.
    Karol ließ ihre Hand los.
    Â»Was ist das?« Seine Augen waren schreckgeweitet. »Ines … wo sind wir?«
    Â»Dieses Zimmer gehört mir«, sagte sie schnell. »Es folgt mir überallhin. Ich kann es dir nicht genauer erklären.«
    Sie schlang wieder die Arme um Karol und zog ihn zum Sessel.
    Von der Kommode erklang ein Seufzen, als der Zeiger der Uhr weiterrückte.
    Karol fuhr zusammen.
    Â»Ist noch jemand hier?«
    Â»Nein, nur wir zwei …«
    Sie versuchte ihn wieder zu küssen. Aber er stieß sie weg.
    Â»Ines, erklär mir bitte, wo wir sind!« Er schaute zum Fenster. »Warum ist es draußen neblig? Vorhin schien doch die Sonne! Und was sind das für komische Möbel? Und diese Geräusche … warst du wirklich schon mal hier?«
    Sie konnte nicht glauben, dass er solche Fragen stellte, anstatt sie zu küssen. Beleidigt verschränkte sie die Arme.
    Â»Ich habe es dir doch gerade gesagt. Das ist mein Raum, er folgt mir in die Schule. Klingt verrückt, ich weiß.« Sie bemerkte die Blässe in seinem Gesicht. »In Ordnung, es war ein Fehler. Ich hätte dich nicht herbringen dürfen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, damit wir ungestört sind …«
    Â»Mir ist das nicht geheuer!« Karol sah sich eingeschüchtert um. »Wie kann dir ein Raum in die Schule folgen? Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    Sie versuchte ein letztes Mal, ihn an sich zu ziehen. »Vergiss es einfach. Die Hauptsache ist doch, dass wir hier allein sind, oder nicht?«
    Â»Aber dazu gehe ich doch nicht in einen Gespensterraum!« Er schüttelte den Kopf. »Ich träume, oder? Sag, dass ich mir das einbilde.«
    Jetzt habe ich alles kaputt gemacht, dachte Ines.
    Â»Ich will hier raus!« Karol trat einen Schritt zurück und packte den Griff, die Frau in dem wehenden Gewand. Dann riss er die Tür auf und schlüpfte aus dem Refugium.
    Ines eilte ihm nach.
    Sie machte sich schreckliche Vorwürfe. Was hatte sie geritten, ihm das Refugium zu zeigen? Nur wegen eines Kusses? Das hatte die Stimmung völlig zerstört.
    Und obendrein hatte sie eine weitere Regel verletzt …
    Bringe keinen anderen Menschen in das Refugium, zeige es niemandem, lass keinen wissen, dass du es besitzt.
    Sie war so dumm gewesen!

40.
    Â»Karol … sag doch etwas!«
    Sie standen wieder draußen im Flur, vor der Tür des Refugiums, die nun lautlos ins Schloss fiel. Der grüne Lack der anderen Türen schimmerte unheilvoll. In der Ferne hörten sie den Lärm aus der Aula.
    Karols Gesicht war noch immer bleich.
    Â»Was war das gerade, Ines? Dieser Raum …«
    Schaudernd blickte er auf die Tür.
    Â»Wenn ich dir das erzähle, hältst du mich für verrückt«, erwiderte sie.
    Â»Nun sag schon!«
    Â»Na … er gehört meiner Oma. Sie hat ihn mir geschenkt.«
    Â»Die Oma, die verschwunden ist? Und was soll das heißen, sie hat ihn dir geschenkt? Wie soll das gehen?«
    Â»Ich sage doch, es klingt verrückt.« Ines merkte, wie ihre Stimme zitterte.
    Â»Ja, da hast du recht.« Karol machte einen Schritt zurück. »Es ist verrückt. Zu verrückt für mich. Ich weiß nicht, was du für einen Film fährst …«
    Â»Karol, bitte!« Sie versuchte ihn festzuhalten.
    Â»â€¦ aber lass mich da bitte raus.«
    Er stieß ihre Hand weg und ließ Ines stehen. Sie folgte ihm nicht, hörte nur, wie die Glastür am Ende des Flurs auf- und wieder zuschwang.
    Nun war sie allein.
    Am liebsten hätte sie geweint, aber selbst dazu war sie nicht imstande. Wie erstarrt stand sie im Halbdunkel und hoffte auf die erlösenden Tränen.
    Es war alles so perfekt! Seine Blicke … der Kuss … Wie konnte ich auf die blöde Idee kommen, ihn ins Refugium mitzunehmen? Was

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