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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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aus, dass sie nun noch mehr leiden musste. „Fünfunddreißig“, stieß sie schließlich hervor.
Denise starrte sie entsetzt an und trotz ihrer Maske aus Kunstblut konnte Sarah sehen, dass ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. „Das ist absolut richtig“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Aber du hast zu lange gebraucht.“

Sarah hatte gar keine Zeit mehr, über die Konsequenzen dieser Antwort nachzudenken, da erfüllte sie, während ein Knacken ertönte, ein solch unsäglicher Schmerz, dass sie so laut sie konnte aufschrie. Blut spritzte und dort, wo soeben noch ihr Mittelfinger gewesen war, klaffte nichts als Leere. Sarah schnappte nach Luft, woraufhin sie die nächste Schmerzenswelle erfasste. Sie schrie so laut, dass ihr ganzer Körper erzitterte.
Denise starrte begeistert und mit einem Grinsen im Gesicht auf Sarahs blutenden Stumpf.
„Deinen Mittelfinger wirst du uns vor deinem Tod wohl nicht mehr zeigen können. Du hättest halt schneller antworten müssen. Die Antwort war jedenfalls richtig. Aus seiner Patientenakte geht hervor, dass er eine besondere Zuneigung für Fiene empfindet und sie damals in der Hand hielt, als er aufgegriffen wurde. Da Sids Alter auf etwa 39 geschätzt wird, ist dieses versiffte Stofftier also mindestens 35 Jahre alt, wahrscheinlich sogar noch viel älter.“
Vor Sarahs Augen drehte sich alles, die Schmerzen begannen sie innerlich aufzufressen. Sie wünschte sich nur, endlich ohnmächtig zu werden. Mit einer letzten Willensanstrengung wandte sie Denise wieder den Kopf zu und spuckte ihr mitten ins Gesicht.
Scheinbar ungerührt und ohne sich die Spucke aus dem Gesicht zu wischen, fuhr Denise fort. Wie aus einer fernen Parallelwelt vernahm Sarah ihre Stimme: „Wir kommen somit zur nächsten Frage. Was denkst du wird Sid als Beigabe wählen, wenn ich ihm gleich seine leckere Vorspeise serviere? Senf, Mayonnaise oder Ketchup?“
Von Sarahs Hand ausgehend fraß sich eine pochende Höllenqual durch ihren ganzen Körper. Sie schluchzte und in ihrem Kopf erschien plötzlich das Bild des leidenden Jesus, wie er am Kreuze hing. Sie glaubte nun annähernd nachvollziehen zu können, wie er sich gefühlt haben musste, als die Nägel durch sein Fleisch getrieben worden sind. Wimmernd vor Schmerzen bewegte sie ihren Kopf mit geschlossenen Augen von einer Seite zur anderen.
„Ketchup“, stammelte sie.
Denise drehte sich zu Sid um.
„Was möchtest du haben? Senf, Mayonnaise oder Ketchup?“
„Heinßßß“, antwortete Sid und kicherte.
„Nun, das ist dann bekanntlich eine Ketchup-Marke. Ich weiß gar nicht, warum du so eine unglückselige Miene machst. Drei aus vier ist doch eine verdammt gute Quote. Eine Frage steht noch aus und da ich ein gütiger Mensch bin, mache ich es dir hier ganz einfach. Möchtest du gleich lieber bei lebendigem Leibe gekocht oder gegrillt werden?“
Sarah fühlte sich, als würde sich eine feuerrote Glut durch ihren ganzen Körper fressen. Ihre Umwelt nahm sie nur noch wahr, als stünde sie unter irgendeiner halluzinogenen Droge.
„Fick dich.“ Sarahs Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Okay, das war leider die falsche Antwort. Den letzten Finger darf Sid sich persönlich schnappen. Sid, hierher!“
Verschwommen sah Sarah, dass Sid von seinem Platz aufstand und auf sie zukam. Er öffnete seinen Mund zu einem breiten Grinsen und im nächsten Moment fühlte es sich an, als steckte ihr kleiner Finger zwischen zwei gezackten Rasierklingen. Dann schnappte sein Raubtiermaul zu und Sarah stieß einen unmenschlichen Schrei aus, der aus den Tiefen ihres geschundenen Körpers kam. Sie wimmerte und schluchzte und verstand nicht, warum sie nicht endlich die Gnade der Ohnmacht überkam. Stattdessen bekam sie mit, wie Denise sich bückte und mit angewidertem Gesichtsausdruck – als hielte sie schleimige Würmer in der Hand -, ihren blutigen Finger, aus dem am abgetrennten Ende Knochen und Korpel hervortraten, aufhob und zu Sids Teller brachte.
Sid selbst biss Stückchen von ihrem kleinen Finger ab und kaute genüsslich darauf herum, als handele es sich um eine Salzstange. Dann setzte sich Sid wieder auf seinen Kinderstuhl und schaute freudig auf seinen Teller, während Denise kurz aus Sarahs Blickfeld verschwand. Wenig später kehrte sie mit einer Flasche Ketchup in der Hand zurück, schüttelte diese und goss Sid ein bisschen von der roten Soße auf den Teller. Der nahm sich einen von Sarahs Fingern, tunkte die Spitze in

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