Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten geraten war. »Ich werde Garret bitten, es sich zu überlegen«, sagte ich. »Und du solltest das auch tun. Denn das könnte das Blatt wirklich wenden und dafür sorgen, dass du hier herauskommst.«
    Er nickte und warf mir einen schüchternen Blick zu, ehe er die Tischplatte anstarrte. »Wenn ich freigelassen werden sollte …«, setzte er an, dann verstummte er.
    »Red weiter«, ermunterte ich ihn. Ich war froh, dass er zumindest zu dem Gedanken fähig war, möglicherweise freizukommen.
    »Ach, nichts«, sagte er. »Es ist dumm.«
    »Komm schon, raus damit.«
    Doch er zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe in meinem Leben mehr dumme Dinge gesagt, als ich zählen kann«, versicherte ich ihm. »Das holst du nie mehr ein.«
    Das entlockte ihm ein Lächeln. Er sah mich abermals an, dieses Mal länger. »Na ja, wenn ich hier je herauskommen sollte, dann habe ich keinen Ort, an den ich gehen kann. Zu Hause werden sie mich nicht wieder aufnehmen.« Er räusperte sich. »Davon abgesehen, dass ich sowieso nicht wieder dorthin zurückgehen würde.«
    »Es wird sich schon etwas finden«, sagte ich. »Das Sozialamt und die Familienfürsorge werden ganz sicher …«
    »Was ich sagen will, ist … Na ja, vielleicht könnte ich für eine Weile bei Ihnen unterkommen«, sagte er. »Ich schätze nämlich, ich kann mich ändern. Wenn ich jemanden hätte, dem ich trauen kann. Verstehen Sie?« Er versuchte, in meinem Gesicht eine Reaktion abzulesen.
    Ich antwortete nicht sofort, da mindestens die Hälfte meines Verstands mit Gedanken an Billy Fisk beschäftigt war – damit, dass die Dinge vielleicht anders für ihn ausgegangen wären, wenn ich bereit gewesen wäre, über meinen Schatten zu springen.
    Billy sah mich verlegen an. »Es ist eine dumme Idee. Ich meine …«
    »Ich wäre bereit, einen Versuch zu wagen«, erklärte ich.
    »Wirklich?« In seiner Stimme schwang eine Mischung aus Verblüffung, Zweifel und Erleichterung mit.
    »Klar«, sagte ich. »Warum nicht? Was haben wir schon zu verlieren?«
    Nachdem Billy und ich uns voneinander verabschiedet hatten, machte ich mich wieder auf den Weg. Einer von Andersons Freunden führte mich zum Hintereingang, sodass ich zu meinem Wagen gelangen konnte, ohne von der Presse überfallen zu werden. »Die lauern da draußen schon auf Sie«, erklärte er und reichte mir Ausgaben des
Boston Globe
und des
Boston Herald
. Beide Zeitungen hatten, offenbar aus Angst, sie könnten ihre Leser mit der Familiensaga der Bishops überfüttern, Artikel über mich gedruckt. Als Schlagzeilen dienten die typischen Boulevardblatt-Reißer: »Geisel-Doc erlebt Comeback mit Milliardär-Babys« und »Der Sigmund Freud des Mordens«. Die Fotos von mir, die die Artikel begleiteten, waren während meiner Zeugenaussage bei Trevor Lucas’ Sensationsprozess aufgenommen worden.
    Mir war klar, dass diese Berichterstattung alles in allem nicht schlecht war, denn damit wäre die Presse darauf vorbereitet, sich das anzuhören, was Anderson und ich über Billy zu sagen hatten. Ich musste nur darauf Acht geben, im richtigen Moment auf den Knopf zu drücken.
    Es war 4 Uhr 10 morgens. Auf der Heimfahrt rief ich im chemischen Labor des Mass General an, um mich nach Tess’ Blutbild zu erkundigen. Der Labortechniker erklärte mir, die toxikologische Untersuchung sei negativ gewesen; im Blutkreislauf des Babys war keine neue Substanz entdeckt worden. Das schloss aus, dass Julia Tess etwas gegeben hatte, um ihre Atmung zu verlangsamen – zumindest irgendetwas, das bei einem Standardtest nachweisbar wäre.
    Als Nächstes rief ich North Anderson an, der inzwischen von Art Fields über die Fingerabdrücke informiert worden war, die Leona auf der Innenseite des Tablettenfläschchens gesichert hatte. Drei Personen – einschließlich Darwin Bishop, aber nicht Billy Bishop – hatten das Innere des Fläschchens berührt. Diesbezüglich also keine Überraschungen. »Ich vermute, die anderen Abdrücke stammen von Julia und möglicherweise dem Apotheker, der ihr das Medikament ausgehändigt hat«, sagte Anderson. »Ein weiteres schwaches Glied in Harrigans Beweiskette gegen Billy.« Er wechselte das Thema. »Wie ist dein Gespräch mit ihm gelaufen? Sie haben dich doch zu ihm gelassen, oder nicht?«
    »Ich komme gerade von dort«, erklärte ich.
    »Welchen Eindruck hat er auf dich gemacht? Hält er durch?«
    »Er hat abgenommen. Und er hat Angst. Aber er hat die Hoffnung noch nicht verloren.«
    »Gut«, sagte Anderson. »Er

Weitere Kostenlose Bücher