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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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bewiesen – gegen Sie, Billy und Garret. Und das Verhaltensmuster reicht sogar noch weiter zurück, zu seiner ersten Ehe.«
    Julia schien in Gedanken versunken.
    »Er ist der Einzige im Haus, der bekanntermaßen gewalttätig gegenüber Familienmitgliedern gewesen ist«, fügte ich hinzu.
    »Er wollte die Zwillinge nicht«, erklärte sie tonlos.
    Ich entspannte mich ein wenig, inzwischen überzeugt, dass ich sie für die Idee erwärmen könnte, Tess an einen sichereren Ort zu bringen. »Erzählen Sie mir mehr darüber«, forderte ich sie auf.
    »Er wollte nie eigene Kinder haben. Ich meine, leibliche Kinder. Er hat mir das Leben sehr schwer gemacht, als ich schwanger wurde. Ich hätte beinahe abgetrieben.« Sie sah auf den Tisch hinunter. »Manchmal frage ich mich, ob ich dafür bestraft werde.«
    »Sie haben große Stärke bewiesen, dass Sie die Schwangerschaft nicht abgebrochen haben«, sagte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, wofür Sie bestraft werden sollten.«
    »Ich habe mir so sehnlich Kinder gewünscht«, erwiderte sie und biss sich auf die Unterlippe.
    Ich wartete einen Moment lang. »Warum wollte Darwin keine Kinder?«, fragte ich sanft.
    »Er behauptet, es hätte etwas mit dem Krieg zu tun«, sagte sie und sah zu mir auf. »Er spricht nie über Vietnam, sondern sagt nur, er hätte dort schreckliche Dinge gesehen; Dinge, die ihn überzeugt hätten, dass es nicht fair sei, Kinder in diese Welt zu setzen.« Sie verdrehte die Augen. »Es klingt für mich sehr nach einem Klischee.«
    »Sie kaufen es ihm also nicht ab«, sagte ich.
    »Nein. Das tue ich nicht.«
    »Was ist in Ihren Augen der wahre Grund?«
    »Für ihn geht es immer nur um Kontrolle«, erklärte sie. »Win ist zu keinerlei Intimität fähig. Ich denke, er hatte Angst, einen Sohn oder eine Tochter mit mir zu haben – oder gar Zwillinge –, würde ihn enger an mich binden, von dem Kind einmal ganz zu schweigen. Egal, wie sehr man adoptierte Kinder liebt, sie sind nie das eigene Fleisch und Blut. Es ist nicht dasselbe.« Sie hielt kurz inne. »Für ihn bin ich eine Mischung aus Konkubine und Gouvernante und keine Ehefrau und Mutter. Diese Rollen würden mir zu viel Macht geben.«
    »Hatten Sie Einwände gegen Billys Adoption?«, fragte ich.
    »Ich habe Wins Motive in Frage gestellt, mehr nicht«, antwortete Julia.
    »Warum?«
    »Win hatte Billys Vater aus dem Geschäft gedrängt«, antwortete sie. »Beiden gehörten konkurrierende Bergbauunternehmen. Es war eine sehr harte Zeit. Win hätte beinahe alles verloren, doch am Ende ging er als Sieger vom Platz, wie gewöhnlich. Und dann, etwa fünf Monate später, wurden Billys Eltern ermordet. Ich hatte den Eindruck, Win wollte Gandhi spielen, indem er das Kind eines Rivalen adoptierte.«
    Diese Verbindung verblüffte mich, besonders da weder Billy noch Darwin sie erwähnt hatten. »Das klingt sehr edelmütig«, bemerkte ich.
    »Es mag so
klingen
«, gab sie zurück. »Aber ich bin überzeugt, dass er nur eine Schau für seine Geschäftspartner in Russland abgezogen und seine Sorge um Billy vorgetäuscht hat, um sie zu beeindrucken. Er hat Billy gegenüber nie irgendein Gefühl der Liebe gezeigt.«
    Ich hätte ihr noch mehr über den wahren Darwin Bishop erzählen können, einschließlich dessen, was ich über seine Affäre mit Claire Buckley wusste. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Und außerdem war ich nicht sicher, ob es mir zustand. »Ich möchte gern die Frage in den Raum stellen, ob Tess vielleicht woanders sicherer wäre«, sagte ich. »Vielleicht bei Ihren Eltern oder bei Freunden.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das tun könnte«, gestand sie tonlos.
    »Warum nicht?«
    »Darwin würde es niemals erlauben«, sagte sie.
    Diese Worte bewiesen deutlich Bishops psychologische Kontrolle über seine Frau. »Sie könnten es ohne seine Einwilligung tun. Sie haben das Recht …«
    »Rechte haben kein sonderlich großes Gewicht, wenn man es mit jemandem wie ihm zu tun hat«, bemerkte sie.
    »Warum das?«
    »Die wenigen Male, als ich die Möglichkeit einer Trennung angesprochen habe, hat er klargemacht, dass er es nicht zulassen würde.«
    »Welche Wahl hätte er denn?«
    Julia lächelte kurz, als wäre sie im Begriff, einem Kind den Lauf der Welt zu erklären, dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. »Wenn man Darwin Bishop heißt, erweitert dies das Spektrum der Möglichkeiten ungemein«, bemerkte sie. »Ein ganzes Team von Anwälten könnte vor Gericht endlose Anträge auf Sorgerecht für

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