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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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unsere Kinder einreichen. Er könnte eine Pressekampagne starten, um meinen Ruf zu zerstören und Richter zu beeinflussen. Er könnte für Monate mit Garret und Tess in eines der vielen Länder reisen, in denen er Geschäfte betreibt. Er könnte Claire wahrscheinlich genug bezahlen, um sie zu überreden, ihn zu begleiten. Er könnte sogar beschließen, nie wieder zurückzukehren.«
    »Und Claire würde bei ihm bleiben?«, fragte ich, um herauszufinden, ob Julia von sich aus irgendeinen Verdacht hinsichtlich der Affäre äußern würde.
    »Jeder ist käuflich, Frank«, erklärte sie. »Claire ist nicht mit Geld groß geworden. Sie lässt sich davon sehr beeindrucken.«
    Julia machte sich eindeutig keine Illusionen über das Kindermädchen, doch ihre Antwort verriet mir nicht, wie viel genau sie von Claires Umtrieben wusste. Trotzdem beschloss ich, sie nicht zu bedrängen. »Unter dem Strich sagen Sie also, dass Darwin praktisch vor nichts zurückschrecken würde, um Sie davon abzuhalten, sich von ihm scheiden zu lassen«, fasste ich zusammen.
    »Ich könnte auch einfach von der Bildfläche verschwinden, vermute ich.«
    »Wollen Sie damit sagen, er würde …«
    »Ich will damit sagen, dass ich nicht mutig genug bin, es darauf ankommen zu lassen, Frank«, erwiderte Julia. »Zumindest bin ich es bis jetzt nicht gewesen. Ich hatte nie den Mut, einfach fortzugehen.«
    »Vielleicht ist es an der Zeit.«
    »Vielleicht. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb ich Sie angerufen habe. Sie geben mir das Gefühl, ich könnte es schaffen«, gestand sie.
    Die Vorstellung, eine Frau zu retten, war eine unwiderstehliche Droge für mich. »Nur weil Sie es tatsächlich schaffen können«, erklärte ich. »Sobald Sie nur fest daran glauben.«
    Sie nickte versonnen, ehe sie mich plötzlich eindringlich musterte. »Glauben Sie wirklich, Tess könnte in Gefahr sein? Glauben Sie, Darwin ist fähig, unsere Tochter zu töten? Sein eigen Fleisch und Blut?«
    So direkt war mir die Frage zuvor noch nie gestellt worden. Ich dachte über Julias Überzeugung nach, dass Bishop immer und über alles die Kontrolle haben wollte und keine Intimität ertragen konnte. Ich dachte über die Teile seiner eigenen Seele nach, die er ausgelöscht hatte. »Ja«, erwiderte ich schließlich. »Ich glaube, er ist dazu fähig.«
    Sie starrte mich wortlos an. Sie schien im Begriff zu stehen, meinem Vorschlag zuzustimmen, Tess an einen sichereren Ort zu bringen, doch dann senkte sie den Blick – vielleicht unter der Last all der Jahre, in denen sie sich Darwin Bishops Willen unterworfen hatte. »Darüber muss ich zuerst nachdenken«, erklärte sie.
    »Ich hoffe, Sie denken nicht zu lange darüber nach«, sagte ich. Zu lange könnte
zu spät
sein, fügte ich im Stillen hinzu.
    Sie sah mich hoffnungsvoll an. »Werden Sie zu Brookes …«, setzte sie an. Doch plötzlich stockte sie, wartete einen Moment und holte abermals tief Luft. »Kommen Sie morgen zu Brookes Beerdigung? Sie findet auf der Insel statt. St. Mary in der Federal Street. Fünf Uhr.« Sie hielt erneut kurz inne. »Darwin will, dass am Ende des Gottesdienstes die Sonne untergeht.«
    Mir ging noch ein anderer Grund durch den Sinn, weshalb Bishop sich für eine abendliche Beerdigung entschieden haben könnte: Börsenschluss war um sechzehn Uhr dreißig. »Ich würde gern kommen«, sagte ich. »Ich bin allerdings nicht sicher, ob es Darwin in Anbetracht der laufenden Ermittlungen gefallen würde.«
    »
Ich
möchte, dass Sie kommen«, erklärte sie. »Ich brauche Sie dort, egal, ob Win ein Problem damit hat oder nicht.«
    »Dann werde ich dort sein.«
    »Danke«, sagte sie leise.
    Ich bot Julia an, sie zu ihrem Wagen zu bringen. Wir wollten gerade das Bomboa verlassen, als Johnny mich am Arm zurückhielt. Ich blieb stehen.
    »Sie ist umwerfend«, bemerkte er. »Ihr gebt ein tolles Paar ab.« Er zwinkerte Julia zu, die an der Tür stehen geblieben war.
    »Man sollte niemals das Geschäftliche mit dem Vergnügen vermischen«, erwiderte ich – halb als Mahnung an mich selbst. »Das ist ein Garant für ein Desaster.«
    »Aber ein solches Vergnügen …«, sinnierte er.
    Johnny lebte mit der Geschäftsführerin seines Restaurants, einer Schönheit namens Yvette, zusammen. »Von dir nehme ich das als Kompliment«, sagte ich. »Grüß Yvette von mir.«
    »Mach ich.« Er zögerte kurz. »Noch etwas, mein Freund«, sagte er und beugte sich näher heran. »Es geht um den Sambuca, den du vorhin bestellt hast.

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