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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Flugticket nach Russland zu kaufen und nicht eine gestohlene Knarre«, erwiderte er. »Ich würde ihm kein Geld geben.«
    »Er wollte, dass ich das Geld irgendwo hinterlege, damit ein Kumpel es für ihn abholen kann. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht in Frage kommt.«
    »Gut. Das fehlt mir gerade noch, dass ich einem sechzehnjährigen Knaben durch zwei Bundesstaaten – oder zwei Kontinente – nachjagen muss«, sagte Anderson. »Er wird sich schon wieder bei dir melden.«
    »Gegen Ende des Gesprächs hat er ziemlich drohend geklungen«, gestand ich. »Er hat gesagt, ich solle ein Auge auf die Zeitungen haben.«
    »Ein Grund mehr, ihm kein Geld zu geben. Ohne volle Brieftasche taucht er früher wieder auf.«
    Ich fühlte mich ein wenig besser, was meine Entscheidung betraf, ihm kein Geld zu geben, wenn auch nicht viel. »Du hattest eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen«, sagte ich. »Worum ging’s?«
    »Nichts Dringendes. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich langsam ein bisschen politischen Druck durch den guten alten Darwin spüre. Wir müssen ihm auf den Schlips getreten sein.«
    »Und wie sieht dieser politische Druck aus?«, erkundigte ich mich.
    »Mein Posten basiert auf dem Wohlwollen des Bürgermeisters«, erklärte Anderson. »Und der Bürgermeister dient einer Vielzahl von Herren, Darwin Bishop eingeschlossen. Er hat mich angerufen, um mich wissen zu lassen, dass er nicht erfreut über deine Mitarbeit an diesem Fall ist. Er versteht nicht, wofür wir einen forensischen Psychiater brauchen, wenn es einen klaren Hauptverdächtigen und einen schnurgeraden Weg zum Prozess gibt, sobald sich besagter Verdächtiger in Gewahrsam befindet.«
    »Im Klartext: Lass den Milliardär in Ruhe, und schließ den Fall ab«, sagte ich.
    »Du sprichst wirklich fließend Nantucket.«
    »Und was bedeutet das konkret für uns?«, fragte ich.
    »Nicht das Geringste, bis sie mich feuern, von der Insel vertreiben und eine Barrikade errichten, um zu gewährleisten, dass ich nicht wieder zurückkomme.«
    Ich hatte mich immer auf North Andersons Loyalität verlassen, wollte sie aber auf keinen Fall ausnutzen. »Du kannst mich offiziell aus dem Fall entlassen, und ich könnte auf eigene Rechnung weiterarbeiten«, schlug ich vor.
    »Meine Güte«, sagte er, »du hast deine Meinung aber gründlich geändert. Du wolltest doch nichts mit der Sache zu tun haben, von
pro bono
ganz zu schweigen.«
    »Die Dinge ändern sich«, gab ich zurück.
    »Nicht alle«, sagte Anderson. »Wenn sie dich aus dem Fall raushaben wollen, dann müssen sie zuerst mich feuern. Und das wird nicht passieren.«
    »Verstanden.« Einen Moment lang genoss ich das wohlige Gefühl, das Andersons Kameradschaft in mir weckte. »Ich habe heute ebenfalls eine Botschaft von Darwin Bishop erhalten. Er hat mich beschatten lassen, als ich mich mit Julia zum Mittagessen getroffen habe. Irgendein Gorilla in einem seiner Range Rover hat vor dem Restaurant geparkt.«
    Anderson schwieg einen Moment lang. »Ich denke, du solltest für ein paar Tage herkommen«, sagte er schließlich.
    »Damit du auf mich aufpassen kannst?«
    »Warum nicht? Du hast oft genug auf mich aufgepasst.«
    Ich hatte bereits darüber nachgedacht, wieder auf die Insel zu fahren, besonders seit Billys Anrufe darauf hindeuteten, dass er eher in der Nähe von Nantucket als Chelsea war. »Besteht eine Chance, dass ich noch einmal mit Darwin Bishop sprechen kann?«
    »Ich kann versuchen, es einzurichten«, sagte Anderson. »Er lässt dich bereits beschatten. Möglicherweise freut er sich über die Gelegenheit, dir persönlich auf den Zahn zu fühlen.«
    »Ich könnte heute Abend eine Fähre nehmen, vorausgesetzt natürlich, es gibt einen freien Platz. Wenn du das Treffen für mich arrangieren kannst, dann habe ich einen ziemlich vollen Terminkalender. Ich gehe morgen zu Brooke Bishops Beerdigung.«
    »Auf Julias Einladung hin?«, fragte er.
    »Ja.«
    Diesmal hielt sein Schweigen noch länger an. »Hör zu, wir kennen uns schon ziemlich lange, stimmt’s?«
    Ich wusste, worauf er hinauswollte. »Du brauchst es nicht zu sagen.«
    »Ich tue es aber trotzdem: Lass die Finger von ihr.«
    »Ich habe sie nicht angefasst«, versicherte ich.
    »Du hast nicht, und du
wirst
auch nicht?«
    Ich zögerte.
    »Hör zu«, sagte Anderson. »Ob du mit verheirateten Frauen rummachst, ist deine Sache. Ich werde dir ganz bestimmt keine Moralpredigt halten.«
    »Gut.«
    »Du musst die Finger von ihr lassen, weil

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