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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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etwa eine Stunde lang geweint, bevor sie aufgehört hat zu atmen. Julia und Claire waren die ganze Zeit bei ihr. Als sie bewusstlos wurde, haben sie 911 angerufen. Genauer gesagt, haben sie Darwin anrufen lassen.«
    »Was sagt der Arzt?«
    »Die Ärztin hat eine toxikologische Untersuchung durchgeführt und eine hohe Konzentration von … Nor … trip … irgendwas gefunden.«
    »Nortriptylin«, sagte ich.
    »Das war’s.«
    Nortriptylin ist ein Antidepressivum, das in Überdosierung tödlich sein kann. Eine zu hohe Konzentration im Blut verlangsamt die Reizleitung durch den Herzmuskel, sodass der Herzschlag unregelmäßig wird und dann in einen chaotischen Rhythmus verfällt, bei dem kein Blut durch den Körper gepumpt wird. »Woher kam das Nortriptylin?«, wollte ich wissen.
    »Es gehört Julia. Ein Psychiater in Aspen hat es ihr verschrieben«, antwortete Anderson. »Sie war vor etwa einem Jahr mit Darwin dort zum Skilaufen und fühlte sich wirklich mies. Als sie wieder nach Hause kamen, hätte sie sich besser gefühlt und aufgehört, das Zeug zu nehmen, sagt sie.«
    »Aber sie hat das Fläschchen aufbewahrt?«
    »Ja.«
    »Was denkst du?«
    »Um ehrlich zu sein, Frank«, sagte Anderson, »sieht es aus, als wäre Billy unser Mann.«
    Und ich hatte ihm noch nicht einmal erzählt, dass Billy in das Haus der Bishops eingebrochen war. »Wieso sagst du das?«
    »Er ist während der Beerdigung durch ein Badezimmer ins Haus eingedrungen und hat Bargeld und ein bisschen Schmuck gestohlen. Ich vermute, er hat beschlossen, einen kleinen Abstecher ins Kinderzimmer zu machen und Tess die Tabletten zu geben. Claire war die meiste Zeit des Abends in Darwins Arbeitszimmer und hat Briefe geschrieben.«
    »Woher weißt du, dass er überhaupt im Haus war?«, fragte ich.
    »Er hat eine Botschaft hinterlassen«, antwortete Anderson.
    »Wie lautete sie?«
    »Der Tag der Abrechnung ist gekommen. Alles Liebe, Billy.«
    »Wo hat er sie hinterlassen?«, fragte ich.
    »In einem leeren Umschlag, von dem Bishop sagt, er sei voller Geld gewesen – etwa fünf Riesen. Der Umschlag war in einem kleinen antiken Schreibtisch im Schlafzimmer. Ich schätze, dort bewahrt er sein Kleingeld auf.«
    »Interessant.« Verwundert darüber, dass Billy eine so eindeutige Spur am Tatort hinterlassen hatte, schüttelte ich den Kopf. »Billy hat mir vor etwa einer Stunde eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter in Chelsea hinterlassen. Ich habe bei dir angerufen, um es dir zu erzählen, unmittelbar bevor ich hergekommen bin.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Anderson.
    »Er sei durch das Fenster eingestiegen und hätte ein paar Sachen gestohlen. Das war alles.«
    »Einige meiner Leute durchkämmen das Haus nach Spuren. Wir werden sehen, was sie finden. Hier auf der Insel wird bald die Hölle los sein.«
    »Inwiefern?«
    »Ich habe die State Police gebeten, bei der Suche nach Billy zu helfen«, sagte Anderson. »Die kommen mit dreißig Mann und Hunden, Infrarot-Sichtgeräten und was weiß ich noch allem. Und das ist noch der harmlose Teil. Mit Hilfe seiner Kontakte konnte Bishop die Presse vielleicht bis jetzt noch im Zaum halten, aber das wird nicht mehr lange so bleiben. Sobald die Nachricht über Tess über die Ticker läuft, wird es hier von Reportern wimmeln. Ein reiches Kind, das zu Hause ermordet wurde, ist kalter Kaffee. Ein weiterer Mordversuch in derselben Familie, das stellt selbst die Ramseys und den Mord an ihrer kleinen Jean-Benet in den Schatten.«
    »Und übertrumpft sie um rund neunhundert Millionen«, bemerkte ich zynisch. »Wie geht es Julia?«
    »Steht unter Schock«, sagte Anderson. »Sie hat da drin keine zehn Worte gesprochen.«
    Ich wollte bei ihr sein. Mehr noch als das. Ich hielt es für meine
Pflicht
, ihr zur Seite zu stehen. Doch die Tatsache, dass es Julias Tabletten gewesen waren, durch die Tess eine Überdosis erlitten hatte, bereitete mir Sorgen. »Nach wie vor könnte jeder in dem Haus der Mörder sein«, sagte ich. »Die Symptome einer Nortriptylin-Vergiftung treten manchmal erst viele Stunden nach einer Überdosis auf. Tess könnte vor der Beerdigung vergiftet worden sein.« Mir kam noch ein anderer Gedanke. »Ich bin mir nicht sicher, ob Billy überhaupt weiß, dass eine Nortriptylin-Überdosis tödlich sein kann. Die Einzigen, die in Aspen mit dem Arzt gesprochen haben, waren Darwin und …«
    »Julia«, sagte Anderson. »Das stimmt. Niemand ist bislang völlig entlastet. Aber jeder würde sagen, dass Billy der

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