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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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gar keine. Er kämpfte nie. Alles, was er tat, war, sie wissen zu lassen, daß es ihn gab. Das war nichts und genügte; sie dachte voller Glück und Verzweiflung an ihn. Vielleicht, dachte Mayla, war diese Liebe die einzige positive Katastrophe in ihrem Leben. Sie hörte eine Stimme und sah in den Garten.
    Am Zaun stand eine Frau mit Regenschirm und Kartentasche. Sie rief, »Darf ich hereinkommen?« und kam auch schon mit zögernden, aber langen Schritten, stellte sich, noch in der Tür, als Journalistin und Bekannte von Kurt vor und sagte, kaum eingetreten, auch gleich, was ihr Wunsch war, mit dem Bischof über Gregorios Begräbnis zu reden, und mit wem sie annehme, die Ehre zu haben –
    »Mit Mayla, stimmt’s?«
    »Ja, Madam. Aber der Bischof ist außer Haus.«
    Elisabeth Ruggeri stellte ihren Schirm ab. Sie trug ein weitgeschnittenes blaßgelbes Hemd mit aufgesetzten Taschen, wie es sich Männer anfertigen ließen, die es im Ort zu etwas gebracht hatten. Ihr Blick glitt über den Schreibtisch.
    »Ich sehe, Sie haben das Heft mit den Fotos von Kurt. Wie gefallen sie Ihnen?«
    »Ich kenne nur eines.«
    »Vorn im Heft ist noch ein anderes. Aber erschrecken Sie nicht.«
    Mayla blätterte und fand das farbige Bild. Der Mann, der Kurt Lukas war, schien sein Messer mit aller Kraft in die Hündin zu treiben. »Ich glaube, so etwas darf man nicht aufnehmen, Madam.«
    »So etwas darf nicht geschehen, dann erübrigt sich auch die Frage des Fotografierens«, erwiderte Elisabeth Ruggeri. »Nein, da hat jemand mit kühlem Kopf abgedrückt. Sehen Sie sich die Augen des Tieres an. Oder besser nicht. Sie kannten diese Pekinesin doch sicher – West-Virginia –, der Name allein war schon eine Nachricht. Überhaupt die Namen hier, lauter Symbole. Hauptmann Narciso, Polizeichef. Gary Cooper-Gomez, Friseur. Jesus Fidelio, Postleiter. Lazarus, Handlungsreisender. Natürlich habe ich erst eine kleine Auswahl, aber vielleicht erfahre ich ja noch ein paar Namen von Ihnen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen, Madam.«
    »Erzählen Sie mir, wie die Menschen hier heißen, wie sie sind, was sie tun.«
    Mayla schloß die Illustrierte und legte die Telegramme darauf. »Ich kann Ihnen jetzt nichts erzählen. Ich habe zu tun. Ich bin Sekretärin eines Bischofs.«
    Elisabeth Ruggeri trat ans Fenster. »Ich habe eine Vorstellung, was das im Augenblick heißt. Als ich neulich mit dem Papst sprach, im Flugzeug, während seiner Madagaskarreise, sprachen wir auch über die Situation von Bischöfen in Ländern wie Ihrem. Sie dürfen mir glauben, daß ich mir wenig Illusionen mache. Und damit meine ich, in keiner Hinsicht. Ich rechne mit allem. Sogar damit, daß Kurt und Sie heiraten. Wenn das Begräbnis eine Weile zurückliegt; wird es noch diese Woche stattfinden?«
    »Ich habe keine Ahnung, Madam. Sprechen Sie häufiger mit dem Papst?«
    »Mit dem Papst? Nein.«
    »Es hatte sich so angehört.« Mayla nahm sich eine Zigarette und rauchte sie vorsichtig. »Während der Revolution war Lukas mit Ihnen zusammen, nicht wahr?«
    »Sie nennen ihn Lukas? Das klingt gut. Obwohl ich mich an seinen Namen gewöhnt habe. Kurt ist eben sehr unauffällig, vielleicht auch sehr deutsch. Jedenfalls ist es kein Rennfahrername. Ja, wir waren zusammen.«
    »Haben Sie mit Lukas geschlafen?«
    Elisabeth Ruggeri nickte.
    »Auch schon in Rom?«
    »In Rom? Nie.«
    »Und möchten Sie wieder mit ihm schlafen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Mayla faltete die Hände über dem Mund.
    »Wie alt sind Sie, Madam?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Dann sind Sie vielleicht zu großzügig. Möchten Sie etwas trinken?«
    »Sehr gern.«
    »Kaffee oder Eiswasser?«
    »Eiswasser wäre herrlich.«
    Mayla holte eine Kanne und schenkte ein. Ehe sie selbst trinken konnte, ging das Telefon. Eine Nachrichtenagentur; ob es richtig sei, daß Gregorios Beisetzung an einem geheimgehaltenen Ort stattfinde. Sie dementierte. Hier in Infanta, fügte sie hinzu, blühten die Gerüchte. Und es sei unbedingt von einer Anreise abzuraten, da es keine Betten gebe. Sie sprach mit müder, überzeugender Stimme.
    »Dann hatte ich offenbar Glück«, sagte Elisabeth Ruggeri. »Ich bewohne die Garderobe von Elvira Pelaez. Natürlich nicht die ganze.« Und sie erzählte, wie sie sich gestern abend mit der Sängerin über zwei Abteile ihrer Garderobe geeinigt hatte, die sie zum Pauschalpreis von hundert Dollar einen Monat lang nutzen konnte, Frühstück und Informationen extra. »Eine Frau, die einem nichts schenkt, ich

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