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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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rührte den Seifenschaum an und bestrich alle vom Tagesbart gefärbten Partien; nebenbei machte er auf die Beweise seiner Leidenschaft aufmerksam. Rund um den Frisierspiegel hing ein Kranz aus alten Filmbildern. Allen neuen Hollywoodhelden zum Trotz hielt Gerardo Gomez die Erinnerung an Gary Cooper wach. »Unser Größter«, sagte er beim Ansetzen des Messers, als spreche er von einem Kollegen. Dann knisterten die Stoppeln, und er unterhielt seinen Kunden mit Klatsch aus Infanta. Cooper-Gomez erzählte von einem kleinen Eingriff im Schönheitssalon schräg gegenüber. Um die Mittagszeit habe man Gezeter gehört, und eine halbe Stunde später sei Doña Elviras Leibeigener ins Freie gewankt. »Sie haben Ferdinand von einer Verengung befreit!« Gomez lachte Tränen und mußte die Rasur unterbrechen. Als er sich erholt hatte, kam er auf Bowles und nannte ihn allgegenwärtig. Angeblich fotografiere er jeden Bewohner, was aber nicht stimmen könne. »Mich hat er allein einen Nachmittag lang aufgenommen. Und am Ende gefragt, wo er die zwei Hübschen auf dem Plakat finden könne, vor allem das Mädchen.« Der Friseur lachte wieder, ehe er von Männern erzählte, die Mayla aus dem Plakat herausgetrennt hatten, um sie sich über ihrer Schlafstelle aufzuhängen. »Ja, und es gibt auch welche«, rief er, »die sich die andere Seite des Plakats mit nach Hause nehmen – zum Beispiel ich!« Gary Cooper-Gomez nahm ein Tuch und tupfte die restlichen Schaumflocken ab. »Kann ich wieder mit Ihnen rechnen, Sir?«
    »Morgen um die gleiche Zeit.«
    »Heißt das, Sie bleiben?«
    Kurt Lukas wollte ja sagen, aber öffnete nur den Mund; etwas getrübt durch den fleckigen Spiegel, sah er Augustin und dann Narciso in den Salon treten.
    »Wenigstens zwei der Anwesenden, vermutlich sogar dreien schlug in diesen Sekunden das Herz höher«, erzählte der Novize noch am selben Abend einem beglückten Horgan, der sich nach dem Essen von seinem zurückgekehrten Unterhalter hatte zum Pavillon schieben lassen. »Der Friseur traute seinen Augen kaum, als der bekannte junge Mann von dem Plakat – damit stelle ich nur eine Tatsache fest – plötzlich in seinem Salon stand, während mir beim Anblick von Mister Kurt ganz anders wurde, ebenso ging es wohl ihm; wir umarmten uns. Nur Hauptmann Narciso, der mir von der Haltestelle an gefolgt war, schien seinen Augen völlig zu trauen. Er sagte: Auf dem Plakat siehst du unschuldiger aus. Ich widersprach dem nicht und nahm auf dem freigewordenen Stuhl Platz, und Mister Kurt setzte sich neben den Hauptmann. Der Friseur strich mir das Haar aus der Stirn und sah mich fragend an, worauf ich nur murmelte, Wie auf dem Bild. Nach Komplimenten für meine Haut begann er mit der Arbeit, und ich schloß die Augen und wunderte mich über die Unterhaltung in meinem Rücken. Mister Kurt und Narciso sprachen zunächst über Kleidung. Bis der Polizeichef auf einmal bemerkte, alle Einzelheiten über Gregorios Heimkehr seien gewissen Kreisen längst bekannt gewesen. Und weil dies so sei, fügte er leise hinzu, spreche auch nichts dagegen, ihm einen Hinweis auf den Begräbnistermin zu geben. Daraufhin setzte mein Freund Kurt, wie ich im Spiegel sehen konnte, den ahnungslosesten Blick der Welt auf, und Narciso redete plötzlich von dem Plakat, dessen Echtheit selbst er bezweifle, ohne Beweise zu haben. Adaza, sagte er, könne nur noch als vermißt betrachtet werden; zuletzt sei der Fotograf mit zwei Männern aus Singlaubs Truppe gesehen worden. Damit stehe für ihn fest, daß die ganze Plakataktion ohne die Logistik des Ex-Generals undurchführbar gewesen wäre. Ja, wie man in Militärkreisen höre, habe John Singlaub den Werbefeldzug unter dem Namen Pfingstwunder vorbereitet, durchgeführt und in alle Nachrichten gebracht. Narciso sprang dann auf. Nach diesen offenen Worten erwarte auch er Offenheit. Nur durch Zusammenarbeit läßt sich eine Journalisteninvasion verhindern, erklärte er und verließ den Salon; Mister Kurt eilte ihm nach. Bin in einer Minute zurück, rief er mir zu.«
    Der Novize holte Luft.
    »Interessant«, flüsterte Horgan. »Interessant, Interessant. Weiter.«
    »Ich war also mit diesem Friseur allein«, fuhr Augustin fort. »Er korrigierte sanft meine Kopfhaltung – eine Maßnahme, die er in immer kürzeren Abständen traf – und wies mich auf die Filmbilder hin, die rund um den Spiegel hingen. Schließlich fragte er mich, ob ich bei ihm eine Ähnlichkeit mit Gary Cooper feststellen könne, was ich

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