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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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Plan wurde zurückgewiesen!«
    Butterworth hatte den Plan ohne Diskussion abgelehnt und grußlos den Raum verlassen, der Novize war sitzen geblieben; auf diese Situation hatte er mehr als gewartet. Er suchte ein Männergespräch. Während Kurt Lukas einen zweiten beachtlichen Bourbon trank, sagte Augustin beiläufig, wenn er sich nicht entschlossen hätte, die ganze Welt zu lieben, würde auch er einer Frau wie Mayla den Vorzug geben. Durchaus.
    »So, das würdest du.«
    »Nacht für Nacht«, fügte er hinzu. »Was hat das mit der Nacht zu tun?«
    »Ist die Liebe nicht eine Sache der Nacht?« Der Novize sah zum Fenster. Aus seinem Gesicht – er hatte eine sanft gebogene Nase, etwas aufgeworfene Lippen und ein nie verlöschendes Lächeln in den Augen – sprach noch ein Glaube an das Mysterium der Nacht, das alle Tagesgesetze aufhebt.
    »Was weißt du schon von der Liebe«, sagte Kurt Lukas. »Ich weiß, daß sie schön ist. Sonst würdest du kaum eine Nacht lang auf sie warten; schläfst du regelmäßig mit Mayla?«
    »Ich schlafe gar nicht mit ihr.«
    »Du lügst.«
    »Meinetwegen. »
    Augustin stand auf.
    »Hast du in Rom eine Freundin?«
    »Was heißt eine Freundin?«
    »Eine Frau, mit der man jede Nacht gerne schläft. Kennst du so jemanden in Rom?«
    »Leider nein.«
    »Dann war es wohl schon ziemlich dringend für dich, als du Mayla hier getroffen hast.« Augustin sah zu den Büchern und schien nachzudenken. »Und folglich schläfst du doch jede Nacht mit ihr«, beendete er dann seinen Gedanken über die Anwendung der Liebe.
    »Du redest Unsinn.«
    Kurt Lukas trat an eins der Fenster. Das Hochziehen von Doña Elvira hörte sich jetzt beängstigend an. »Dann unterrichte mich doch etwas«, sagte Augustin. »Du kannst mit dem Einfachsten anfangen: Worüber spricht man mit einer Frau im Bett?«
    »Worüber man sonst auch spricht. Nur etwas leiser.«
    »Aber doch mehr über wichtige Dinge.«
    »Nein. Mehr über unwichtige.«
    »Ich glaube dir nicht«, rief der Novize und baute sich, ein anmaßendes Leuchten in den Augen, vor Kurt Lukas auf, bereit, mit ihm zu ringen. »Warum erzählst du mir nicht die Wahrheit?«
    »Finde sie selbst heraus. Bei keiner Sache wird so viel gelogen.«
    »Das kann ich nicht, Father Lukas!«
    »Ich bin kein Priester. Aber du willst einer werden. Also vergiß die Frauen, okay?«
    Der Novize packte Kurt Lukas an den Schultern. Eines Tages werde er ringen mit ihm. Und, bei Gott, er sei ein guter Ringer. Einer, der nicht aufgebe. Ein Kämpfer. Und so werde er auch nicht aufgeben, bis er ein Priester sei, und nicht aufgeben, bis er zuvor eine Frau umarmt habe – Augustin ließ los, stürzte in den Gang und erschien wieder.
    »Betest du manchmal?« fragte er atemlos.
    »Nein.«
    »Wenn du es doch einmal tust, dann bete für mich.«

D oña Elvira hatte sich nicht zum ersten Mal im Ventilatorwind erkältet, aber noch nie so ungehemmt ihren Schnupfen über die Lautsprecher hinausposaunt; keiner litt darunter mehr als ihr Entdecker. Der Pilot und Musikliebhaber Ben Knappsack verwünschte die schwarze Sängerin, wenn sie bei jeder Instrumentalstelle mit dem Geräusch eines brodelnden Kessels hochzog, anstatt sich ein einziges Mal, auch auf die Gefahr fliehender Gäste, vor dem Mikrophon kräftig zu schneuzen. Andererseits hing er an Elvira Pelaez, einer Frau, die ihre Seele im Zwerchfell vermutete. Sie war sein Heilmittel gegen die Traurigkeit, die ihn immer wieder befiel, seit ihn die australische Luftwaffe wegen einiger Flaschen Bier entlassen hatte und er einen Mann wie Arturo Pacificador durch die Gegend flog. Der Ex-Gouverneur war ihm zuwider. Ein Mensch, der seine Reisen nur deshalb unternahm, um bei der Rückkehr triumphierend feststellen zu können, daß sich in seiner Abwesenheit nichts verändert hatte; wurde er in der Hinsicht mißtrauisch, blieb die Maschine am Boden, und er befaßte sich anhand eingeflogener Kataloge mit dem Ordern von Accessoires.
    Während solcher Zwangsurlaube kam Knappsack jeden Abend in die Bude und spielte zu den Liedern aus seiner Wehmutssammlung Schlagzeug. Es war die einzige Tätigkeit, die er neben der im Cockpit gelten ließ. Klapperdürr, in der Regel verschlossen und sparsam in seinen Bewegungen, platzte er schier aus den Nähten, sobald er zu trommeln begann. Alles an ihm schien dann aus den Angeln zu fliegen, bis auf eine Kappe mit dem Emblem seines früheren Geschwaders, an der Kopf und Körper gewissermaßen befestigt waren; einmal am Tag nahm er

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