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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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seltsam, diese Pflanzennamen, nicht wahr, der Anfang der Dichtkunst. Nehmen Sie nur die weiße Engelstrompete, die Vogelkopfblume, das Waldfeuer. Übrigens muß hier bald ein Weg angelegt werden, ein Weg zu meinen Kletterrosen und dem Platz, wo die Wäsche hängt, ich denke an Steinplatten, wir besitzen noch welche, eine Schenkung – nicht alle Schenkungen sind so nützlich wie Steinplatten, Mister Kurt. Jedenfalls bedeutete ein solcher Weg ein komfortableres Gehen; schon einmal Steinplatten verlegt, nein? – Fast jedes Wort von Pacquin hatte er sich behalten, obwohl er doch wenig behielt, kaum Italienisch konnte nach Jahren. – Wir werden sehen, Mister Kurt, werden sehen, ob Ihnen die Steinplatten liegen, falls Sie uns nicht verlassen, was wir alle bedauern würden. Und nun sollten wir gießen. Steht unsere Kanne bereit? Mayla füllt sie immer in der Frühe; man hört und sieht sie ja am Vormittag kaum. Aber die Zeichen ihrer Anwesenheit mehren sich dann im Laufe des Tages. – Nur Telefonnummern hatte er so genau im Gedächtnis behalten. Er trank seine Tasse aus und rieb sich die Augen.
    »Schon wieder schläfrig?« fragte Dalla Rosa.
    »Ein bißchen, Father, ein bißchen.«
    »Der Schlaf ist eine gute Einrichtung, Mister Kurt, nur sollte man keinen ständigen Gebrauch davon machen.«
    Kurt Lukas wollte sich verteidigen, am liebsten von seiner Nacht erzählen, erzählen, daß er wach gelegen war bis zum Morgen, in Gedanken bei Mayla und Gussmann, aber dann half ihm auch schon ein wenig Ablenkung. Auf seiner lärmenden Maschine, Zeitschriften schwenkend, kam McEllis über den Saumpfad, fuhr noch ein Stück durch die Wiese und hielt vor dem Pavillontürchen.
    Er brachte die Post. Einen eingeschriebenen Brief aus der Hauptstadt, der monatliche Zuschuß für die entlegene Station, neben dem Ruhegeld, das der Orden den alten Missionaren auszahlte, eine Summe, die alle geringeren Unkosten deckte; Butterworth entnahm den Scheck und nickte schwach. Ferner eine Ansichtskarte von Gregorio (nichts verwirrte die Geheime Polizei mehr als Offenheit), die Tageszeitungen und, in überraschend gutem Zustand, das Newsweek-Heft der letzten Woche. McEllis hob die Karte in die Höhe. »Aus Rom.« Er zeigte jedem das farbige Bild und erklärte Pacquin, bei dem Motiv handle es sich um die Engelsbrücke in der Abenddämmerung. Dann verlas er den Text. »Brüder! Der römische Januar ist kühl, und man sagt hier, der Februar wird nicht besser. Mein Hexenschuß braucht Klimawechsel: In einem Monat könnte ich befreit sein von diesem tollen Hund in meinem Rücken, das wäre wahrlich Gold wert. Gott segne Euch, Greg (z. Z. Tourist wie tausend andere).« McEllis gab die Karte weiter, und jeder las sie noch einmal in Ruhe. Alle wurden sich einig in der Exegese, daß Gregorio im Falle eines Machtwechsels einen Monat nach Vereidigung der neuen Regierung als gewöhnlicher Reisender heimkehre und damit rechne, am Flugfeld von Cagayan de Oro ohne Bahnhof abgeholt zu werden. »Es kann sich nur um Cagayan handeln«, erklärte Butterworth, »die Stadt der Hunde und des Goldes.« Immer wieder lasen sie die Zeilen, immer wieder kamen sie zu demselben Ergebnis, bis der Superior empfahl, die Karte einige Tage liegen und das Thema damit ruhen zu lassen, um es in einer nüchternen Stunde wieder aufzugreifen. Dem stimmten alle zu, und die Tageszeitungen wurden entfaltet; Kurt Lukas hatte sich das Newsweek-Heft genommen.
    Aus Gewohnheit begann er von hinten zu blättern. Drei Buchbesprechungen, ein Artikel über das Kunstherz, ein Beitrag über Selbstmordforschung, dann ein Bildbericht über Wandlungen im chinesischen Alltag. Er blätterte rascher. Es folgte ein Kasten über häufige Hotelbrände in Südostasien, und zwei Seiten weiter sah ihm der Bischof entgegen. Pio De Castro und Schwester Angel im Jeep, ein Foto zu einem Artikel über den schwelenden Bürgerkrieg auf der Großen Südinsel. Der Artikel war unterbrochen von einer doppelseitigen Anzeige. Singapore und seine Vorzüge, Fortschritt und Tradition. Links bienenfleißige Menschen in staubfreien Zonen, rechts Writers Bar, Raffles Hotel, ein Autor mit Whisky und Füllfederhalter im Moment eines Einfalls, unergründlich lächelnd, mit einem Seitenblick für eine träge Schöne am Rande des Bildes. Kurt Lukas bei der Arbeit.
    McEllis beugte sich zu ihm. »Unser Bischof hat Sie auch gleich erkannt, Mister Kurt. Wir sprachen über den Bürgerkriegsartikel. Er ist ein wenig ungenau, ganz im Gegensatz

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