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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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nicht da­rauf hinweisen, dass das alles unter uns bleibt?«
    Â»Müssen Sie nicht. Es ist mir egal, was Sie damit veranstalten. Ich stehe Ihnen auch weiterhin zur Verfügung, wenn Sie es wünschen«, sagte Dr. Zimmermann und erhob sich. Den Umschlag mit dem Geld steckte er in sein Jackett und verabschiedete sich in Richtung Bar.
    Und ob ich es wünsche, dass du mir zur Verfügung stehst, dachte Dr. Rose. Sehr bald sogar schon. Dieses Mittel ist perfekt. Nichts fürchten die Menschen mehr als das Unbekannte, nicht Greifbare, wohl wissend, dass es jederzeit überall sein kann. Man kann es nicht riechen oder schmecken, eine Art flüssiges Phantom. Wie sollen wir zukünftig mit der Masse unserer Widersacher umgehen? Alle wegsperren oder töten? Wir leben in einem neuen Jahrtausend. Ich nehme ihnen das Wertvollste, was sie haben, ihr Augenlicht. Es wird sich unter unseren Gegnern herumsprechen. Der psychologische Effekt ist viel wirkungsvoller als jede andere Strafandrohung. Die ersten Inhaftierten auf der Insel werden uns gute Testergebnisse in Bezug auf Mengen und Dosierungen liefern. Ich werde das Land im Griff haben und ich werde Herr über Licht und Schatten sein, dachte Dr. Eckbert Rose, als er zum Flugsteig ging. Einen Namen für das Mittel hatte er auch schon: ARS – Buchstaben aus dem Wort AMAUROSE – völlige Blindheit.

    Matti Klatt hatte die vergangene Nacht im Gesindehaus geschlafen und war erst gegen Mittag aufgestanden. Nachdem er geduscht und gegessen hatte, organisierte er telefonisch seine Vertretungsstunden im Fitnessstudio. Die Trainerin war nicht begeistert, als sie hörte, sie müsse für die nächsten acht Wochen für ihn einspringen. Mit etwas Überredungskunst willigte sie aber schließlich doch noch ein. Natürlich haben sie das Gespräch abgehört, dachte Matti Klatt. Also werde ich die Kennzeichen der gestrigen Besucher in der Villa auf einem anderen Weg an die Polizisten weitergeben. Ich wette, dass es sich um die Mitglieder des Komitees gehandelt hat. Es waren nur eine Handvoll Leute. Dem äußeren Anschein nach biedere Leute. Gut gekleidet, mit schicken Autos. Und in ihrem Umfeld ahnte natürlich niemand, was sich wirklich hinter der Fassade verbarg.
    Seit einiger Zeit verspürte Matti Klatt immer häufiger eine Art innere Unruhe. Nein, es war Angst. Er hatte die Empfindung, vom Hals abwärts wie gelähmt zu sein. Bei vollem Bewusstsein und klarem Kopf, unfähig, sich zu bewegen. Für einen Moment war es ein sicheres Gefühl, still dazusitzen, nicht zu handeln und lieber abzuwarten, um zu sehen, was passierte. Man konnte ja doch nichts machen.
    Aber ich bin nicht wirklich gelähmt, ich kann mich bewegen und muss etwas tun.
    Matti Klatt stand auf und ging ans Fenster. Er blickte auf die gegenüberliegende Villa. Man durfte sich nur nicht seinem Schicksal ergeben. Der Mann, der aufstand und sich bewegte, hatte die Zukunft auf seiner Seite. Als hinter ihm die Tür geöffnet wurde, drehte er sich, aus seinen Gedanken gerissen, um.
    Ein ihm unbekannter Mann sagte: »Wir wären dann so weit. Alles, was Sie brauchen, ist hier in dieser Reisetasche. Ihr Zug fährt in zwei Stunden ab. Wir bringen Sie jetzt zum Bahnhof.«

    Im Vernehmungszimmer der Untersuchungshaftanstalt Weimar wartete Hubaczek auf Arndt. Er hatte ein Diktiergerät auf dem Tisch postiert und seinen Laptop aufgestellt. Die wichtigsten Fragen hatte er bereits formuliert. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Als die Tür aufging, sah er, dass die beiden SEK-Beamten, die kurz zuvor Staatsanwalt Feller festgenommen hatten, auch Arndt eskortierten. Er trug Hand- und Fußfesseln.
    Â»In Ordnung. Sie können ihm die Dinger abnehmen und dann einen Kaffee trinken gehen. Wenn wir hier fertig sind, rufe ich Sie«, sagte Hubaczek. Die beiden groß gewachsenen Männer nickten nur und gingen.
    Â»Mein Name ist Oberkommissar Hubaczek, ich bin von der Mordkommission. Da wir noch kein Ermittlungsverfahren gegen Sie eingeleitet haben, werde ich Sie jetzt nur befragen und nicht vernehmen. Lassen wir die üblichen Spielchen, ich bin über das meiste im Bilde. Wir haben wenig Zeit. Einverstanden?«
    Â»Ganz meine Meinung. Sie haben wirklich keine Zeit, da kann ich Ihnen nur zustimmen. Soweit es mir möglich ist, helfe ich Ihnen. Stellen Sie Ihre Fragen.« Arndt setzte sich aufrecht an den Tisch und legte beide Arme obenauf.

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