Infantizid
Und mehr durfte ich auch nicht wissen. Alle Informationen, auch die der anderen Gruppen, gingen direkt an Walbe.«
Frage: »Können Sie uns sagen, wie viele Leute angesprochen wurden und wer diese namentlich sind?«
Antwort: »Ich schätze, in der Zeit, als ich in dieser Gruppe tätig war, wurden circa 500 angesprochen. Ich selbst hatte ungefähr 50 Gespräche. Aufzeichnungen daÂrüber existieren nur in der Firma. Ein paar Namen würde ich noch zusammenbekommen. Ich kann sie Ihnen aufschreiben. Die Namen der Ermittlungsgruppe sind mir bekannt, ebenso ein paar von der Ãberwachungsgruppe. Die Cleaner kenne ich nicht.«
Frage: »Ihre Identität bekam ein anderer Mann mit richtigem Namen Ralph Jentzsch. Kennen Sie ihn?«
Antwort: »Nein, ist mir unbekannt.«
Frage: »Wie wurde âºInfantizidâ¹ finanziert?«
Antwort: »Ich war bei der Omicron AG angestellt und bekam auch mein Gehalt von ihr. Sie war ja im Prinzip nur ein Zulieferer. Nach einiger Zeit änderte sich mein Aufgabenfeld. Ich war nun zuständig für die Rekrutierung von Mitarbeitern, die in die Schwarze Division integriert werden sollten. Die Herangehensweise war etwas anders. Diese Leute wurden anfangs vorsichtig befragt und wenn sie einverstanden waren, war alles in Ordnung. Jene, die noch zögerten, wurden gekauft. Wie Söldner. Das Geld stammte unter anderem auch aus Ãberfällen. Das hatte ich gehört, Einzelheiten dazu weià ich nicht. Auch ist mir nichts über diejenigen, die trotz des Geldes nicht mitgemacht haben, bekannt. So einen Fall wird es kaum gegeben haben, ich war ja entsprechend geschult und hatte einen Blick dafür.«
Frage: »Wer waren oder sind die Angehörigen der Schwarzen Division?«
Antwort: »Ausnahmslos ehemalige Freiwillige von Spezialeinheiten der Bundeswehr und der ehemaligen Nationalen Volksarmee. Das war die Bedingung, die General Rybakow stellte. Die Leute waren gut ausgebildet. Man musste die erlernten Fähigkeiten nur noch mal aufpolieren und sie in ihre neue Aufgabe einweisen. Ich schätze, dass insgesamt bis jetzt über 5.000 Mann entsprechend vorbereitet auf ihren Einsatz warten.«
Frage: »Wer ist General Rybakow und wo werden diese Leute ausgebildet?«
Antwort: »Er ist ein russischer Fallschirmjägergeneral, der das Unternehmen âºEiserne Faustâ¹ ausgearbeitet hat und leiten wird. Das Lager befindet sich in Litauen, in der Nähe von Kaunas, auf dem ehemaligen Ãbungsgelände der 7. Garde-Luftlande-Division.«
Frage: »Zu welchem Zweck wurde die Schwarze Division gegründet und was wissen Sie über die Unternehmen âºEiserne Faustâ¹ und âºTsunamiâ¹?«
Antwort: »Sie wurde nur aus einem einzigen Grund geschaffen: um diese Unternehmen durchzuführen. Die Schwarze Division soll den Umsturz militärisch durchsetzen. Zeitgleich sollen alle Landesregierungen sowie die Bundesregierung eliminiert werden. Danach sichert die Schwarze Division sämtliche Schaltzentralen der Macht und sorgt dafür, dass kein Chaos unter der Bevölkerung entsteht. Zu diesen Erkenntnissen kam ich erst spät, lange nachdem ich in Kaunas auf meine Aufgabe vorbereitet worden war. Denn nach einiger Zeit wurde mir mitgeteilt, dass auch ich ein Kommando führen sollte. Wie ich feststellte, waren in Kaunas zu bestimmten Zeitpunkten immer nur diejenigen Angehörigen der Schwarzen Division versammelt, die ausschlieÃlich auf den Einsatz in ihrem Bundesland vorbereitet wurden. Ein Beispiel. Nach der anfänglichen allgemeinen militärischen Grundausbildung erfolgte die Einteilung und Spezialisierung der Aufgaben. Ich sollte das Kommando Thüringen, Deckname âºEFâ¹, leiten. Insgesamt standen mir dazu 350 Mann zur Verfügung. Nun sind es 60 weniger. Zuerst wurden wir mit allen Personen des öffentlichen Lebens vertraut gemacht, die es auszuschalten galt. Wir mussten uns alle Namen, Positionen und natürlich das Aussehen einprägen. An einem Modell und mithilfe von Zeichnungen und Fotos machten wir uns mit den Ãrtlichkeiten der Thüringer Staatskanzlei vertraut. Mit diesem Wissen entwickelten wir einen Angriffsplan. Der sah unter anderem vor, dass wir am Tag X aus der Luft zuschlagen sollten. Aus mir nicht bekannten Gründen wurde dieser Plan geändert. Stattdessen sammelt sich das Kommando nun an einem Ausgangspunkt in der Nähe der Landeshauptstadt.
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