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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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erstklassige Arbeit geleistet. In seinem Bataillon gab es keine Verletzten oder Toten zu beklagen.

    Montag, 24. Dezember 1979, 21:10 Uhr, Militärflugplatz Bagram, 75 Kilometer nördlich von Kabul, Afghanistan, elf Jahre später
    1978 stürzte die marxistisch orientierte Demokratische Volkspartei, von hohen Militärs gestützt, das Daud-Regime in Afghanistan. Aber die Versprechungen, welche diese Partei dem in Not und Elend lebenden Volk gemacht hatte, erfüllten sich jedenfalls nicht. Am 08. Oktober 1979 wurde der Staatschef und Vorsitzende der Partei, Nur Muhammed Taraki, von Mitgliedern seiner eigenen Partei ermordet. Hafizullah Amin ließ sich zum Ministerpräsidenten ernennen. Die Ereignisse in Afghanistan riefen bei der Moskauer Führung die Befürchtung hervor, dass sie ihren Einfluss auf das Land verlieren könnte. Man erhöhte die Zahl der sowjetischen Militärberater und beorderte Truppenkontingente nach Afghanistan.
    Oberst Anatoli Rybakow, inzwischen 41 Jahre alt, der elf Jahre zuvor mit seinem Kommando Alexander Dub č ek festgenommen hatte, befand sich mit seinem Luftlande­regiment auf dem Militärflugplatz Bagram, 75 Kilometer nördlich von Kabul. Zusammen mit Generalleutnant Viktor S. Paputin, dem Chef der Speznas-Sondereinheiten, bereitete er die Eroberung Kabuls vor. Es landeten nun die ersten Transportmaschinen aus Usbekistan und Tadschikistan. Die Luftbrücke war wenige Stunden zuvor eröffnet worden. Alle zehn Minuten trafen Angehörige der 105., 104. und 103. Garde-Luftlande-Divisionen mit ihrer gesamten Ausrüstung ein. Sie hatten den Auftrag, den wichtigen Salang-Tunnel und andere Zufahrtswege zu sichern.
    Trotz der auf vollen Touren laufenden Besetzung war es ihnen gelungen, Ministerpräsident Amins Befürchtungen, dass die Sowjets einen Machtwechsel planten, zu zerstreuen. Bis zum 27. Dezember. Die Panzer der Luftlandedivisionen rollten gerade über die Stadtgrenze von Kabul, während sich hochrangige afghanische Politiker auf einer Cocktailparty der sowjetischen Militärs befanden. Gegen 19 Uhr war die Party beendet. Die sowjetischen Gäste durften das Gebäude verlassen, die Afghanen hielt man fest.
    Oberst Rybakow und seine Fallschirmjäger stürmten an diesem Abend das Rundfunk- und Fernsehgebäude, verschiedene Ministerien und die Fernmeldezentrale. In seiner Einheit gab es nur ein paar Leichtverletzte.
    Im Gegensatz dazu stieß Generalleutnant Paputin mit seinen Speznas bei der Einnahme des Darulaman-Palastes, dem Sitz der Regierung, auf starke Gegenwehr. Erst nach heftigen Kämpfen wurde der Palast eingenommen. Paputin kam dabei ums Leben. Bereits gegen 22 Uhr befand sich Kabul in den Händen der Luftlandedivisionen. Offiziell übernahm Babrak Karmal die Führung. Er wurde nun mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt.
    Nach dieser weiteren erfolgreichen Aktion wurde Oberst Rybakow aus Afghanistan abgezogen. Er wurde zum Generalmajor befördert und nach Litauen versetzt. Die 7. Garde-Luftlande-Division, deren Motto ›Der Mut   – Die Kühnheit – Die Ehre‹ war, bekam mit ihm einen neuen, kampferprobten Kommandeur. Er war stolz darauf, als einer der jüngsten russischen Generäle einen großen militärischen Verband zu führen. Der Standort befand sich in Kaunas.

    Sonntag, 13. Januar 1991, Vilnius, Litauen, sogenannter ›Blutsonntag‹
    Zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 1988 wurde Anatoli Rybakow zum Generalleutnant befördert.
    Die Vollendung des Kampfes der baltischen Völker um nationale Selbstbestimmung seit dem 19. Jahrhundert sollte später als Singende Revolution bezeichnet werden. Ausgelöst wurde sie durch den Amtsantritt von Michail S. Gorbatschow als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU im März 1985. Kaum hatte Glasnost die Schleusen geöffnet, wurde öffentlich, dass keines der größeren nichtrussischen Völker der Sowjetunion freiwillig sowjetisch geworden war.
    Am 18. Mai 1989 verabschiedete der Oberste Sowjet in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, eine Souveränitätserklärung, in der Litauens Anschluss an die UdSSR erstmals als gewaltsam und widerrechtlich bezeichnet wurde. Am 11. Januar 1990 besuchte Gorbatschow Litauen. Nach drei Tagen im Lande verstand er, dass es nicht zu halten war. Am 11. März 1990 um 17 Uhr verabschiedete nunmehr der Oberste Rat von Litauen unter dem

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