Infernal: Thriller (German Edition)
eine Waffe im Haus hat?«
»Das hier ist Louisiana«, sagt Kaiser. »Gehen Sie lieber davon aus, dass er eine hat. Was wissen wir über seine Freundin?«
»Ihr Name ist Linda Knapp«, antwortet Baxter. »Sie ist neunundzwanzig und arbeitet als Barfrau. Er ist seit einem Jahr mehr oder weniger mit ihr zusammen. Die Frage ist, reden wir jetzt mit ihm oder warten wir noch?«
»Jetzt«, sagt Kaiser. »Solange er sauer ist. Wir gehen rein, nehmen ihn hart ran, warten, bis er sich halbwegs beruhigt hat, und dann kommt Jordan dazu.«
Baxter wendet sich zu mir, und als er spricht, rieche ich Kaffee in seinem Atem. »Das ist etwas anderes als das Gespräch mit Roger Wheaton. Gaines ist ein gewalttätiger Ganove.«
»Ich habe meinen Verzicht auf Schadensersatzansprüche heute Morgen unterschrieben. Kaiser ist bewaffnet, und draußen warten Cops. Ich bin bereit.«
Baxter zögert noch einen Augenblick länger, dann schlägt er auf das Paneel, das uns vom Fahrer des Lieferwagens trennt. Der Motor brüllt auf, und wir machen einen Satz rückwärts, dann vorwärts. Als wir vom Campus rollen, sucht Kaiser Blickkontakt mit mir und nickt dankbar.
Leon Gaines wohnt in einem schmalen Haus in der Freret Street, hinter der Endstation von St. Charles und Carrollton und ganz nahe beim Fluss. Die Gegend liegt hinter einem alten Einkaufszentrum und wird hauptsächlich von Schwarzen bewohnt. Die Menschen hier kümmern sich nur um ihren eigenen Kram, und eine Vorstrafe ist kein Schandmal. Alte Leute sitzen auf überdachten Veranden, manche trinken aus Papiertüten, andere schaukeln langsam und beobachten den vorbeikommenden Verkehr. Kinder, die zu jung sind, um zur Schule zu gehen, spielen in winzigen Höfen oder auf der Straße, und an den Ecken sammeln sich kleine Gruppen von Kindern im Schulalter. Unser Fahrer umrundet einmal den gesamten Block, damit wir einen Überblick bekommen, dann hält er einige Einfahrten vor Gaines’ Haus an.
Baxter öffnet die Tür. »Vergessen Sie nicht, was auf dem Spiel steht, John. Das ist unsere einzige saubere Chance, ihn zu erwischen.«
Kaiser nickt, dann steigt er aus und setzt sich auf dem gesprungenen Pflaster in Bewegung. Dr. Lenz hat Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Einige Sekunden später ertönt Kaisers Stimme aus den Lautsprechern.
»Unterlassen Sie jede Reaktion auf das, was ich tue«, sagt er. »Tun Sie so, als sei es das Normalste auf der Welt, selbst wenn es Sie schockieren sollte.«
»Was haben Sie vor?«, fragt Lenz.
»Was auch immer ich für richtig erachte. Und vergessen Sie nicht, dass wir ihn nach Marcel de Becque fragen. Bei Wheaton haben wir es versäumt.«
»Sie haben Recht«, schnauft Lenz.
Neben mir sagt Baxter: »Sie haben den größten Teil des Treffens heute Morgen versäumt. Wir haben herausgefunden, dass tatsächlich böses Blut zwischen de Becque und Christopher Wingate geherrscht hat. Fast die gesamte Kunstgemeinde weiß Bescheid. Als Wingate diese Bilder verkauft hatte, die er de Becque versprochen hatte, rächte sich der Franzose damit, dass er Wingate einen großen Investment-Deal weggeschnappt hat. Wir haben noch keine Einzelheiten.«
»Ich kann Gaines’ Geschrei von hier aus hören«, sagt Lenz nervös.
»Da wären wir«, sagt Kaiser.
Ihre Sohlen klappern über Holzstufen, dann schlägt eine Fliegentür gegen den Rahmen, und energisches Klopfen hallt durch den Lieferwagen.
»Leon Gaines!« , ruft Kaiser. »Öffnen Sie! Hier ist das FBI!«
Einen Augenblick herrscht Stille, dann ertönt ein dumpfer, herausfordernder Ruf.
»Das wird nicht leicht«, sagt Baxter.
Das unverwechselbare Geräusch einer aufgerissenen Tür kommt durch die Lautsprecher. Dann dröhnt ein New Yorker Akzent mit alkoholschwerer Zunge: »Wer zur Hölle sind Sie? Schreibtischwichser von der Kreditgesellschaft? Wenn ja, dann hab ich was für Sie!«
»Ich bin Special Agent John Kaiser vom FBI. Und ich habe etwas für Sie, Leon Gaines. Einen Durchsuchungsbefehl. Treten Sie von der Tür zurück.«
»FBI?«, fragt die Stimme verwirrt. »Durchsuchung? Warum denn das?«
»Treten Sie von der Tür zurück, Mister Gaines.«
»Was hat das zu bedeuten, Mann? Das hier ist mein Haus!«
Eine leise weibliche Stimme sagt irgendetwas Unverständliches.
»Verschwinde ins Schlafzimmer!« , brüllt Gaines.
»Ich habe Sie zweimal aufgefordert, von der Tür zurückzutreten«, sagt Kaiser. »Entweder, Sie kommen dieser Aufforderung jetzt nach, oder ich schaffe Sie aus dem Weg.«
»Hey, kein Problem.
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