Infernal: Thriller (German Edition)
Aber ich will zuerst Ihren Durchsuchungsbefehl sehen.«
Das Geräusch von raschen Handgreiflichkeiten wird übertönt von einem erschreckten Laut des Psychiaters und dem lautstarken Protest von Gaines.
»Was hat Kaiser getan?«, frage ich, und meine Hand umkrampft einen Metallrahmen.
»Er hat ihn aus dem Weg geschafft«, sagt Baxter. »Wie er es angekündigt hat. Bei einem Ex-Sträfling wie Gaines muss man schnell klarstellen, wer der Chef ist.«
»Wir haben zwei Möglichkeiten, Leon«, sagt Kaiser mit einer Stimme, die ich kaum wiedererkenne. »Wir können miteinander reden, oder wir können diesen Abfallhaufen durchsuchen. Jetzt im Augenblick will ich reden. Wenn mir gefällt, was ich höre, müssen wir vielleicht nicht suchen. Wenn mir nicht gefällt, was ich höre, werden wir suchen, und ich bin ziemlich sicher, dass wir über ein paar Drogen stolpern werden. Oder eine Waffe. Sowohl das eine als auch das andere würde Sie auf direktem Weg nach Angola bringen ...«
»Worüber wollen Sie reden?«
»Kunst.«
»Was?«
»Über Kunst, Leon. Ihre Gemälde.«
»Oh.«
»Im Lauf der letzten anderthalb Jahre sind elf Frauen spurlos aus New Orleans verschwunden. Wissen Sie das?«
»Ja. Na und?«
»Was wissen Sie darüber?«
»Was sie im Fernsehen berichten.«
»Wir haben eine Serie von Gemälden entdeckt, die diese verschwundenen Frauen zeigen. Auf den Gemälden sind die Frauen nackt und posieren, als wären sie am Schlafen oder tot. Die Augen geschlossen, die Haut ganz blass und so weiter.«
»Und?«
»Das letzte Bild dieser Serie hat über eine Million erzielt.«
»Sehe ich vielleicht aus, als hätte ich gerade eine Million gemacht?«
»Ihre Bilder enthüllen einen Hang zur Gewalt, Leon«, sagt Lenz.
»Wer zur Hölle sind Sie?«
»Das ist Doktor Lenz, Leon«, sagt Kaiser. »Sie werden respektvoll mit ihm sprechen, oder Sie finden sich im Vaseline-Programm von Angola wieder. Das ist das einzige wirkliche Selbsthilfeprogramm, das es dort gibt.«
Gaines schweigt.
»Der Künstler, der diese Gemälde angefertigt hat, unterzeichnet seine Arbeiten nicht. Doch wir haben ein paar Haare von Zobeln auf den Bildern gefunden. Kolinski-Zobeln. Klingt das bekannt in Ihren Ohren?«
Erneut Schweigen, während Gaines nachdenkt. »Das sind diese teuren Pinsel, die Wheaton uns beschafft hat, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Sie haben Pinselhaare von Hongkong bis zur Tulane University zurückverfolgt?«
»Genau das, Leon. Das ist unser Job. Wir können Schamhaare aus einem Puff in Algier bis zu Ihrem Arsch zurückverfolgen, wenn es sein muss. Ich will ein paar Antworten. Sie verschwenden fünf Sekunden meiner Zeit, und Sie finden sich auf dem Highway Sixty-one auf dem Weg nach Norden wieder.«
Gaines sagt nichts.
»Wo waren Sie vor drei Tagen nach der Museumseröffnung?«
»Hier zu Hause.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Linda!« , brüllt Gaines so laut, dass das Mikrofon übersteuert, das Lenz bei sich trägt.
Eine kurze Pause, dann fragt Kaiser: »Miss Knapp?«
»Wer will das wissen?«, antwortet eine kratzbürstige Frauenstimme.
»Ich bin vom FBI. Könnten Sie uns sagen ...«
»Sag diesen Jungs, dass wir nach der NOMA-Geschichte hier waren«, unterbricht ihn Gaines. »Sie wollen mir nicht glauben.«
»Scheiße!«, murmelt Baxter.
»Das ist richtig«, sagt die Frau. »Wir sind auf direktem Weg nach Hause gegangen. Ich hab mich total gelangweilt. Jeder glaubt, es wäre richtig scharf auf diesen Kunstausstellungen. Dann waren wir den ganzen Abend hier.«
»Kann das sonst noch jemand bestätigen?«, fragt Kaiser.
»Nein«, erklärt Gaines. »Wir haben uns einen richtig schönen Abend gemacht, kapiert?«
»Kapiert«, sagt Kaiser müde.
»Das ist alles«, sagt Gaines und entlässt seine Freundin, als wäre sie eine Kellnerin.
»Ist sie Ihr ständiges Alibi, Leon?«, fragt Kaiser.
»Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden, Mann!«
»Erzählen Sie mir von Roger Wheaton.«
»Was ist mit ihm?«
»Warum wollten Sie in sein Programm?«
»Weil Roger der Mann ist.«
»Wie meinen Sie das?«
»Er macht dieses Ding und gibt einen Scheiß drauf, was irgendjemand davon hält. Und weil er das sein ganzes Leben lang so gemacht hat, ist er jetzt ein reicher und berühmter Mann.«
»Sie wollen ebenfalls reich und berühmt sein, Leon?«
»Was dagegen?«
»Mögen Sie Wheaton?«
»Was heißt das schon, mögen oder nicht mögen? Der Junge malt, und das ist es.«
»Respektieren Sie ihn?«
»Der Typ ist am Sterben,
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