Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
tadelnden Blick zu, doch er äußert keine Missbilligung über meine Anwesenheit. Dr. Lenz scheint sich seit dem Nachmittag zumindest umgezogen und ein wenig frisch gemacht zu haben. Wahrscheinlich hat er sich von einem Agenten zum Windsor Court fahren lassen, um Tee und Gebäck zu sich zu nehmen und zu duschen.
    »Wie hat sie es gemacht?«, fragt John.
    »Ich zeig’s Ihnen«, antwortet Baxter.
    Er geht zu einem Techniker bei den Monitoren und sagt etwas zu ihm, dann kommt er zu uns zurück. Einer der Bildschirme wird dunkel, und wir sehen frontal auf die Pension, in der Thalia wohnt. Es ist Nacht, und dichter Regen behindert die Sicht. Während wir hinsehen, kommt eine Frau mit einem Regenschirm und einem Schlapphut aus dem Haus gerannt und steigt in einen weißen Nissan ein, der am Rand der mit Pfützen übersäten Straße parkt.
    »Das ist Jo Ann Diggs«, sagt Baxter. »Eine der Frauen, die auf der gleichen Etage wie die Laveau wohnen.«
    Der Nissan Sentra fährt zügig los, doch nach ein paar Metern bremst er abrupt und setzt wieder zurück. Jo Ann Diggs steigt aus, rennt ins Haus zurück und verschwindet im Innern wie eine Frau, die ihre Handtasche oder die DVD aus dem Videoverleih vergessen hat, die sie unbedingt noch zurückgeben muss. Zwanzig Sekunden später kommt sie mit einem Buch in der Hand wieder aus dem Haus, eilt zum Wagen, steigt ein und fährt davon.
    »Das«, sagt Baxter, »war Thalia Laveau.«
    »Ihre Nachbarin hat ihr geholfen«, sagt John.
    »Die Laveau hat hinter der Tür gewartet. Sie hat den Hut und den Schirm genommen und ist nach draußen zum Wagen der Diggs gerannt, während die Diggs nach oben in das Apartment der Laveau gegangen ist und dort ferngesehen hat, um sie zu decken.«
    »Wie sind Sie dahinter gekommen?«, frage ich.
    »Irgendwann früher am Tag rief Thalia Laveau eine Freundin vom Campus an und verabredete sich mit ihr für elf Uhr nachts. Die Freundin wohnt in der Lake Avenue, an der Grenze zwischen Orleans und Jefferson Parish. Als die Laveau gegen Mitternacht immer noch nicht dort eingetroffen war, rief die Freundin die Polizei an, und das NOPD alarmierte uns.«
    »Die Freundin behauptet, dass die Laveau zum Tee kommen wollte«, sagt Lenz, »doch es war offensichtlich mehr als das. Thalia Laveau hat sich unserer Überwachung entzogen, um die Identität ihrer Geliebten zu verschleiern.«
    »Vielleicht war es gar nichts Sexuelles, das sie verschleiern wollte«, sagt John. »Vielleicht ist die Laveau die Malerin. Vielleicht hat die heutige Vernehmung sie in Angst versetzt und zur Flucht veranlasst. Indem sie ein Treffen mit der anderen Frau verabredet und es dann versäumt, könnte sie uns zu der Schlussfolgerung verleiten, dass sie entführt wurde.«
    Baxter setzt zu einer Erwiderung an, aber mein Ärger lässt mich nicht abwarten. »Wissen Sie, was Sie brauchen? Sie brauchen eine Frau in Ihrer Mannschaft, und zwar rund um die Uhr!«
    »Und warum das?«, fragt Lenz.
    »Damit Sie sich nicht in derart abstruse Ideen versteigen! Ich fahre in mein Hotel zurück. Sie haben nicht die geringste Chance, Thalia Laveau zu finden, solange Sie in diesen Bahnen denken!«
    »John«, sagt Baxter. »Arthur hat nicht geraten. Die Laveau hat ihre Bewacher tatsächlich abgeschüttelt, um ihre Freundin zu schützen. Sie ist lesbisch, aber sehr diskret. Die beiden Frauen haben eine langjährige Beziehung. Nur ihre Angst um Thalia brachte die Freundin dazu, uns die Wahrheit zu erzählen. Sie hat Thalia nicht nur für die Dorignac-Geschichte, sondern wenigstens für fünf weitere Entführungen ein Alibi gegeben.«
    Ich schüttele den Kopf und kämpfe gegen unerwartete Tränen der Hilflosigkeit.
    »Es tut mir Leid«, sagt John. »Ich kann nicht anders, als so zu denken. Es ist eine Gewohnheit. Ich suche immer nach der Logik.«
    »Es liegt nicht an dir«, entgegne ich.
    Weder Baxter noch Lenz sagen etwas, und ich bin nicht sicher, ob es wegen meiner Tränen ist oder weil sie unsere neue Vertrautheit wahrnehmen.
    »Ich denke, ich gehe jetzt.«
    Ich marschiere an ihnen vorbei in Richtung der breiten Tür, doch Baxter ruft mir hinterher. »Was würden Sie tun, Jordan? Um Thalia Laveau zu finden?«
    Ich bleibe stehen und wende mich um, doch ich gehe nicht wieder zu ihnen. »Ich würde das Offensichtliche annehmen. Einer der männlichen Verdächtigen war von Anfang an auf Thalia scharf. Unsere Vernehmung hat ihn aufgeschreckt. Er weiß, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bevor wir ihn festnageln.

Weitere Kostenlose Bücher