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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Tür, wo Special Agent Wendy auf mich wartet.

19
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    N ew Orleans dampft am Morgen nach dem nächtlichen Regen. Selbst mit der ersten herbstlichen Kühle in der Luft lässt die Feuchtigkeit gestärkte Hemdkragen fast beim ersten Kontakt erschlaffen. Dr. Lenz hat beschlossen, dass er mich am Ende doch bei der zweiten Vernehmung von Roger Wheaton dabeihaben will. Ich bin nicht sicher, aus welchem Grund, und ich hatte keine Zeit, ihn danach zu fragen. Als ich vor der Niederlassung ankam, war das Gebäude von Journalisten und Kamerateams belagert. Irgendwann vor den ersten Frühnachrichten hat der Sheriff von Jefferson Parish den Medien bekannt gegeben, dass sein Büro in enger Zusammenarbeit mit dem FBI die ersten Verdächtigen in der Serie von Entführungen ausfindig gemacht hat, die seit fast zwei Jahren die Stadt heimsucht. Thalia Laveaus Verschwinden hat unterdessen eine neue Welle von Panik in der Stadt ausgelöst.
    Die Vernehmung wird diesmal nicht im Woldenberg Art Center der Tulane University stattfinden, wo wir Wheaton beim letzten Mal besucht haben. Heute parken wir vor der Privatwohnung des Künstlers am Audubon Place, einer Privatstraße, die vom Campus der Tulane abgeht. Audubon Place wird von einem schweren Eisentor mit einem steinernen Wachhaus abgeschlossen, und die massiven Häuser dahinter sind selbst im Vergleich mit den Häusern an der St. Charles Avenue bemerkenswert, an der der Audubon Place endet. Das Haus, in dem Roger Wheaton wohnt, gehört einem reichen Alumnus der Tulane, der seit zwei Jahren im Ausland lebt. Es ist gebaut wie ein Palast und sieht mit dem Grundstück aus, als würde es mindestens zwei Millionen Dollar kosten. Aber hier ist New Orleans. In San Francisco würde man dafür gut und gerne neun Millionen Dollar hinlegen.
    John, Lenz und ich nähern uns dem Eingang. Bevor wir die Tür erreichen, kommt Roger Wheaton auf die Veranda. Er trägt eine blaue Pyjamahose, ein Sweatshirt mit dem Wappen der Tulane, seine Gleitsichtbrille und die inzwischen bekannten weißen Baumwollhandschuhe.
    »Ich habe Sie durchs Fenster gesehen«, sagt er, als wir die Treppe hochsteigen. »Vor einer Stunde kam eine Meldung im Fernsehen. Ist Thalia wirklich verschwunden?«
    »Ich fürchte ja«, antwortet John. »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Selbstverständlich.«
    Wheaton führt uns durch ein Foyer in einen fantastisch ausgestatteten Salon. Mit seiner hoch gewachsenen Gestalt, in der Pyjamahose und mit den zu langen Haaren wirkt er merkwürdig inkongruent in dem luxuriösen Sessel, in dem er Platz nimmt. Lediglich seine weißen Handschuhe passen zum Interieur und erwecken den Anschein eines eben erwachten Nachtschwärmers, der gerade nüchtern genug ist, um nach einer Mardi-Gras-Fête seinen Smoking auszuziehen, aber noch zu betrunken, um an die Handschuhe zu denken. Doch die Handschuhe sind kein Zeichen von Stil; sie sind ein weicher Schutz für Hände, die bei der leichtesten Kälte nicht mehr funktionieren. John und ich setzen uns nebeneinander auf das Sofa gegenüber dem Künstler, und Lenz nimmt einen freien Sessel zu unserer Rechten.
    »So schnell sieht man sich wieder«, sagt Wheaton in meine Richtung, als ich sitze, und auf seinem Gesicht steht stiller Kummer. »Machen Sie heute weitere Fotos?«
    »Ich wünschte, ich wäre deswegen hier. Sie sind ein wunderbares Modell.«
    »Wir kommen gerade von einem anderen Fall«, sagt Lenz. »Special Agent Travis war bei uns, und wir wollten sie nicht im Wagen zurücklassen.«
    Special Agent Travis? Warum bin ich wirklich hier? Testet Lenz vielleicht einmal mehr Wheatons Reaktion auf mein Erscheinen?
    »Gentlemen«, sagt der Künstler, »glauben Sie wirklich, dass Thalia von der gleichen Person entführt wurde, die für die anderen Verbrechen verantwortlich ist?«
    »Ja«, sagt John. »Das tun wir.«
    Wheaton seufzt und schließt die Augen. »Ich war gestern sehr wütend wegen der Invasion meiner Privatsphäre. Die Polizei hat mir beträchtliche Unannehmlichkeiten bereitet, und es waren nicht einmal Beamte in Zivil. Doch heute erscheint mir das alles als unwesentlich. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    John sieht Dr. Lenz an, der mit vorgestrecktem Kinn das Gespräch in die Hand nimmt.
    »Mr Wheaton, wir haben erfahren, dass Sie mehrere längere Besuche in der Privatwohnung eines Ihrer Studenten gemacht haben, Frank Smith.«
    Wheatons Gesicht wirkt plötzlich angespannt. Es ist eindeutig das Letzte, was er zu hören erwartet hat.
    »Hat Frank Ihnen das

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