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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sich die Tische der Tarotkartenleser auf dem Zement, und Pflastermaler verzieren die Wege mit Porträts von Duke Ellington, den Beatles und Jerry Garcia.
    »Es hört nicht auf zu regnen«, sagt Wendy. »Vielleicht sollten wir einen Wagen rufen.«
    »Gleich.« Ich sehe nach links, wo eine breite Holztreppe direkt hinunter ins Wasser des angeschwollenen Mississippi führt. »Gehen wir runter in die alte Jax Brewery und trinken einen Kaffee.«
    Wendy nickt, doch ich sehe, dass ihre Instinkte sich sträuben. Ich beschleunige meine Schritte und kämpfe gegen meinen Zorn darüber, dass John mir etwas verheimlicht hat. Der Regen hat den Betrieb auf den Bürgersteigen weniger werden lassen, doch zwei Männer kommen uns entgegen, ein jüngerer mit einer schmuddeligen Jeans und einem ungepflegten Bart und ein paar Meter dahinter ein zweiter mit Khaki-Hosen und einem grün-blauen Polohemd von Ralph Lauren. Wendy reagiert erneut angespannt. Sie beobachtet den bärtigen Mann und sieht ihm über die Schulter hinterher. Während sie ihn noch beobachtet, hebt der Mann in den Khaki-Hosen den rechten Arm, und in seiner Hand glitzert poliertes Nickel.
    Ich rufe Wendy eine Warnung zu. Bevor mein Ruf verhallt, ist sie vor mir und ihre Hand fliegt unter die Jacke, wo die Pistole im Halfter steckt.
    Ein Schuss hallt über den Damm, und etwas Feuchtheißes sticht mir ins Gesicht. Wendy scheint für einen Augenblick zu erstarren, dann kippt sie wie ein Sandsack vornüber auf das Pflaster. Es gibt ein dumpfes Geräusch, als sie auf dem Boden aufschlägt. Meine weiße Bluse ist übersät mit einem feinen roten Nebel. Wendys Blut. Unten auf dem Parkplatz ertönen Schreie, und ich spüre mehr, als dass ich es sehe, wie Menschen in Deckung springen.
    Der Mann im Polohemd kommt auf mich zugerannt, die Waffe auf meine Brust gerichtet, und packt mich mit der freien Hand am Arm. »Beweg dich!« , brüllt er mich an und zerrt mich in Richtung der Straßenbahnschienen. »Los!«
    Ich sehe immer noch zu Wendy hinab, die auf dem Boden liegt, die Augen starr in den Himmel gerichtet, eine große Blutblase auf den Lippen. Während ich hinsehe, richtet mein Entführer die Waffe auf sie und schießt erneut. Diesmal trifft er sie in die Seite. Sie gibt keinen Laut von sich.
    Ich versuche mich loszureißen, doch er schwingt die Pistole in einem raschen, wilden Bogen herum und drückt sie gegen meine Stirn. Für einen Augenblick sehe ich nichts anderes mehr.
    »Beweg dich, oder ich töte dich gleich hier an Ort und Stelle!«
    Meine Gedanken sind in hellem Aufruhr: seine unglaubliche Kraft, seine Skrupellosigkeit beim Schuss auf die am Boden Liegende, genau wie John es vorhergesagt hat; die Erkenntnis, dass dies kein zufälliger Angriff ist, dass er Wendy absichtlich erschossen hat, um mich zu kriegen, und dass er mich lebend will; dass er es ist, der Kidnapper, der Unbekannte, der verfluchte Dreckskerl, der meine Schwester entführt hat. Die Jagd ist zu Ende, doch er hat mich ebenfalls gejagt. Und er hat mich.
    Während er mich zu den Schienen zerrt, bemerke ich einen Mann auf dem Parkplatz, der nicht flach auf dem Boden liegt. Er hat beide Arme in unsere Richtung erhoben, und ich will mich ducken, als ich sehe, dass es John Kaiser ist.
    »Jordan!« , brüllt er. »Runter!«
    Ich will mich hinwerfen, doch mein Kidnapper reißt mich vor sich wie einen Schild. John bewegt sich nach links, sucht nach einer Schussmöglichkeit, doch ich bin ihm im Weg. Mein Kidnapper reißt den freien Arm hoch und feuert drei rasch aufeinander folgende Schüsse in Johns Richtung ab. John dreht sich zur Seite, versucht den Kugeln auszuweichen, doch die Drehbewegung endet nicht, er fällt zu Boden und steht nicht wieder auf.
    »Der Cop ist erledigt« , sagt die Stimme neben meinem Ohr. Der Lauf der Pistole berührt meine Schläfe. »Bewegung!«
    Er will mich zum Parkplatz dirigieren. Ich darf nicht zulassen, dass er mich in seinen Wagen verfrachtet. Die Pistole fällt mir ein, die John mir gegeben hat, aber sie liegt nutzlos in meinem gemieteten Mustang, der vor dem FBI-Büro parkt. Die einzige Waffe, die ich habe, ist das Wissen, dass mein Entführer mich nicht hier und jetzt töten will. Er hat ein exotischeres Schicksal für mich im Sinn.
    Ich ramme ihm den Ellbogen in die Rippen und ernte ein Krachen und ein schmerzerfülltes Aufheulen. Für einen Moment erschlafft sein Arm, und ich reiße mich los und renne in Wendys Richtung davon, ihre Pistole vor Augen. Doch als ich näher

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