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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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offensichtlich nichts anderes als die ständige Suche nach persönlicher Perfektion ist. »Es stimmt.«
    »Ich bewundere Sie, weil Sie so freimütig darüber gesprochen haben, obwohl Sie wussten, dass diese Typen Sie über den Sender hören konnten.«
    »Es ist lange her.«
    »Empfinden Sie es auch so?«
    »Nein.«
    Wendy nickt. »Das dachte ich mir.«
    »Haben Sie schon einmal so etwas Übles erlebt?«
    »Nicht so schlimm. Ein Baseballspieler hat mich am College bedrängt, auf dem Rücksitz seines Wagens. Ich habe abgewartet, bis er sich entblößt hat, und dann habe ich dafür gesorgt, dass es ihm Leid tut.«
    »Gut für Sie.«
    »Ja. Aber eine Sache wie diese, wenn jemand einen von der Straße zerrt, jemand, der alles für eine Vergewaltigung vorbereitet hat ...«
    »Wir wissen nicht, ob die Opfer vergewaltigt werden«, erinnere ich sie.
    »Mit Ausnahme der Frau vom Dorignac.«
    Meine Wangen brennen, so heiß wird mir.
    »Allerdings sollte ich daraus keine voreiligen Rückschlüsse auf die anderen Opfer ziehen«, fährt Wendy fort. »Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob es der gleiche Täter war.«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen. »Die Frau vom Dorignac-Supermarkt wurde vergewaltigt?«
    Wendy sieht mich verwirrt an. »Die Spurensicherung hat Sperma in ihr gefunden. Es ist möglich, dass sie kurz vorher Geschlechtsverkehr hatte, doch der Pathologe war der Ansicht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat.«
    Sprachlos stehe ich auf dem Deich. Der Wind weht mir entgegen, und ein Regentropfen trifft mein Gesicht. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass die Polizei DNS-Proben von den Verdächtigen genommen hat, um sie mit Hautproben unter den Fingernägeln des Dorignac-Opfers zu vergleichen. Aber die Polizei hat viel mehr als Hautproben, und sie haben es vor mir verheimlicht. Ich sehe auf den Fluss hinaus. Eine graue Linie von Regentropfen wird vom Wind über den Fluss herangetragen, und wo der Regen auf das Wasser trifft, sieht es stumpf und dunstig aus.
    »Ich schätze, ich habe mich gerade verplappert, wie?«, fragt Wendy. »Sie haben Ihnen nichts davon erzählt.«
    »Sie haben nicht ein Wort gesagt.«
    »Ich schätze, sie wollten nicht, dass Sie noch mehr leiden als unbedingt nötig, mit Ihrer Schwester und allem.«
    Meine aufsteigende Empörung wird fast erstickt von dem Schmerz, dass John mich verraten hat. Wie konnte er diese Information vor mir verbergen? Dann steigen Bilder von Jane in mir auf. Ihr Entsetzen, als sie vergewaltigt ...
    »Meine Güte, ich glaube, ich stecke in Schwierigkeiten«, sagt Wendy. Doch statt mich um Stillschweigen zu bitten, sagt sie: »Sie hätten es Ihnen sagen sollen.«
    Ich setze mich wieder in Bewegung und marschiere weiter über den Damm. Es hat angefangen zu regnen, doch wenn meine Erinnerungen an New Orleans mich nicht täuschen, zieht der Regen rasch vorüber.
    »Sie haben gemerkt, dass es regnet?«, fragt Wendy.
    »Ja.«
    Die Touristen und Jogger bewegen sich ein wenig schneller, doch die Angler halten durch – sie wissen, dass die Chancen für einen kurzen Schauer hoch sind.
    Lautes Klappern und Lärm hinter uns erschrecken Wendy, doch es ist nur die Straßenbahn. Ein paar Sekunden später rollt sie an uns vorbei und hält gegenüber Jackson Square erneut an. Zu unserer Rechten befindet sich das verblichene orangefarbene Dach des Café du Monde. Der Geruch nach Kaffee und frisch gebackenen Beignets weht über den Damm, macht mir den Mund wässrig und lässt meinen Magen knurren.
    »Pawlow’sche Konditionierung«, sage ich leise zu mir.
    »Können wir vielleicht kurz über etwas Persönliches sprechen?«, fragt Wendy zögernd.
    »Ich dachte, das würden wir bereits.«
    »Es geht um etwas anderes.«
    Ich kann mir denken, was sie meint. »Sicher«, antworte ich, obwohl ich die Frage fürchte, die unweigerlich kommen wird.
    »Ich glaube, John mag Sie.«
    »Das tut er«, erwidere ich.
    »Und Sie? Mögen Sie ihn auch?«
    »Ja.«
    Als sich ein großer Mann mit einer Wollmütze nähert, versteift sie sich und wartet, bis er vorbeigegangen ist. Sie blickt ihm über die Schulter nach, bis er sich ein gutes Stück entfernt hat.
    »Ich ... ich weiß, dass Sie wissen, dass ich ihn mag. John weiß es auch, glaube ich. Ich meine ... er müsste blind sein, um es nicht zu merken. Wenn ich etwas für einen Mann empfinde, dann bin ich nicht besonders subtil.«
    »Niemand ist das, wenn er wirklich aufrichtige Gefühle hat.«
    »Ich schätze, ich bin wohl einfach nicht das, was er

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