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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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haben!«
    »Was ist mit Jordans Idee von einer gespaltenen Persönlichkeit?«, fragt John. »Wir haben weder von Smith noch von Wheaton etwas über Missbrauch in der Kindheit erfahren, aber der Gedanke lässt mich nicht los. Wäre es möglich, dass ein Künstler mit einer gespaltenen Persönlichkeit in zwei völlig verschiedenen Stilen malt? Die nichts miteinander gemein haben? Was ich damit sagen will – wie stark können sich die Teile einer gespaltenen Persönlichkeit voneinander unterscheiden?«
    Lenz legt die Fingerspitzen zusammen und lehnt sich zurück. »Sie können sich so drastisch unterscheiden, als wären es zwei verschiedene Menschen. Wir haben einen Fall von multipler Persönlichkeitsstörung in den Akten, wo die eine Persönlichkeit Herzmedikamente benötigte, um leben zu können, und die andere nicht. Eine Persönlichkeit benötigt vielleicht starke Brillengläser, die andere nicht oder in einer anderen Stärke. Es gibt zahlreiche weniger auffällige Spaltungen.«
    »Sie machen Witze«, sagt Baxter.
    »Im Gegenteil. Alles dokumentierte Tatsachen.« Lenz’ Stimme klingt herablassend. »Also zwei vollkommen verschiedene Maler im gleichen Körper? Rein technisch gesehen wäre es möglich, doch angesichts der Ausmaße, die dieser Fall angenommen hat, der Zahl der Opfer, des außergewöhnlichen Aufwands, den die dominierende Persönlichkeit auf sich nehmen müsste, um ihre Handlungen vor den anderen zu verbergen ...«
    »Warten Sie!«, sagt John. »Heißt das, nicht alle Persönlichkeiten wissen, was die anderen tun?«
    »Ganz genau. Im Allgemeinen ist eine Persönlichkeit dominant und weiß alles, während die anderen teilweise im Dunkeln bleiben.«
    »Mein Gott!«, sagt Baxter.
    »Es ist eine faszinierende Vorstellung«, sagt Lenz. »Aber sie grenzt an reine Fantasie. Das Bild, das Laien von so genannten ›gespaltenen Persönlichkeiten‹ haben, basiert auf Stevensons ›Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde‹. Diese Konstruktion entspricht unserer Vorstellung vom Bösen, das sich hinter einer gutartigen öffentlichen Fassade versteckt. Doch klinisch betrachtet ist das nicht die Art und Weise, wie sich eine Persönlichkeitsspaltung manifestiert. Es gibt keine gutartige Person nach außen, hinter der sich eine diabolische Intelligenz verbirgt. Stattdessen findet man armselige Persönlichkeitsfragmente, größtenteils verletzte Kinder, die im Entwicklungsstadium stecken geblieben sind, in dem Alter, in dem der sexuelle Missbrauch bei ihnen stattgefunden hat. Die dominante Persönlichkeit ist diejenige, die unter extremem Stress am besten zur Anpassung imstande ist. Das ist alles.«
    John nickt. »Viele der Serientäter, die wir gefasst oder verhört haben, wurden als Kinder sexuell missbraucht.«
    »Wie viele davon hatten Persönlichkeitsspaltungen?«, fragt Lenz.
    »Nicht eine.«
    Lenz grinst wie ein Schachgroßmeister, der seinen Gegenspieler in die Falle geführt hat. »Bevor wir diese Theorie ernsthaft in Betracht ziehen, sollten wir unsere Kunstexperten feuern und andere auf ihre Arbeit ansetzen.«
    »Dann machen wir das eben!«, schnappt John. »Mit unseren jetzigen Fachleuten kommen wir offensichtlich keinen Schritt weiter. Gottverdammt, jeder, der mit diesem Fall zu tun hat, weiß mehr, als er zu sagen bereit ist! Die Verdächtigen, de Becque, selbst meine eigenen Kollegen!«
    »Wingate wusste ebenfalls eine Menge«, sage ich zu ihm. »Ich konnte es spüren.«
    Baxter mustert mich mit einem harten Blick. »Haben Sie inzwischen Ihre Entscheidung noch einmal überdacht, uns Frank Smiths Erklärung für Wheatons Besuche bei ihm mitzuteilen? Oder für ihre Streitereien?«
    Das Bild von Smith zuckt durch meine Gedanken, als er mir Wheatons Wunsch nach Sterbehilfe gesteht. »Nein. Sie werden mir wohl oder übel vertrauen müssen.«
    »Hat der Grund etwas mit ihren Persönlichkeiten zu tun?«, fragt Lenz. »Diese Frage könnte beinahe ebenso bedeutsam sein.«
    »Absolut nicht. Es ist etwas völlig Normales, worüber wahrscheinlich jeder streiten würde.«
    Das Telefon auf Bowles’ Schreibtisch läutet. Der Special Agent in Charge nimmt den Anruf an, dann streckt er Baxter den Hörer hin. »Das Labor in Quantico.«
    Der Chef der ISU steht auf und nimmt das Telefon. Seine Miene ist nichts sagend; er erwartet eindeutig schlechte Nachrichten.
    »Verstanden«, sagt er nach einer Weile. »Alles klar.«
    »Was ist?«, fragt John, als Baxter aufgelegt hat.
    Baxter legt die Hände flach auf Bowles’

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