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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Neonröhren, ein tiefer Sturz. »Das Dach. Sie haben mich über das Dach nach draußen gebracht.«
    Wheaton kichert.
    »Aber dort oben waren FBI-Agenten stationiert.«
    »Nicht mehr, nachdem Leon tot war. Sie alle wollten ihre Trophäe sehen. Es gibt eine Rohrbrücke mit einem Laufsteg zum Nachbargebäude. Sie überquert nur eine schmale Gasse, aber mit einer Frau auf dem Rücken kommt man ganz schön ins Schwitzen.«
    »Wie haben Sie das fertig gebracht? Ich meine, Sie sind schließlich krank.«
    Wheaton schürzt verächtlich die Lippen. »Diese Diagnose wird gegenwärtig überprüft. Roger war krank und schwach. Ich bin stark.«
    Was erzählt er mir da? Er ist nicht mehr krank? Was hat Lenz über MPD gesagt? Wir haben einen Fall von multipler Persönlichkeitsstörung in den Akten, wo die eine Persönlichkeit Herzmedikamente benötigte, um leben zu können, und die andere nicht ...
    »Warum bin ich nicht wie Thalia?«
    Wheaton malt weiter. »Weil ich Sie etwas fragen will.«
    »Was denn?«
    »Sie sind ein Zwilling. Ein eineiiger Zwilling.«
    »Ja.«
    »Ich habe Ihre Schwester gemalt.«
    O Gott! »Ich habe dieses Bild gesehen«, sage ich laut.
    »Ich habe einiges über Zwillinge gelesen. Ich interessiere mich dafür. Und ich fand in ihrer Kindheit ein immer wiederkehrendes Thema. Viele Zwillinge stehen sich so nah, dass es an Telepathie grenzt. Es gibt bemerkenswerte Geschichten. Vorahnung von Unglücksfällen, Todesahnung, lautlose Konversation, wenn sie sich im gleichen Zimmer aufgehalten haben. Hatten Sie und Ihre Schwester in Ihrer Kindheit ähnliche Erfahrungen?«
    »Ja«, sage ich, weil es die Antwort ist, die er hören möchte. »Einige.«
    »Sie möchten wissen, ob Ihre Schwester noch am Leben ist, nicht wahr?«
    Ich schließe die Augen gegen die Tränen, doch sie steigen trotzdem auf.
    »Kennen Sie denn die Antwort nicht schon längst?«
    Durch die Tränen hindurch sehe ich, dass Wheaton mich scharf beobachtet. Es ist ein Test. Er will wissen, ob ich etwas über Janes Schicksal weiß. Er prüft meine Behauptung, dass Jane und ich eine Art paranormaler Bindung hatten.
    »Und?«, fragt er. »Ist sie tot oder nicht?«
    Ich versuche, seinen Gesichtsausdruck zu lesen, und plötzlich bin ich wieder in jener Straße in Sarajewo, in dem Augenblick, als die Welt schwarz wurde und ich spürte, wie ein Teil von mir starb. Trotz all meiner späteren Hoffnung, trotz des Anrufs aus Thailand wusste ich sofort, dass Jane tot war.
    »Tot«, flüstere ich.
    Wheaton schürzt die Lippen und wendet sich wieder dem Gemälde zu.
    »Habe ich Recht?«
    Er neigt den Kopf zur Seite, als wollte er sagen: Vielleicht, vielleicht auch nicht .
    »Warum interessieren Sie sich so für Zwillinge?«
    »Ist das nicht offensichtlich? Zwei Persönlichkeiten, die den gleichen genetischen Code besitzen? Zwillinge sind in dieser Hinsicht genau wie ich.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Er hat sich eindeutig ziemlich intensiv mit dieser Sache beschäftigt, und ich kann höchstens auf Hinweise hoffen, was er zu hören wünscht.
    »Als Sie zum ersten Mal in die Galerie kamen«, sagt er. »Mit Kaiser. Ich wusste, dass es ein Zeichen war. Ich hatte keine Ahnung, wer es geschickt hatte, aber ein Zeichen war es trotzdem.«
    »Ein Zeichen? Wofür?«
    »Dass die eine Hälfte ohne die andere überleben kann.«
    Seine Worte treffen mich wie ein Pfahl ins Herz. Obwohl ich die ganze Zeit geahnt habe, dass es wahr ist, nimmt mir diese Bestätigung einen großen Teil meines Mutes. »Sie ist tot?«, flüstere ich.
    »Ja. Aber Sie sollten sich davon nicht aus der Fassung bringen lassen. Ihr geht es jetzt viel besser als früher.«
    »Was?«
    »Sie haben meine Bilder gesehen. Die ›Schlafenden Frauen‹. Sicher begreifen Sie, worum es geht?«
    »Worum geht es denn?«
    »Der Sinn der Gemälde. Sie müssen ihn doch begreifen.«
    »Nein, ich begreife gar nichts. Ich habe es nie begriffen.«
    Wheaton senkt seinen Pinsel und starrt mich ungläubig an. »Die Befreiung . Ich habe ihre Befreiung gemalt.«
    »Ihre Befreiung?«, frage ich verblüfft. »Befreiung von was?«
    »Von ihrer Bürde.« Sein Gesicht ist das eines Mönchs, der einem Wilden die Heilige Dreifaltigkeit zu erklären versucht.
    »Ihrer Bürde?«
    »Der Weiblichkeit. Der Bürde, eine Frau zu sein.«
    Einen Augenblick zuvor habe ich nur Schmerz empfunden. Jetzt beschleunigt sich mein Puls, und etwas Härteres breitet sich in mir aus. Das Verlangen, alles zu erfahren. Den Grund zu

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