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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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mich Baxters Warnung nachdenklich. Der Special Agent ist kein Mann, der leichtfertig von Gefahren redet.
    »Glauben Sie wirklich, dass ich unbedingt Personenschutz benötige?«
    »Ich würde sagen, ja. Ich werde eine endgültige Entscheidung treffen, bevor Sie in New Orleans gelandet sind. Vergessen Sie nicht: Unsichtbarkeit ist der beste Schutz.«
    »Ich habe verstanden.«
    Er steht auf und nickt mir zu. »Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, uns zu helfen.«
    »Sie wussten, dass ich helfen würde. Für mich ist es eine persönliche Angelegenheit.«
    Baxter greift ein letztes Mal in die NOKIDS-Akte und wirft mir ein Foto von einem dunkelhaarigen Mann Ende zwanzig zu, einem typischen amerikanischen Sonnyboy, der grinst, als sei es sein erstes Mal. Special Agent Fred Coates, ohne Zweifel. Ich kann mir nur mit Mühe vorstellen, wie er mit durchschnittener Kehle in seinem Wagen sitzt und das Blut über sein Handy spritzt.
    »Für uns ist es ebenfalls persönlich«, sagt Baxter.
    Er spricht leise, doch in seinen Augen brennt nackte, heiße Wut. Daniel Baxter hat einige der tödlichsten Monster unserer Zeit gehetzt und gefasst. Bis zum heutigen Abend war der Serienmörder, der meine Schwester entführt hat, nur einer von vielen, die noch auf freiem Fuß herumliefen. Doch jetzt liegt Special Agent Fred Coates irgendwo auf dem kalten Marmortisch eines Leichenschauhauses. FBI-Blut wurde vergossen. Die Lage hat sich ganz entschieden geändert.

5
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    D er Learjet des FBI jagt um drei Uhr morgens hinauf in den Himmel über Virginia, nachdem wir lange auf die technischen Kontrollen, neuen Treibstoff und eine ausgeruhte Crew warten mussten. Ich hätte vielleicht doch besser erst am Morgen fliegen sollen, doch ich konnte nicht. Ich habe im Verlauf von zwanzig Jahren des Herumreisens in der Weltgeschichte und Tausender Stunden hinter meiner Kamera stoische Geduld gelernt, doch Janes Verschwinden hat mich dieser Geduld beraubt. Ich ertrage das Warten einfach nicht mehr. Wenn ich stillstehe, habe ich zu viel Zeit zum Nachdenken. Bewegung ist meine Rettung.
    Das Innere des Jets wirkt eigenartig beruhigend auf mich. Während meiner Berufsjahre habe ich viel für Konzerne gearbeitet, meistens Aufnahmen für glänzende Jahresberichte, und das Reisen in Firmenjets ist einer der Vorteile. Manch einer meiner puristischen Kollegen hat mich dafür kritisiert, doch unter dem Strich sind sie es, die sich Sorgen machen müssen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen, nicht ich. Ich bin in armen Verhältnissen aufgewachsen und kann es mir nicht leisten, ein Snob zu sein.
    Der Innenraum des Learjets ist mit Arbeitsplätzen ausgestattet. Zwei sich gegenüberstehende Sitze mit einem zusammenfaltbaren Tisch dazwischen, die Dr. Lenz für uns ausgewählt hat. Er scheint an das beengte Innere der Kabine gewöhnt zu sein, trotz seiner mächtigen Gestalt. Ich stelle mir vor, dass er früher zwischen Mordtatorten hin und her geflogen ist wie ich zwischen Kriegsschauplätzen.
    Lenz sieht aus, als wäre er mindestens sechzig, und sein Gesicht zeigt einen Ausdruck permanenter Erschöpfung, den ich von bestimmten Männern kenne – Männern, die zu viel gesehen haben und keine emotionale Energie mehr für die Bürde besitzen, die sie bereits mit sich herumtragen, geschweige denn für das, was die Zukunft bringt. Er sieht, kurz gesagt, aus wie ein Mann, der aufgegeben hat. Ich verurteile ihn nicht. Ich bin zwanzig Jahre jünger und stehe selbst kurz vor dem emotionalen Zusammenbruch.
    »Miss Glass«, beginnt er, »wir haben etwas mehr als zwei Stunden. Ich würde diese Zeit gern so gewinnbringend wie möglich nutzen.«
    »Einverstanden.«
    »Sie zu befragen – insbesondere, da Sie ein eineiiger Zwilling sind – ist für mich fast, als könnte ich Ihre Schwester vor dem Tag des Verschwindens befragen. Ich möchte Ihnen eine Reihe von Fragen stellen, von denen einige sehr persönlich sein werden.«
    »Ich werde beantworten, was ich für relevant halte.«
    Er blinzelt einmal, langsam wie eine Eule. »Ich hoffe doch, dass Sie sich bemühen, alle zu beantworten. Wenn Sie Informationen zurückhalten, könnten Sie verhindern, dass ich etwas herausfinde, was unsere Bemühungen vorantreibt, den Killer dingfest zu machen.«
    »Sie haben ständig das Wort ›Killer‹ benutzt, seit ich angekommen bin. Sie glauben also, dass all die verschwundenen Frauen tot sind?«
    Seine Augen weichen meinem Blick nicht aus. »Ja. Daniel mag noch Hoffnung haben, aber ich nicht. Macht

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