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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wir ...«
    »Was war das?«, fragt Bowles. »Geister?«
    »Ein Bild unter einem Bild«, antwortet Lenz. Es ist das erste Mal, dass er sich zu Wort meldet.
    »Die Röntgenuntersuchung fördert möglicherweise auch Fingerabdrücke unter der Farbe zutage, auf der Leinwand selbst«, fährt Baxter fort. »Der Täter war bei den ersten Skizzen vielleicht nicht ganz so vorsichtig, weil er sich dachte, dass die Leinwand bald sowieso mit Farbe bedeckt sein würde.«
    »Darauf würde ich nicht zählen«, sagt Kaiser. »Maler wissen längst über die Röntgenanalyse Bescheid.«
    »Ich bin froh, dass Sie mich an all diesen Dingen teilhaben lassen«, sage ich zu dem Bildschirm hinauf. »Aber wohin soll das führen? Warum diese Dringlichkeit?«
    »Haben Sie noch einen Augenblick Geduld«, antwortet Baxter. »Wir haben Vorbereitungen für den Versand von acht Bildern getroffen, die alle nach Washington kommen. Die Besitzer von sechs weiteren – alle in Asien – haben uns die Genehmigung erteilt, Experten für Spurensuche in ihre Häuser oder Galerien zu lassen und die notwendigen Untersuchungen vor Ort vorzunehmen. Die entsprechenden Teams sind bereits unterwegs.«
    »Damit bleiben noch fünf«, sagt Kaiser. »Neunzehn sind es insgesamt, richtig?«
    Baxter nickt. »Die verbleibenden fünf befinden sich im Besitz eines Mannes namens Marcel de Becque.«
    »Ein Franzose?«, fragt Bowles.
    Irgendetwas klickt in meinem Gehirn, etwas, das Christopher Wingate gesagt hat.
    »Es ist schon ein wenig komplizierter«, sagt Baxter. »De Becque wurde 1930 in Algerien geboren, doch er wuchs in Vietnam auf. Sein Vater war ein französischer Importkaufmann, der sein Geld in Teeplantagen gesteckt hatte.«
    »Und er lebt auf den Cayman-Inseln«, beende ich Baxters Satz.
    »Woher wissen Sie das?«, fragt er scharf.
    »Wingate hat ihn erwähnt.«
    »De Becque will uns die Bilder nicht schicken?«, fragt Kaiser.
    »Er weigert sich nicht nur, uns die Bilder zu schicken, sondern auch, unsere Experten auf seinen Besitz auf Grand Cayman zu lassen, um die Gemälde vor Ort zu analysieren.«
    Kaiser und Lenz wechseln einen Blick.
    »Und welchen Grund hat er dafür angegeben?«, fragt der Psychiater.
    »Er sagt, es wäre ihm nicht recht, das ist alles.«
    »Verdammter Froschfresser«, grollt Bowles. »Was macht er überhaupt auf den Cayman-Inseln? Wahrscheinlich ist er auf der Flucht.«
    »Das ist er in der Tat«, bestätigt Baxter. »1975, als wir die letzten Amerikaner mit Helikoptern vom Dach der Saigoner Botschaft evakuiert haben, entkam de Becque mit einem Privatflugzeug. Er hatte seine Plantage unmittelbar vor der Tet-Offensive verkauft, was für sich genommen bereits verdächtig ist. Er verkehrte auf beiden Seiten mit Geheimdienstleuten und hat ohne jeden Zweifel alle gegeneinander ausgespielt, wenn sich eine Möglichkeit bot. Gerüchten zufolge hatte er die Finger während des gesamten Konflikts in dunklen Geschäften.«
    »Ein Schwarzhändler«, sagt Kaiser mit unverhohlenem Abscheu.
    »Vor vier Jahren«, fährt Baxter fort, »war Marcel de Becque in einen Börsenschwindel in Paris verwickelt. Es ging um einen vorgetäuschten Platinfund in Afrika. Er musste flüchten, doch die Spekulation brachte ihm fast fünfzig Millionen Dollar ein.«
    Bowles stößt an seinem Schreibtisch einen Pfiff aus.
    »Die Franzosen können ihn nicht von den Cayman-Inseln ausliefern lassen, weil er irgendwann in Quebec einen Wohnsitz angemeldet und in der Folge die kanadische Staatsbürgerschaft erlangt hat. Zwischen Kanada und den Cayman-Inseln gibt es kein Auslieferungsabkommen. Wir könnten seine Auslieferung beantragen, doch de Becque hat auf amerikanischem Boden kein Verbrechen begangen. Er ist immun gegen Druck von unserer Seite.«
    »Soweit wir wissen«, sagt Bowles. »Wenn wir allerdings genügend Beweise zusammentragen, um einen Haftbefehl zu erwirken, könnten wir nach den neuen Gesetzen hingehen und ihn herausholen.«
    »Das steht zu diesem Zeitpunkt nicht zur Debatte, Pat«, sagt Baxter.
    Unerwartet meldet sich Kaiser zu Wort und spricht das aus, was ich denke. »Was hat das alles mit Jordan Glass zu tun?«
    Baxter wendet sich wieder zu mir. »Monsieur de Becque hat einen höchst ungewöhnlichen Vorschlag gemacht. Er hat mir ins Gesicht gesagt, dass eine forensische Analyse überhaupt nicht in Frage kommt. Allerdings ist er bereit, seine ›Schlafenden Frauen‹ – so nennt er sie, als wären sie lebende Wesen – fotografieren zu lassen, aber nur dann, wenn

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