Infernal: Thriller (German Edition)
von Miss Glass abstellen, bis wir wieder mit ihr in Verbindung treten?«
Bowles nickt zustimmend.
»Miss Glass«, sagt Baxter in abschließendem Ton, »ich weiß Ihre Bereitschaft zu schätzen, bei dieser Sache mitzumachen. Und wenn Agent Kaiser Sie so gut kennen würde wie ich, dann wüsste er, dass es sinnlos ist, Ihnen etwas ausreden zu wollen.«
Bowles blickt zu Kaiser. »Nehmen Sie Miss Glass mit und suchen Sie jemanden zu ihrem Schutz aus, John. Jemanden, der Ihnen passt.«
Kaiser erhebt sich und geht nach draußen, ohne mich ein einziges Mal anzusehen.
Ich stehe auf, und mit dem großspurigen Gehabe, das ich in zwanzig Jahren in einem von Männern dominierten Beruf erworben habe, sage ich: »Gentlemen.« Dann folge ich Kaiser nach draußen.
Kaiser wartet mit zusammengepressten Lippen auf dem Gang.
»Ihre Arbeit hat Ihre Fähigkeit zur Einschätzung von Risiken verkümmern lassen«, sagt er. »Sie glauben, nur weil Sie über ein paar Schlachtfelder getrampelt sind, wäre ein Besuch auf den Cayman-Inseln ein Klacks. Aber es gibt einen Unterschied. In einem Kampfgebiet ist der einzige Feind eines Journalisten das Pech. Sie könnten von einer verirrten Kugel oder von Granatsplittern getroffen werden, aber niemand versucht wirklich, Sie zu töten. De Becque hat möglicherweise nichts anderes im Sinn, als Sie umzubringen. Begreifen Sie das nicht? Sie könnten an seiner Haustür läuten, und er schiebt Ihnen ein Messer in den Hals und lacht Ihnen ins Gesicht.«
»Sind Sie fertig?«
»Nicht, wenn Sie immer noch hinwollen. Wir kommen auch auf andere Weise an Fotos von diesen Gemälden. Es ist verrückt, so ein Risiko einzugehen!«
»Haben Sie eine Schwester, Agent Kaiser?«
»Nein.«
»Einen Bruder?«
»Ja.«
»Und warum streiten wir dann?«
Er seufzt und blickt zu Boden. Ich will an ihm vorbeigehen, doch er packt mich bei der Schulter.
»Was ist mit Schutz?«
»Suchen Sie mir jemanden, der kein Roboter ist, und ich kann damit leben.« Ich berühre ihn leicht am Ellbogen. »Ich bin nicht dumm, okay?«
»Was haben Sie heute Nachmittag vor?«
»Ich gehe Geschenke für meine Nichte und meinen Neffen kaufen. Ich schlafe heute Nacht dort. Im Haus meines Schwagers.«
»Das ist die Gegend, wo Ihre Schwester verschwunden ist. Der Garden District.«
»Was wieder einmal beweist, dass keine Gegend sicher ist, nicht wahr? Es sei denn, man zieht auf die andere Seite des Sees und bleibt unter sich. Wo wohnen Sie?«
»Auf der anderen Seite. Die meisten hiesigen Agenten wohnen dort.«
»Und was sagt das über Ihre Bemühungen zur Verbrechensbekämpfung aus?«
Kaiser wendet sich ab und marschiert in Richtung der Aufzüge, und ich folge ihm.
»Tötungsdelikte fallen nicht in unseren Zuständigkeitsbereich«, sagt er.
»Bis auf ganz besondere Ausnahmen.«
»Genau.«
»Ich schätze, Sie haben keine Zeit, um heute Nachmittag auf mich aufzupassen?«
Er kichert. »Nein. Aber ich habe einen fähigen Agenten im Sinn.«
»Ist er gut?«
»Wieso setzen Sie voraus, dass es ein Mann ist?«
»Also schön, ist sie gut?«
»Ihr Hobby ist Pistolenschießen. Sie gehört zu unserem SWAT-Team.«
»Wird sie versuchen, mich anzumachen?«
Kaiser runzelt die Stirn, doch seine Augen grinsen. »Wären Sie beim FBI, würden Sie für diese Bemerkung eine Rüge kassieren.«
»Ich bin nicht beim FBI.«
»Wollen Sie mit Ihrer Bemerkung andeuten, dass Frauen, die zielstrebig ihre Karriere verfolgen, hin und wieder homosexuell sind?«
»Ich habe mehr als nur eine vom anderen Ufer kennen gelernt.«
Er bleibt mitten im Gang stehen und mustert mich von oben bis unten. »Sie passen selbst ziemlich gut in diese Kategorie, wenn Sie mich fragen.«
»Tatsächlich.«
Jetzt sieht er auf meine linke Hand. Männer brauchen länger als Frauen, um auf diese Idee zu kommen. Als er keinen Ring entdeckt, hebt er die Augenbrauen. Ich kann nicht anders, ich muss grinsen. »Keine Sorge, Agent Kaiser. Ich mag mein Brot auf der traditionellen Seite gebuttert. Und jetzt stellen Sie mich bitte meinem Bodyguard vor.«
Er passiert die Aufzüge und betritt das Treppenhaus.
»Haben wir die Übung nötig?«, frage ich.
»Die Aufzüge sind quälend langsam.«
Ich folge ihm eine Etage nach unten, und wir landen in einem Bienenstock voller Aktivität, einer weiten, offenen Halle mit gläsernen Trennwänden und gut gekleideten Männern und Frauen, die zwischen den Arbeitsplätzen hin und her eilen. Zehn Sekunden später erkenne ich, was mir in der Etage
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