Infernal: Thriller (German Edition)
die Fotografin Jordan Glass ist.«
Ringsum herrscht plötzlich Schweigen, und eine kalte Vorahnung steigt in mir auf.
»Warum um alles in der Welt sollte er ausgerechnet nach mir fragen?«
»Ich hatte eigentlich gehofft, Sie könnten Licht in diese Sache bringen«, entgegnet Baxter.
»Vielleicht ist de Becque der Killer«, schlägt Bowles vor. »Er hat Jane Lacour umgebracht, und nun findet er heraus, dass sie eine Zwillingsschwester hat. Er will sie ebenfalls malen. Ein Set.«
»Bitte beschränken Sie Ihre Theorien auf Themen, mit denen Sie vertraut sind«, sagt Lenz mit einer Stimme, die vor Herablassung trieft. »Wie zum Beispiel Bankraub.«
»Arthur!« , warnt Baxter.
Bowles läuft so rot an, dass es aussieht, als könnten seine Blutgefäße jeden Augenblick platzen.
»De Becque ist siebzig Jahre alt«, sagt Baxter. »Er passt in kein Profil eines Serienmörders.«
»Vielleicht ist es ja gar kein Serienmord«, sagt Kaiser und heimst sich damit befremdete Blicke von den anderen Männern ein. »Und de Becque könnte ohne weiteres hinter der Auswahl der Opfer stehen. Wir müssen herausfinden, ob er im Verlauf der letzten zweiundzwanzig Monate in New Orleans gewesen ist und falls ja, wie oft.«
»De Becque besitzt einen Privatjet«, sagt Baxter. »Eine Cessna Citation.«
Kaiser hebt die Augenbrauen.
»Wir versuchen gegenwärtig, seine Bewegungen zurückzuverfolgen.«
Lenz blickt Kaiser an. »Glauben Sie wirklich, ein Mörder – oder Kidnapper –, der bis zu diesem Augenblick so vorsichtig zu Werke gegangen ist, würde das FBI einspannen, um sein nächstes Opfer in seine Höhle zu locken?«
»Kann durchaus sein«, entgegnet Kaiser. »Ein Witz. Ein finaler Scherz. De Becque wird alt. Er weiß, dass wir die Verbindung zwischen den Opfern und den Gemälden entdeckt haben. Er brachte Wingate um, oder vielmehr, er ordnete seinen Tod an, und damit ist seine Verbindung zum Markt abgebrochen. Auf die eine oder andere Weise weiß er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Also beschließt er sich selbst zu verewigen: Mord und Selbstmord mit einer Berühmtheit.«
Trotz der Antipathie zwischen Kaiser und Lenz scheint der Psychiater die Möglichkeit zu überdenken. »Falls er sich mit Selbstmordgedanken trägt, warum hat er sich dann zuerst noch die Mühe gemacht, Wingate zu ermorden?«
»Eine instinktive Reaktion. Manche Leute bringen jede Schlange um, die sie sehen. Er empfand eine Bedrohung und hat sie neutralisiert, bevor er darüber nachdenken konnte, welche Auswirkungen sich auf seine Situation ergeben.«
Lenz schürzt nachdenklich die Lippen. »War de Becques Jet gestern in New York?«
»Nein«, sagt Baxter. »Er war die letzten vierundzwanzig Stunden auf Grand Cayman. Wir haben es überprüft. Außerdem überprüfen wir gegenwärtig die Linienflüge.«
»Das können Sie vergessen«, murmelt Lenz.
»De Becque hat jedenfalls gesagt, dass er seinen Jet schicken würde, um Miss Glass und ihre Ausrüstung abzuholen«, fährt Baxter fort. »Der Haken an der Sache ist, sie muss allein hin.«
Kaiser sieht ungläubig auf. »Sie erwägen das doch wohl nicht im Ernst?«
»John, wir müssen auf die ...«
Kaiser wirbelt zu Lenz herum. »Wie lange wissen Sie schon über de Becque Bescheid?«
»Ich habe das Gleiche gehört wie Sie, zum gleichen Zeitpunkt wie Sie«, entgegnet Lenz gelassen. Womit er nicht rundweg abstreitet, dass er es bereits vorher wusste.
»Ich mache es«, sage ich in die Runde.
Erneut Schweigen im Raum.
»Falls Sie es tun«, sagt Baxter, »dann bestimmt nicht zu den Bedingungen von de Becque.«
»Unter gar keinen Bedingungen!«, begehrt Kaiser auf. »Wir hätten die Situation dort unten nicht unter Kontrolle!«
»Wir müssen diese Bilder sehen, John.«
»Wenn sie eines unserer Flugzeuge nehmen würde«, sagt Bowles, »dann könnten wir unser Spezialteam zur Geiselrettung darin verfrachten. Wir verwanzen Miss Glass, bevor sie zu de Becque geht, und wenn es brenzlig wird, kann das Spezialteam stürmen und beide rausholen – Miss Glass und de Becque.«
»Wenn es brenzlig wird?«, echot Kaiser. »Sie meinen, wenn de Becque ihr in den Kopf schießt, setzt sich das Spezialteam vom Flugplatz aus in Bewegung?«
»Verschwenden Sie nicht Ihren Atem«, höhnt Lenz. »Er redet über die Invasion eines fremden Staates.«
»Selbstverständlich reden wir zuerst mit den Briten«, sagt Bowles. »Die Cayman-Inseln sind immer noch eine britische Kronkolonie.«
»Gütiger Gott«, murmelt Lenz, als
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