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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einzigen Tag etwas in Erfahrung, wofür sie Wochen, wenn nicht Monate gebraucht hat?
    »Seine Frau hat ihn verlassen«, erzählt sie. »Hat er Ihnen das auch verraten?«
    »Nein.«
    Ein zufriedenes Lächeln. »Sie hatte keine Lust mehr, immer nur auf ihn zu warten. Das ist weit verbreitet bei den Kollegen. Heutzutage werden immer mehr Ehen innerhalb des FBI geschlossen. Kaiser hörte nicht auf zu arbeiten, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Er ließ sie einfach ziehen.«
    »Kinder?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Er hat mir erzählt, dass er in Vietnam gedient hat. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Er redet nicht gern von dieser Zeit. Aber Bowles hat meinem SWAT Commander anvertraut, dass er Kaisers Akte gesehen hätte und dass Kaiser mit einem ganzen Sack voller Medaillen nach Hause zurückgekehrt wäre. Bowles glaubte, dass wir versuchen sollten, Kaiser für das SWAT-Team zu gewinnen. Mein Commander sprach ihn darauf an, doch Kaiser war nicht interessiert. Was sagen Sie dazu?«
    »Es überrascht mich nicht. Männer, die viele Kämpfe gesehen haben, geben sich nicht mehr der Illusion hin, man könnte irgendwelche Probleme mit Waffengewalt lösen.«
    Wendy beißt sich auf die Lippe und überlegt offensichtlich, ob meine Worte als Beleidigung gedacht sind. »Haben Sie welche gesehen?«, fragt sie. »Kämpfe, meine ich. Haben Sie Bilder von Kämpfen gemacht und alles?«
    »Ja.«
    »Wurden Sie je angeschossen?«
    »Ja.«
    Augenblicklich steige ich zwei Stufen in ihrer Achtung. »Hat es wehgetan?«
    »Ich kann es jedenfalls nicht weiterempfehlen. Einmal bekam ich einen Granatsplitter in den Hintern. Das war viel schlimmer als die Kugel. Es hat gebrannt wie Feuer .«
    Wendy lacht, ich falle ein, und als wir unser Gespräch beendet haben, weiß ich, dass sie mehr als nur ein klein wenig in John Kaiser verliebt ist und dass sie mich, obwohl sie mich eigentlich mag, als Störenfried allererster Ordnung betrachtet.
    Die Wirkung des Gins lässt langsam nach, und ich weiß, wenn ich jetzt nicht aus dem Mustang steige, tue ich es nie.
    Ich spüre Wendys Erleichterung, als ich mitsamt meinen hübsch verpackten Geschenken aus dem Wagen klettere und über den Bürgersteig bis zum Haus meines Schwagers marschiere. Haus ist offen gestanden das falsche Wort. Jane und ihr Ehemann haben sich in einem jener massiven Kästen an der St. Charles Avenue niedergelassen, die man überall sonst nur als Herrenhaus bezeichnet. In diesem Teil der St. Charles kosten allein die schmiedeeisernen Zäune mehr als ein gewöhnliches Haus irgendwo in der restlichen Stadt. Ich steige die Treppe hinauf und hämmere den Türklopfer aus Messing gegen die Tür aus geriffeltem Eichenholz. Der hallende Schlag lässt ahnen, wie viel Morgen Raum hinter dieser Tür liegen. Ich erwarte, dass Annabelle die Tür öffnet, das Hausmädchen der Familie Lacour, das der Spross von seinen Eltern geerbt hat, doch es ist Marc persönlich, der mich begrüßt.
    Man sollte meinen, dass die Menschen entweder mit Geld oder mit gutem Aussehen gesegnet sind, aber nicht mit beidem, doch Marc Lacour widerlegt diese These. Er hat strohblondes Haar, blaue Augen, ein fein gemeißeltes Gesicht und eine muskulöse Gestalt, die ihn nicht wie einundvierzig, sondern zehn Jahre jünger erscheinen lässt. Nach der Geburt der Kinder hat er zehn Kilo zugelegt, doch Janes Verschwinden hat sie wegschmelzen lassen, als er wie besessen gegen die Depressionen Sport getrieben hat. Heute Abend trägt er eine blaue Wollhose, Sandalen aus Korduanleder und ein Brooks-Brothers-T-Shirt. Er lächelt, als er mich sieht, dann zieht er mich an sich und umarmt mich herzlich. Ich erwidere seine Begrüßung. Er riecht schwach nach Eau de Cologne.
    »Jordan«, sagt er, als er einen Schritt zurückweicht. »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    Er lässt mich in die große zentrale Halle treten, dann schließt er die Tür und führt mich in ein formelles Wohnzimmer, das aussieht, als käme es direkt aus dem »Architectural Digest«. Kein vergessenes Spielzeug liegt herum, keine leere Pizzaschachtel. Ich fühle mich beinahe schuldig, weil ich meine Geschenke auf dem Boden abstelle, als würde ich irgendeinen verborgenen Plan stören. Jane hat es lockerer gehalten. Ich vermute, das Leben im Haus läuft mehr und mehr in den Bahnen, die Marc aus seiner Kindheit kennt. Er hat nichts umgestellt – natürlich nicht –, doch die Sterilität des Raums lässt mich Mitleid mit den Kindern empfinden.
    »Sind Lyn

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