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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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und Henry oben?«, frage ich und setze mich auf die Vorderkante eines Lehnsessels, der aussieht, als müsste er hinter einer mit Litze geflochtenen Absperrung in einem Museum stehen.
    »Sie sind bei meinen Eltern.« Marc setzt sich mir gegenüber auf das Sofa.
    »Oh. Und wann kommen sie zurück?«
    »Meine Eltern haben ein Haus ein Stück weit die Straße hinunter gekauft. Sie bringen die Kinder vorbei, sobald ich anrufe.«
    Okay . »Was hat das zu bedeuten, Marc?«
    »Ich wollte mit dir reden, bevor du sie siehst.«
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Doch, doch. Aber es gibt etwas, das du vorher wissen musst.«
    »Was?«
    Er legt eine Kunstpause ein, bevor er mit leiser Stimme fortfährt. »Die Kinder wissen, dass Jane tot ist, Jordan.«
    »Was?«
    »Ich musste es ihnen sagen. Ich hatte gar keine andere Wahl.«
    Es ist wirklich erstaunlich, bis zu welchem Grad wir uns selbst etwas vormachen. Monatelang habe ich mir wieder und wieder eingeredet, dass ich meine Schwester in meinem Herzen begraben und betrauert habe. Doch jetzt, wo ich mit einer konkreten Handlung konfrontiert werde, die auf genau dieser Annahme basiert, möchte ich am liebsten schreien, dass es nicht wahr ist. Die Stimme aus meinem Mund klingt wie die einer fassungslosen Vierjährigen. »Aber ... aber du weißt nicht, ob sie tot ist!«
    Marc schüttelt den Kopf. »Wie lange willst du noch warten, bis du es akzeptierst? Dein Vater ist seit nahezu dreißig Jahren tot, und du suchst immer noch nach ihm. Ich muss diese Kinder großziehen, und sie können nicht so lange warten.«
    »Es ist nicht richtig, Marc.«
    »Was ist denn richtig? Sie glaubten, Jane wäre irgendwo dort draußen und würde leiden, der Willkür irgendeines bösen Menschen ausgeliefert. Dass sie nicht fliehen konnte oder den Weg nach Hause nicht mehr fand. Es hat sie verrückt gemacht. Sie konnten ihre Schularbeiten nicht mehr machen, sie konnten nicht schlafen, sie konnten nicht essen . Sie haben den ganzen Tag immer nur am Fenster gesessen und darauf gewartet, dass ihre Mutter nach Hause kommt. Schließlich habe ich ihnen gesagt, dass der liebe Gott Mama zu sich in den Himmel genommen hätte. Sie war nicht bei einem bösen Menschen, sondern bei Gott und den Engeln im Himmel.«
    »Und was hast du ihnen gesagt, wie Jane gestorben ist? Sie werden doch gefragt haben.«
    »Ich habe ihnen erzählt, ihre Mama wäre eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht.«
    Jesses . »Und was haben sie geantwortet?«
    »Sie wollten wissen, ob es wehgetan hat.«
    Ich kann nicht weiterreden.
    Marcs Gesicht drückt Entschlossenheit aus. »Es ist das Beste so, Jordan. Und ich möchte nicht, dass du ihnen irgendetwas von dem sagst, was jetzt vorgeht. Nichts über die Gemälde und die neuerlichen Ermittlungen. Nichts, das ihnen irgendeine verrückte Hoffnung gibt, ihre Mutter könnte zurückkehren. Weil du weißt, dass sie nicht zurückkehrt. Die Frauen sind tot, jede einzelne.«
    Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst keine Kinder habe. Vielleicht lassen die täglichen Erfordernisse der Kindererziehung einfach kein riesiges, in der Luft schwebendes Fragezeichen zu.
    »Ich möchte, dass du Teil ihres Lebens bist«, sagt Marc. »Aber du musst die Regeln verstehen und dich daran halten. In dieser Familie ist Jane tot. Wir hatten eine Beisetzungsfeier für sie.«
    »Was? Du hast mich nicht benachrichtigt!«
    »Du warst in Asien, niemand wusste, wo.«
    »Meine Agentur hätte mich gefunden.«
    »Ich dachte, es wäre weniger verwirrend für die Kinder, wenn nicht plötzlich das Spiegelbild ihrer Mutter aus unbekannten Gegenden der Welt einfliegt, um an der Beerdigung teilzunehmen.«
    »Ich kann das nicht glauben!« Plötzlich erscheint mir die Entscheidung, die ich Monate zuvor getroffen habe, als falsch. »Marc, es gibt da etwas, wovon ich dir nichts gesagt habe. Vor acht Monaten bekam ich einen Anruf aus Thailand. Es war eine schlechte Verbindung, und ich mag mich geirrt haben, aber ich dachte, es wäre Jane.«
    »Was?«
    »Sie sagte, sie bräuchte Hilfe, aber Daddy könne ihr nicht helfen. Dann kam ein Mann zum Telefon und sagte etwas auf Französisch. Und schließlich auf Englisch: ›Es ist nur ein Traum.‹ Dann wurde die Verbindung unterbrochen.«
    »Und du dachtest, es wäre Jane? Aus Thailand ?«
    »Ich war nicht sicher. Damals nicht. Aber jetzt, nachdem ich diese Gemälde in Hongkong entdeckt habe ... Meinst du nicht auch, dass es den Anruf in einem neuen Licht erscheinen lässt?«
    »Warum hast du mir nicht

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