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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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lidlosen Augen an.
    »Dreimal, Romeo«, sagte Via, als sie ihm den leuchtenden Fingernagel reichte.
    Der Türsteher untersuchte das Stück, offenbar beeindruckt. »Wo hast du das denn her?«
    »Ich bin eine Konkubine des Dämonenfürsten Charles I. Wie wär’s, wenn du außerdem noch ein paar Getränkegutscheine springen lässt?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, zauberte der Türsteher die Bons hervor und ließ sie durch.
    Drinnen fühlte sich Cassie zunächst an all die wunderschönen Goth-Clubs erinnert, in denen sie in D.C. gewesen war. Unrenovierte Räume, gedämpftes Geplauder, eine Tanzfläche voller Gesichter und Düsternis. Trübes Licht flackerte in den Ecken und um eine lange, überfüllte Theke weiter hinten. Alle Wände waren aus schwarz gestrichenem Backstein.
    Cassie bemerkte unbeholfene Graffitis: SEE U SOON, JOHNNY! JIM WAS HERE, AND I NEED AN L.A. WOMAN, I FUCKED UP – JANIS
    Musik, die sie noch nie zuvor gehört hatte, dröhnte aus geheimnisvollen Boxen, die von der höllischen Version von Elektrizität gespeist wurden. Der DJ stand an einem hohen Pult und sah aus wie eine Art Troll. Unter wabernden Phosphorlampen erstreckte sich die Bühne, noch leer, doch die Gitarren und das Schlagzeug waren schon aufgebaut.
    Überwiegend besser gestellte Menschen bevölkerten die Tanzfläche, manche bewegten sich zur Musik, andere plauderten mit Bekannten, in der Hand Gläser mit schrill gefärbtem Inhalt. Ein Pärchen fummelte ungeniert beim Tanzen. Ein männlicher Dämon mit einer dünnen Kette zwischen den Hörnern präsentierte reichlich grüne Haut, die sich straff über seinem Twelvepack und seiner Mark-Wahlberg-Brust spannte.
    »Hier. Damit du wenigstens so aussiehst«, sagte Via, als sie ihr eine warme Dose reichte. Cassie schnüffelte daran; es roch wie vergammelter Hopfen, auf dem Etikett stand HELL CITY BRAUEREI. Igitt , dachte sie. Sie wagte nicht, den Inhalt zu probieren.
    Da wurde ihr Blick von etwas angezogen. Eine Koboldfrau hüpfte vorbei, doch wo eigentlich ihr Mund sein sollte, befand sich ein Nabel. Cassie konnte nicht widerstehen, sie sah sich die Bauchgegend an: Wo ihr Nabel sein sollte, hatte sie einen Mund, komplett mit Lippenpiercing. »Hi!«, sagte der Mund zu Cassie.
    Du lieber Himmel …
    »Es wird vermutlich ein Weilchen dauern, bis wir Lissa gefunden haben«, schätzte Via. »Sie fängt bestimmt erst an, wenn die Band spielt.«
    »Hat der Barkeeper im – wie hieß das noch mal?«
    » The Ghoul’s Head .«
    »Hat er nicht gesagt, Lissa sei hier angestellt?«
    »Ja, ich glaube schon. Er sagte, sie tanzt hier, aber wie du siehst …«
    Cassies Blick folgte Vias nach oben. Über der Bühne hingen vier Tanzkäfige, alle leer.
    »Hush«, ordnete Via an, »du bleibst in der Nähe des Eingangs und hältst Ausschau nach Xeke. Cassie und ich sehen uns mal bisschen um.«
    Cassie versuchte, in dem höllischen Club ganz normal zu wirken, sie suchte die Menge und das Thekenpersonal nach Lissa ab, konnte aber nichts entdecken. Sie arbeitet hier , überlegte sie. Eine Angestellte. Eine Tänzerin. Wo sind Tänzer vor ihrem Auftritt?
    Hinter der Bühne.
    »Wo willst du hin?«, wollte Via wissen.
    »Hinter die Bühne«, gab Cassie zurück und riss sich los.
    »Sei bloß vorsichtig!«
    Vias Einwände wurden von wachsendem Gebrüll übertönt. Die Menge vor der Bühne warf die Fäuste in die Luft und rief laut und fordernd: »Sid! Sid! Sid!«, während sich Cassie an absurd gestylten Leuten vorbeidrängelte. Sie war dankbar für die Ablenkung. Endlich tauchte ein rachitisch dürrer Mann auf der Bühne auf, in engen Jeans und beschlagenen Stiefeln, das Haar zu einem schwarzen Igel frisiert. Seine blanke Brust zeigte kreuz und quer Spuren von Rasierklingenschnitten.
    »I’m fucked up!«, plärrte er ins Mikro. »Can barely walk or talk – yeah.«
    Die Menge war außer Rand und Band.
    »Hat hier jemand’n Fix? Scheiß drauf! Hier kommt die heißeste Band der Hölle: Aldinoch!«
    Die Band von Vias Kassette.
    Ein Mensch, der offenbar unbedingt wie Trent Reznor aussehen wollte, grinste schüchtern und drückte seinen Unterleib an ihre Seite. Cassie verzog den Mund.
    »Hey, Süße. Hab mich gerade beim Transfiguristen’n bisschen aufpäppeln lassen.« Dreist schob er ihr seine Hüften entgegen; der Schritt seiner schwarzen Hose sah aus, als hätte er sich eine Katze hineingesteckt. »Willst du’s mal ausprobieren?«
    »Lieber komm ich in die Hölle«, antwortete sie.
    »Hey, der war gut!«

    Sie

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