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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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grinste süffisant. Schleppende Gitarrenriffs schwebten durch die Luft; der Beat setzte ein, die Band – vier Gestalten in schwarzen Mänteln – spielte ihre erste Nummer. Cassie entdeckte eine schwarze Tür weiter hinten, öffnete sie einen Spalt und spähte hinein.
    WACK! WACK! WACK!
    Ein fetter Troll mit Hosenträgern schlug mit einem Knüppel auf einen kleinen Imp ein, der offenbar durch das Schlüsselloch einer anderen Tür gelinst hatte.
    »Du widerlicher Perverser! Schwing deinen Arsch wieder in den Müllwagen, wenn du nicht gefeuert werden willst!«
    Noch ein paar Schläge mit dem Knüppel, dann quiekte der Imp und humpelte davon, aus seinen spitzen Ohren lief Blut. Als der Imp weg war, klemmte sich der Troll, eindeutig ein leitender Angestellter des Clubs, selbst an das Schlüsselloch und kicherte.
    Dann war auch er verschwunden.
    Cassie schlüpfte durch die Tür und sah durch das Schlüsselloch. Wie sie gehofft hatte, befand sich dahinter eine Garderobe. Mehrere Tänzerinnen in abstrusen Kostümen verließen im Gänsemarsch den Raum. Cassie sah einen violetten Sukkubus, eine vierbrüstige Dämonin mit schmalen Fledermausflügeln und einem dunkelroten Korsett und zwei menschliche Frauen in schwarzen Bikinis, die beide erste Anzeichen gelber Tumore im Gesicht trugen.
    Aber keine Lissa.
    Alle Mädchen waren jetzt durch die hintere Tür verschwunden.
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    War Lissa schon vor den anderen hinausgegangen?
    Sie schlich sich wieder hinaus. Die Band hatte inzwischen mit ihrem dröhnenden Mix aus Goth und Death Metal die Tanzfläche zum Kochen gebracht.
    »The house of God in flames, protect me Father Satan, in Hell I’ll be your slave!«, krächzte der Leadsänger.
    Cassie versuchte gar nicht erst, über die infernalen Texte nachzudenken. Doch nun waren die Käfige über der Bühne besetzt – von den Mädchen, die sie zuvor in der Garderobe gesehen hatte.
    Ein Mädchen mit einem Pagenkopf kam direkt auf Cassie zu und umarmte sie. »Komm tanzen«, sagte sie.
    »Nein, danke«, doch als Cassie sich von ihr lösen wollte, spürte sie Hände, die unbeholfen ihre Brüste kneteten.
    Was zur Hölle …?
    Da sah sie, was los war. Die Frau kicherte und trat einen Schritt zurück, dann hob sie ihre Bluse hoch. An Stelle von Brüsten wuchsen aus dem Oberkörper menschliche Hände, die sich öffneten und schlossen.
    Diese Stadt ist wirklich die Hölle!
    Gerade als Cassie sich eingestehen wollte, dass Lissa wahrscheinlich heute nicht arbeitete, spürte sie ein Zupfen am Rock. Es war Hush, die aufgeregt hinter Cassie nach oben zeigte.
    Über der Theke hingen noch zwei weitere Tanzkäfige, die Cassie bisher nicht bemerkt hatte. Eine attraktive Rothaarige mit einem von Elephantiasis angeschwollenen Gesicht tanzte temperamentvoll in dem einen.
    Und in dem anderen tanzte Lissa.
    Das lange, glänzend schwarze Haar mit der weißen Strähne hing ihr vor dem Gesicht. Sie bewegte sich zu den trostlosen Wellen der Musik, immer noch in den Kleidern, die sie in ihrer letzten Nacht in der Welt der Lebenden getragen hatte: die Handschuhe aus schwarzem Samt, der kurze schwarze Krinolinenrock und die schwarze Spitzenbluse.
    Sie ist es. Sie ist wirklich hier.
    »Hast du sie gesehen?«, rief Via von der anderen Seite der Theke herüber.
    Cassie nickte.
    Und was jetzt? Wie komme ich zu ihr? Eine schmale Luke in der Wand führte in den Käfig, und Cassie konnte nur raten, wo das Ende des Ganges lag. Irgendwo hinter der Bühne, wo der Knüppel schwingende Troll war. Sollte sie es riskieren?
    Sekunden später hatte sie allerdings schon keine Wahl mehr.
    Lissa hatte aufgehört zu tanzen und starrte durch die Käfigstangen auf Cassie hinunter.
    »Lissa, lauf nicht weg! Ich will doch nur mit dir REDEN.« Cassie versuchte verzweifelt, die Musik zu übertönen.
    Zu spät. Lissa war schon aus dem Käfig gerannt und kroch zurück in die Luke.
    Ich muss ihr den Weg abschneiden . Sie drängelte sich durch die Menge, riss die Hintertür und danach die Tür zur Garderobe auf. Weiter hinten gab es eine offene Tür neben einer an die Wand gelehnten Leiter, und direkt daneben eine vierte Tür mit der Aufschrift: Ausgang.
    Lissa kletterte die Leiter herunter, das Gesicht vor Angst verzerrt, als sie Cassie sah.
    »Lissa, bitte! Es tut mir Leid.«
    Cassie wollte gerade zu ihr laufen, als eine schwere Schuppenhand sie von hinten an den Haaren packte. Ihr stockte der Atem, als sie herumwirbelte und in das zerfurchte Gesicht des Trolls

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