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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Fernseher zeigte ein Stadion mit voll besetzter Tribüne; in der Arena rissen riesige vogelartige Dämonen das Fleisch in Streifen von nackten Menschen herunter. Die Menge tobte.
    Fußball hat hier vermutlich keine Chance.
    Nun strahlte Hush beim Anblick eines Geschäfts, auf dessen Schild stand: TRANSPLANTATIONSSALON (AUTORISIERTE, KOMMERZIELLE NEBENSTELLE DES AMTS FÜR TRANSFIGURATION). Es erinnerte Cassie an ein Grundstücksmaklerbüro, in dem sich automatisch per Bewegungsmelder ein Tonband einschaltete, wenn Passanten vorbeikamen: »Vertrauen Sie Ihre körperlichen Veränderungen keinem nicht zugelassenen Chirurgen an. Bei uns finden Sie für all Ihre Transplantationsbedürfnisse einen staatlich geprüften Transfiguristen. Vergessen Sie Ihre unzulänglichen menschlichen Arme – lassen Sie unsere Ärzte ein paar mächtige Troll-Arme für Sie anpassen! Sie werden sich nach einer dämonischen Bluttransfusion wie neu geboren fühlen. Oder sollten Sie sich für ein echtes Wolfs-Gebiss entschieden haben: Bei uns bekommen Sie es! Und denken Sie daran: Wir schneidern Ihnen Ihren persönlichen Ratenzahlungsplan auf den Leib.«
    »Kapitalismus in Reinkultur«, sagte Via. »Eigentlich ist hier alles gar nicht so anders. Wenn man Geld hat, hat man Privilegien. Die Hierarchen schwelgen in ewigem Luxus, zu Lasten der Armen. Genau wie in der Welt der Lebenden. Verstehst du? Selbst die Regierung hat ihre Finger im Spiel.«
    »Hush scheint sich sehr für diesen Laden zu interessieren.« Cassie hatte den sehnsüchtigen Blick ihrer Freundin bemerkt.
    Via erklärte es ihr. »Hush kann nicht sprechen, weil die Constabler sie erwischt haben, als sie einem Straßenverkäufer einen Ghul-Hot-Dog stehlen wollte. Als Strafe hat man ihr den Kehlkopf herausgeschnitten.«
    Die Antwort schien Cassie völlig selbstverständlich. »Aber wir könnten ihr doch hier einen neuen kaufen.«
    »Geht nicht. Das ist eine staatliche Zweigstelle. Um hier behandelt zu werden, muss man registriert sein. Xeke, Hush und ich sind Flüchtlinge. Für eine staatliche Dienstleistung muss man die Bürgerschaft nachweisen.«
    Verdammt . Wie ungerecht das war; Hush würde sich in alle Ewigkeit etwas wünschen, was sie nie haben konnte.
    »Hier ist noch eine Nebenstelle.« Als sie die nächste Straße überquerten, zeigte Via auf eine verschnörkelte Neonreklame. SUKKUBISCHES SERVICECENTER! VERMIETUNG, LEASING. AUTORISIERTE NIEDERLASSUNG DES LILITHSUBKARNATIONS-KONSERVATORIUMS.
    »Das Konservatorium ist ein weiteres Regierungsprojekt, aber diese Zweigstelle vermietet Sukkuben und Inkuben an die Striplokale und an Begleitservices. Lilith persönlich ist die Geschäftsführerin des Konservatoriums – Luzifer steht schon seit Ewigkeiten auf sie; Adam hat mit ihr Kinder gezeugt, nachdem Eva ihn verlassen hatte. Die Kinder waren halb sexuelle Dämonen. Im Konservatorium setzt sie Verwandlungszauber ein, um Menschen zu Sukkuben zu machen und sie in die Welt der Lebenden zu subkarnieren, wo sie dann in den Träumen der Männer herumspuken. Genau wie in der alten Legende.«
    Cassie hatte inzwischen gelernt, dass viele Mythen, Legenden und okkulte Überlieferungen tatsächlich wahr waren. Hinter der Scheibe stolzierten mehrere nackte »Kostproben« in einem plüschigen Salon auf und ab. Sie hatten makellose Körper, alles, was man sich bei einer Frau wünschte, war bis zu übernatürlicher Perfektion hervorgehoben. Allerdings hatten sie Glatzen und keinerlei Körperbehaarung, und die porenlose Haut glänzte wie lackiert, und das nicht fleischfarben, sondern in einem satten, exotischen Violett.
    »Und du sagst, sie vermieten sie?«, fragte Cassie nach.
    »An Oben-ohne-Bars, Sexshows, Massagesalons und Hurenhäuser.« Via kicherte boshaft. »Klingt ein bisschen wie L.A.«
    Unterdessen waren sie weiter dem Gewirr dunkler Straßen gefolgt. Via hatte nicht übertrieben, als sie vorhin sagte, es würde etwas zwielichtiger hier. Bleiche Prostituierte lockten durch Schaufensterscheiben Kundschaft an; manche waren Menschen, andere Sukkuben, wieder andere Dämonenhybride. Peepshows mit Leuchtreklamen wie in Las Vegas versprachen Live-Shows, Einzelkabinen und die neuesten Pornos. Unter einem grell gelben Schild mit der Aufschrift JACK RUBY’S BUMSSCHUPPEN stand ein übereifriger Imp und bellte sie an: »Nur hereinspaziert, die Damen. Tänzerinnen gesucht! Jack nimmt ihre Bewerbung persönlich entgegen!«
    »Nein, danke.« Via grinste süffisant.
    LAPDANCE MIT TOTEN PORNOSTARS prahlte

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