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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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schlaffe Hand – sie fühlte sich kalt an. Dann ließ sie den Kopf auf Lissas Brust sinken und weinte.
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte Via. Hush legte den Arm um Cassie, um sie zu trösten.
    »Jetzt bin ich den ganzen weiten Weg gekommen, um ihr zu sagen, wie Leid mir das mit dem Selbstmord tut«, sagte Cassie mit jämmerlicher Stimme, »und was passiert: meinetwegen wird sie getötet! Wenn ich sie nicht gejagt hätte …«
    »Es ist nicht deine Schuld. Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
    Cassie strich ihrer Schwester das Haar aus der Stirn, und als sie ihr ins Gesicht sah, musste sie noch mehr weinen. Lissa sah genauso hübsch und lebendig aus wie früher in der Welt der Lebenden.
    Und jetzt ist sie TOT, und ich bin SCHULD! Jetzt ist ihre Seele in einen Käfer oder eine Ratte übergegangen und ALLES NUR MEINETWEGEN!
    »Warte mal«, sagte Via plötzlich misstrauisch. »Irgendwas ist hier faul.«
    »Was?«, schluchzte Cassie kaum verständlich.
    »Ich meine, sieh sie dir an. Da ist zwar ein bisschen Blut, aber … das ist es auch schon. Sie ist eigentlich in keiner schlechten Verfassung.«
    »Wovon redest du da!«, blaffte Cassie. »Sie ist tot! Sie wurde von einem Auto überfahren!«
    »Geh mal einen Schritt zurück«, befahl Via streng.
    Cassie gehorchte verblüfft.
    »Wie ich’s mir dachte«, sagte Via, als sie sich hingekniet und eine genauere Untersuchung durchgeführt hatte. Sie drückte fest mit den Händen auf Lissas Brust. »Kein Brustkasten.«
    »Ww-wie bitte?«
    »Cassie! Was habe ich dir ganz am Anfang über die Verdammnis erzählt? Wenn man in die Hölle kommt, bekommt man zuerst einen Astralkörper, der dem irdischen Körper aufs Haar gleicht. Aber hier in der Hölle braucht es schon einiges, um so einen Astralkörper umzubringen. Er muss vollständig zerstört sein, bevor die Seele in etwas anderes übertragen werden kann. Das hier ist noch gar nichts.«
    Cassie wischte sich Tränen von der Wange. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du sprichst.«
    Via stand wieder auf und nickte. »Mann, ich bin schon x-mal von Dampfautos überfahren worden, aber ich bin nie gestorben . Das ist unmöglich, Cassie. So ein Unfall richtet nicht annähernd genug Schaden an.«
    »Ich weiß immer noch nicht, worauf du …«
    Via brachte sie mit einer Geste zum Schweigen. »Das ist nicht Lissa. Das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu erklären.«
    Jetzt war die Verwirrung komplett. Cassie sah noch einmal hin, sie wusste, dass der Körper auf der Bank Lissa gehörte. Ihre Bauchgegend lag frei und gab den Blick auf das Stacheldraht-Tattoo frei. Und der endgültige Beweis war das Gesicht: Lissa sah exakt genauso aus wie Cassie.
    »Das ist ein Hex-Klon, Cassie. Es ist nicht Lissa.«
    »Du meinst, das ist nicht …«
    »Das ist sie nicht. Es ist eine Fälschung, glaub mir. Wir haben so was schon mal gesehen.«
    Hush nickte ebenfalls.
    »Es ist ein Hex-Klon«, wiederholte Via. »So was stellen sie in der Industriezone für die Constabler her. Animationszauber und organisches Modellieren. Luzifers Houngan-Priester machen Hex-Klone aus einer Gewebeprobe des richtigen Menschen. Sozusagen Gentechnologie in der Hölle. Was ich damit sagen will, ist: Das Ding da auf der Bank ist nicht Lissa – es ist kein Astralkörper. Es ist einfach nur ein Klumpen animiertes Fleisch, das nach dem genauen Ebenbild deiner Schwester geschaffen wurde, bis ins kleinste Detail.«
    Konnte das wahr sein? Cassie konnte es nicht glauben. Wie sollte sie auch?
    »Zeig es ihr, Hush.«
    Hush sah sie tröstend als, als sie ein kurzes Messer mit einem Griff aus Elfenbein herauszog. Sie streckte den Arm aus und …
    »Spinnst du?«, schrie Cassie.
    »Ganz ruhig.« Via zog Cassie zurück.
    Hush steckte das Messer in Lissas Bauchdecke, dann zog sie es bis zum Kinn hoch. Cassie erwartete, dass Knochen und Organe zum Vorschein kämen, doch der Körper schien in sich zusammenzusacken, als das Messer hineinschnitt.
    Aus dem Schnitt quoll eine Art organischer Schleim, der auf den Bürgersteig herabfloss und nur eine leere Hauthülle hinterließ.
    »Siehst du?«
    Sie hatten Recht gehabt.
    Was konnte Cassie noch dagegen sagen, mit dem nassen Haufen zu ihren Füßen als Beweis?
    Das ist nicht Lissa. Das ist nur ein Ding, was sie gemacht haben, um … Doch ihr fiel absolut kein vernünftiger Grund für all das ein. Warum sollten die Behörden sich die Mühe machen, einen Klon ihrer Schwester herzustellen?
    »Die gute Nachricht ist: Lissa ist nicht tot«,

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