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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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schon von der Pest berührt?«
    »Ich bin die Pest«, sagte Satan.
    »Ihr seid ein Diener des Teufels. Lasst mich Eure Beichte hören, und ich werde Eure Seele retten. Der Herr unser Gott vergibt allen.«
    Luzifers Stimme wurde so leise, dass man sie kaum noch hören konnte. »Bist du dir da ganz sicher?«
    Der Ritter starrte ihn an. Er zitterte. »Ich sehe Euch an und doch … und doch kann ich Euer Gesicht nicht erkennen.«
    »Mein Antlitz ist zu vollkommen, niemand kann es ansehen. Du bist nicht imstande, meine Vollkommenheit zu begreifen …«
    Ein Schatten legte sich über ihn, als der Oni hinter dem Leichenhaus hervortrat.
    »Gott im Himmel«, stöhnte der Ritter.
    Das ist wirklich kleinlich , dachte Luzifer, aber es macht solchen Spaß … Dann sprach er einige Worte in einer Sprache, die nicht von dieser Welt war. Sein Atem entströmte ihm wie leuchtender Dunst. Es war eine einfache Besessenheitsbeschwörung, Kinderkram, aber es schien angemessen. Durch die geheimnisvollen Worte wurde der Wille des Ritters von einhundert Irrsinnstaten vergiftet.
    »Kreuzritter von Lyon. Es sind noch ein paar Frauen und Kinder im Dorf am Leben. Ihnen muss Gewalt angetan werden. Hörst du mich?«
    »Ja.«
    »Man muss sie auf die offene Straße zerren und sie vor den Blicken der anderen schänden. Hörst du mich?«
    »Ja.«
    »Jeder Überlebende in diesem Ort muss dein rotes Kreuzritter-Zeichen sehen, während du den Frauen und Kindern Gewalt antust. Hörst du mich?«
    »Ja.«
    »Dann geh jetzt.«
    Der Ritter wandte sich um und ging auf den Marktplatz zu.
    Nichts Besonderes . Aber war es möglich, dass dem Ersten Gefallenen Engel übel war? Eine Magenverstimmung? Die elegante Hand des Herrn der Finsternis legte sich auf seinen Bauch. Als er die Stirn runzelte, starben sofort alle rosafarbenen Blüten einer Hecke ab.
    Der Weiße Stein , fiel es ihm wieder ein. Natürlich. Er musste laut kichern. Das Geräusch prasselte über den gesamten Kontinent. So viel Gott ist im Moment in mir. Kein Wunder, dass mir schlecht wird …
    Es hatte sieben solcher Steine gegeben, eingelassen in das Zwölfte Tor des Himmels, das höchste Tor, so hoch, dass es nur einer Hand voll Engel gestattet war, hindurchzugehen. Sieben Steine, um als perfekte Zahl zu existieren, und alle waren sie weiß: die Farbe der Vollkommenheit.
    Luzifer hatte drei dieser Steine gestohlen, bevor er rausgeworfen worden war.
    Ein großer Schatten flatterte über den Bäumen, und da wurde ihm klar – es lag nicht an dem Stein in seinem Bauch, dass ihm übel war. Es war die plötzliche Anwesenheit.
    Ein blonder Engel – ein Hermaph, halb Mann, halb Frau – schwebte auf großen weißen Schwingen über den Bäumen und sah auf ihn herab. Sein leuchtendes Gesicht sah zunächst traurig aus, dann funkelte er Luzifer an.
    »Du bist eine Schande«, sagte der Engel mit ohrenbetäubender Stimme.
    »Noch lange nicht Schande genug!«, brüllte Luzifer zurück. »Aber sehr bald! Bald zeige ich dir, was Schande ist!« Die Erschütterung der Worte des Morgensterns schüttelte die Vögel aus jedem einzelnen Baum des Waldes. Alle waren sofort tot.
    Der Engel manövrierte sich näher heran und warf dem Oni einen hasserfüllten Blick zu. Daraufhin ertönte ein merkwürdiges knirschendes Geräusch. Der Oni erschauerte und verwandelte sich in schwarzes Salz. Einen Augenblick später fiel er zu einem Haufen Körner zusammen.
    »Mach das Gleiche mit mir!«, donnerte Luzifer nach oben.
    Der Engel funkelte ihn nur weiterhin an.
    »Das kannst du nicht! Du tust es nicht, weil du es nicht kannst !«
    »Selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Es ist besser für dich, in deiner Unendlichkeit zu verkommen.«
    »Ich liebe meine Unendlichkeit! Du bist ja nur neidisch !«
    Lärm erhob sich in der Nähe. »Ein Engel!«, rief eine Stimme. »Ein Engel ist gekommen, um uns zu segnen!« Einige Dörfler kamen aus ihren Häusern auf die Straße geeilt. Zwei Männer, die einen Todeskarren schoben, sahen auf. Alle Menschen starrten sprachlos den Engel an.
    Eine Frau hielt ein sterbendes Kind empor, das schmutzige Gesicht glänzend vor Tränen. »Helft meiner Tochter, ich flehe Euch an!«, bat sie den Engel weinend.
    Der Engel lächelte trotz des Kummers in seiner unergründlichen Miene. »Eure Tochter wird einhundert Jahre alt werden«, sagte er sanft.
    Das Kind wand sich in den Armen der Mutter, sprang auf die Füße und hüpfte lachend davon, geheilt. Die Frau fiel vor dem großen Schatten des Engels auf

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