Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Bloodwell die Liste übergab.
Doch wenn sie es nicht tat, würde ihr Sohn sterben.
Entsetzt presste sie die Hand auf ihren Mund.
Es musste doch einen anderen Weg geben. Nein, das Risiko kann ich nicht eingehen. Entschlossen schüttelte sie den Kopf und legte schnell die Papiere des Regenten zurück an ihren Platz.
Sie hatte sich entschieden. Jordan und seine Freunde waren hartgesottene Spione. Thomas hingegen ein hilfloser Zweijähriger, und sie als seine Mutter war alles, was er hatte.
Bevor sie aus dem kleinen Raum trat, schloss Mara den Sekretär wieder ab und blickte sich prüfend um. Alles lag an seinem Platz. Mit einem leisen Klick zog sie die Tür hinter sich zu, schloss auch diese ab und eilte zurück zu dem Tisch, auf dem ihr Retikül lag.
Nachdenklich starrte Mara den schweren, geschnitzten Holztisch an.
Ein unerträglicher Schmerz durchfuhr sie, als sie erkannte, dass Jordan sie in der Ballnacht so leidenschaftlich auf diesem Tisch geliebt hatte. Tränen drohten überzulaufen, und Mara kniff die Augen zusammen, um nicht den Verstand zu verlieren.
Es tut mir so leid, mein Geliebter. Ich habe keine Wahl.
Energisch schüttelte sie sich und öffnete die Augen. Schnell! In wenigen Augenblicken würde der Butler mit dem Tee zurück sein.
Rasch ließ sie den Schlüssel zur Schreibstube des Regenten zurück in ihr Retikül gleiten, faltete die Liste zusammen und verstaute sie ebenfalls.
Um sich zu beruhigen, gab sie sich ein Versprechen. Sobald sie Thomas wieder sicher in den Armen hielt, würde sie Jordan und seine heldenhaften Kameraden vor der Gefahr warnen.
Bis dahin war Falconridge auf sich allein gestellt.
Mara ging zur Tür, atmete tief durch und öffnete sie. Sofort erblickte sie den Butler, der einen Teewagen auf sie zurollte.
„Oh - verzeihen Sie ..."
„Mylady?“
„Ich möchte den Tee nicht mehr. Es tut mir sehr leid, ich habe entsetzliche Kopfschmerzen bekommen. Ich denke, es ist besser, wenn ich zurück nach Hause fahre. Ich werde einen Termin machen, um Seine Königliche Hoheit später in der Woche zu sehen. Ich danke Ihnen, bitte entschuldigen Sie die Umstände.“
„Das macht überhaupt keine Umstände, Mylady.“
Zerknirscht lächelte Mara ihm zu. „Ich finde allein hinaus.“
Höflich verbeugte der Butler sich. „Wie Sie wünschen, Madam.“
Dankbar nickte Mara, wandte sich ruhig um und ging auf den nächsten Ausgang zu - das berühmte Hauptportal von Carlton House.
Kurz bevor sie dort angekommen war, rief jedoch jemand Vertrautes ihren Namen.
„Mara!“
Als die tiefe, kultivierte Stimme durch die marmorne Eingangshalle schallte, erstarrte Mara.
Es war die eine Person, die sie im Moment noch weniger zu sehen wünschte als den Prinzen.
Oh Gott, bitte, ich kann ihm jetzt nicht gegenübertreten.
„Mara?“
Genervt seufzte sie. Am liebsten wäre sie fortgelaufen, doch sie stand wie versteinert da. Im nächsten Augenblick gelang es ihr, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen, ehe sie sich langsam umdrehte. Mit langen Schritten kam Jordan auf sie zu. In seiner schwarzen Kleidung sah er außergewöhnlich ernst aus.
„Was tust du hier?“
Weil sie sich schuldig fühlte, hatte sie das Bedürfnis, sich zu verteidigen. Lass ihn nur nichts merken. „Ich bin hier, weil ich den Regenten besuchen wollte.“
„Oh“, murmelte er enttäuscht und senkte den Blick, als er vor ihr stehen blieb.
An seinem schmerzerfüllten Blick erkannte sie, dass er glaubte, sie habe sich an der Schulter ihres königlichen Freundes ausgeweint. Natürlich ahnte er nicht, warum sie tatsächlich hier war. Und er durfte es auch keinesfalls herausfinden.
Da Jordan ein ausgebildeter Krieger war, konnte er Bloodwell zweifellos im Kampf gegenübertreten. Doch er war auch ein Spion, und kaltherzig wie er war, würde er Thomas unter Umständen als Bauernopfer betrachten, genau wie er es mit Mara getan hatte.
Wenn sie ihm ihre Situation geschildert hätte, würde er womöglich irgendeine Strategie entsinnen, um seinen Feind zu fassen.
Allerdings scherte Mara sich momentan nicht um Strategien. Ihre mütterlichen Instinkte drängten sie nur dazu, ihr Kind zurückzubekommen.
Jordan blickte sie an und spürte, wie angespannt sie war. „Ist alles in Ordnung?“
Besorgt stellte sie fest, dass sie vorsichtig sein musste, da er sie sonst durchschaute und merken würde, dass sie etwas verbarg. Gleichgültig zuckte sie also mit den Schultern. „Mir geht es gut.“ Ihre scharfe Antwort ließ ihn
Weitere Kostenlose Bücher