Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
zusammenfahren. Mit einem unsteten, durchdringenden Blick suchte er flink die Halle ab. „Du bist nicht zufällig Albert begegnet? Ich versuche schon den ganzen Tag, ihn zu finden.“
„Nein.“
Er nickte und schien nicht weiterzuwissen. Ungeduldig wartete Mara, doch sie fürchtete, Jordans Misstrauen zu wecken, wenn sie fortdrängte.
„Mara, wegen heute Morgen kann ich nur sagen ...“
„Bitte. Dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort.“ Sie würde es einfach nicht ertragen können.
Wieder senkte Jordan den Blick. „Natürlich. Du sollst nur wissen, dass ich immer für dich da bin, wenn du deine Meinung änderst. Du kannst dich jederzeit an mich wenden.“
Fest presste Mara die Lippen aufeinander und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an. Wie schön und mutig er doch war -Mara ertrug es nicht, ihn anzublicken.
Jordan bei einer solch großen Sache anzulügen war furchtbar. Zumindest wusste sie nun, was er die ganze Zeit durchgemacht hatte.
Plötzlich erkannte sie, dass sie sich in der gleichen Situation befand wie Jordan vor zwölf Jahren. Um seine Freunde zu beschützen, hatte er sie im Stich gelassen, und jetzt musste sie ihn im Stich lassen, um Thomas zu beschützen. Vielleicht war ihre Liebe einfach zum Scheitern verurteilt.
„Ich muss gehen“, sagte sie mühsam und wandte sich mit einem zittrigen Nicken um.
„Mara?“ Ihr Name klang wie eine Liebkosung.
Sie fuhr zusammen. Die Erinnerung daran, wie er sie berührt hatte, seine Küsse, wie sie ihn in ihrem Bett geliebt hatte, waren fast zu stark, um sie zu ertragen. Aber Mara konnte sich dem unwiderstehlichen Klang seiner Stimme einfach nicht erwehren.
Vorsichtig, fast misstrauisch drehte sie sich wieder um und legte fragend den Kopf schräg.
„Du bist mir wirklich sehr wichtig“, flüsterte er.
Mit tränenverschleierten Augen sah sie ihn an, und nur mit größter Mühe konnte sie sich davon abhalten, nicht in seine Arme zu laufen. Schweigend stand sie da und prägte sich sein Bild ein.
Doch Thomas wartete auf sie.
Also straffte Mara die Schultern, riss ihren Blick von Jordan los, drehte sich um und ging.
Von Schuldgefühlen geplagt, blickte Jordan ihr nach. Gott, was habe ich ihr nur angetan? Noch nie zuvor hatte er so viel Schmerz in ihren dunklen Augen gesehen. Er war am Boden zerstört, dass er ihr so großes Leid zugefügt hatte.
Ihre Gefühle für ihn schienen gänzlich verschwunden zu sein. Gerade eben war sie kaum in der Lage gewesen, ihm in die Augen zu schauen.
Trotz der großen Last, die ihm sein Herz unendlich schwer machte, war Jordan fest entschlossen weiterzumachen. Also fragte er den kleinen Butler in schwarzer Livree, ob der Regent zu sprechen sei.
„Oh, Seine Königliche Hoheit ist momentan nicht im Haus, Lord Falconridge.“
Verwundert runzelte Jordan die Stirn. „War Lady Pierson nicht soeben bei ihm?“
„Nein, Sir, sie hat eine Weile in der Bibliothek auf ihn gewartet, dann fühlte sie sich jedoch unwohl und hat sich entschlossen, nach Hause zu fahren. Vielleicht sind Sie ihr auf dem Weg zum Ausgang begegnet?“
„In der Bibliothek?“
„Sir?“
Doch Jordan war bereits auf dem Weg nach draußen. Die Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbelten, waren zu düster und schockierend, zu schrecklich, um wahr zu sein. Es durfte einfach nicht sein.
Eilig lief Jordan durch den Säulengang und blickte sich um, bis er Mara auf dem Piccadilly entdeckte, wo sie gerade in eine Droschke stieg.
In eine Droschke? Die elegante Viscountess Pierson?
Plötzlich drehte sich Jordan der Magen um. Sofort rief er nach seinem Pferd, während er die alte Kutsche nicht aus den Augen ließ, in der Mara saß.
Er merkte sich die Nummer, die auf die Rückseite der Droschke gemalt war. „Nummer 145“ konnte Jordan gerade noch erkennen, bevor das Gespann im Verkehr verschwand.
Leise fluchte er, doch bereits einen Moment später brachte ein Bursche ihm sein Pferd. Wortlos schwang Jordan sich in den Sattel und gab seinem weißen Wallach die Sporen, um Mara nachzueilen.
Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren.
Weiter unten am Piccadilly entdeckte er Nummer 145 und folgte der Kutsche in sicherem Abstand.
Das würde sie nicht tun. Sie würde mich niemals so hintergehen.
Er konnte es einfach nicht glauben. Obwohl er es tief im Innersten besser wusste, weigerte Jordan sich, die Hoffnung aufzugeben, und schwor, herauszufinden, wohin sie fuhr.
Warum würde sie sonst allein in der Bibliothek des Regenten sein
Weitere Kostenlose Bücher