Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
zurückgezogen worden waren, hatten sich die Kakerlaken in ihre Verstecke geflüchtet.
Inzwischen hatten die meisten von ihnen vermutlich begriffen, dass sie in eine Falle getappt waren, und warteten zitternd vor Angst auf einen todbringenden Besuch des Ordens.
Obwohl es erst achtzehn Uhr geschlagen hatte, war die Dunkelheit bereits hereingebrochen. Bei Mondlicht sah Dante House besonders unheimlich aus, bemerkte Jordan, als die Kutsche das Hauptquartier erreichte.
Für den unbeteiligten Beobachter war das düstere, exzentrisch anmutende Anwesen aus der Tudor-Zeit der Sitz des ausschweifenden Inferno Clubs - doch dieser Club war nur eine Fassade, um die Außenwelt abzuschrecken.
Tatsächlich war das dreihundert Jahre alte Dante House eine getarnte Festung, die über weitreichende Kellergewölbe verfügte, in denen der Orden unbeobachtet seinen verborgenen Geschäften nachgehen konnte. Das alte Bollwerk war voll von Geheimgängen, Falltüren und verborgenen Räumen. Dadurch, dass das Bauwerk auf der Themse errichtet worden war und einen kleinen, verborgenen Bootsanleger hinter dem verschlossenen Tor zum Fluss besaß, konnte das stetige Kommen und Gehen geheim gehalten werden.
Als Jordan das Haus betrat, begrüßte ihn das Rudel der riesigen Wachhunde.
Virgil, Jordans Meister und Oberhaupt des Ordens, erschien sofort, kaum hatte er die Ankunft des Earls bemerkt. Knapp nickte der alte Krieger aus dem schottischen Hochland Jordan zu und nahm ihm die mittelalterlichen Rollen ab, die für den Feind von unschätzbarem Wert waren. „Es ist hoffentlich alles glattgelaufen?“
„Ja, Sir. Ich habe eine beachtliche Liste von Verdächtigen zusammenstellen können. Erstaunlich viele von ihnen waren anwesend.“
„Jemand, den ich kenne?“, fragte Virgil knapp.
Jordan zuckte mit den Achseln. „Falkirk nicht. Leider.“
„Ich habe auch nicht vermutet, dass er sich so öffentlich zeigt. Doch die Neuigkeit wird ihn in Kürze erreichen, und dann werden wir sehen, was geschieht. Was ist mit Dresden Bloodwell?“ Wieder musste er verneinen. „Keine Spur von ihm. Überrascht mich nicht, denn der Mann ist ein Mörder. Er ist zu schlau, um in solch eine Falle zu tappen.“
Virgil nickte. „Scheinbar ist er seit der Nacht, in der Beauchamp und Sie ihn fast erwischt haben, untergetaucht.“
„Das ist Wochen her“, ergänzte Jordan. „Ich weiß immer noch nicht, wie es ihm gelungen ist, uns zu entwischen. Oder wo er sich seitdem versteckt hält.“
„Alles zu seiner Zeit“, beruhigte Virgil ihn. „Geben Sie Ihre Verdächtigenliste Beauchamp. Der Bursche braucht Beschäftigung.“
Fragend runzelte Jordan die Stirn. „Immer noch keine Nachricht von seinen Männern?“
Grimmig schüttelte Virgil den Kopf und deutete auf die Schriftrollen. „Ich werde diese hier in den Tresorraum bringen. Gut gemacht, Junge. Morgen früh habe ich Ihren Bericht.“
„Ist Rotherstone hier, Sir?“, fragte Jordan, als Virgil sich zum Gehen wandte.
„Der verliebte Ehemann?“, prustete der Highlander. „Natürlich nicht. Er ist zu Hause und betet die göttliche Daphne an.“ Amüsiert zuckten Jordans Mundwinkel. Seit seine gefährlichen Agentenbrüder verheiratet waren, hatte sich das Leben auf seltsame Weise verändert. Max, der Marquess of Rotherstone, war seiner reizenden Daphne ganz und gar verfallen und genoss ihr gemeinsames häusliches Glück.
Rohan, der Duke of Warrington, war kürzlich zum Hauptsitz des Ordens in Schottland gerufen worden. Dort musste der Spitzenagent dem Ältestenrat Rechenschaft ablegen, wie es möglich war, dass er eine junge Dame von prometheusianischem Blut geheiratet hatte.
Um dieses Verhör hatte Jordan seinen unbeugsamen Freund nicht beneidet, doch für Kate hätte Rohan zweifellos viel Schlimmeres erduldet.
„Fürchte, Sie müssen mit diesem hier vorliebnehmen“, fügte Virgil hinzu und nickte in Richtung Tür, da Beauchamp gerade in den Raum geschlendert kam.
„Vorliebnehmen?“, erwiderte der jüngere Agent scharf. „Wohl eher die bessere Wahl!“
Viscount Sebastian Beauchamp, Erbe des Earl of Lockwood, war der Anführer seines drei Mann starken Teams. Zwar waren er und seine Kameraden erst achtundzwanzig, doch Jordan hatte bereits beobachten können, was alles in dem jungen Krieger steckte.
Beaus unbeschwerte Art und der jungenhafte Unfug, den er gerne trieb, verschwanden, sobald es ernst wurde. Er war ein verdammt guter Kämpfer, der auch im hitzigsten Gefecht stets einen kühlen Kopf
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