Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
und seine Wangen glühten von seinem Ausritt.
„Lord Falconridge“, begann Mara, „erlauben Sie mir, Ihnen Thomas, Viscount Pierson, vorzustellen.“
„Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylord. Ich freue mich auf Ihre Antrittsrede im Parlament.“ Bei seiner angedeuteten Verbeugung vor dem Kleinkind musste Mara sich das Lachen verkneifen. Eifrig deutete Thomas auf Jordans Mütze und plapperte ein paar Worte in seiner ganz eigenen Sprache.
„Oh, der Hut gefällt Ihnen, ja? Bitte sehr, ich muss sagen, Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack, junger Mann.“ Flink nahm Jordan die Kopfbedeckung ab und setzte sie dem kleinen Jungen auf.
Thomas lachte, denn der zylinderartige Hut war ihm sofort über die Augen gerutscht. Mit einem höflichen Nicken blickte Jordan zu Mrs Busby und Jack hinüber und lächelte.
„Wir füttern Enten“, erzählte Mara, denn allmählich wurde ihr Jordan wieder ein wenig sympathischer. „Wenn Sie möchten, dürfen Sie sich gerne zu uns gesellen.“
Zögernd blickte er zu Boden. „Ich muss mein Pferd trockenführen, aber, nun, ich denke, ich kann für eine Weile bleiben.“
„Ein wunderschönes Tier.“
„Danke sehr. Er ist es genauso leid, im Haus eingesperrt zu sein, wie ich. Doch ein so schöner Tag wie heute ist ein willkommener Vorgeschmack auf den Frühling, finden Sie nicht auch?“
„Oh ja - absolut.“ Ob des steifen Gesprächs über das Wetter zuckte Mara innerlich zusammen, denn einst waren sie einander so nahe gewesen. Doch vermutlich mussten sie nach der langen Zeit erst einmal wieder irgendwo anfangen.
Sie stellte Thomas auf die Füße und lachte, als er Jordans Mütze hochschob, um wieder sehen zu können. Der Kleine reckte den Hals, damit er zu dem Earl aufschauen konnte.
„Er hat Ihre Augen“, sagte Jordan leise, während er Maras Sohn betrachtete.
„Ja“, entgegnete sie mit einem Lächeln.
„Du bist ja kaum so groß, wie meine Reitstiefel hoch sind.“ Jordans Lachen klang sanft, als er sich zu dem Knirps hinunterbeugte, um ihm etwas Halt zu geben. Dann griff er nach dem Handgelenk des Kleinen, um ihn davon abzuhalten, einen Kiesel zu verspeisen, den er aufgehoben hatte. „Das ist keine gute Idee, mein Junge.“
„Sie haben Kinder gern“, bemerkte Mara, während sie ihrem Sohn den Stein aus der Hand nahm.
„Ich habe zwei Dutzend Nichten und Neffen, Mylady. Um das zu überleben, musste ich schnell lernen, mit ihnen umzugehen.“ Der warme Glanz in seinen Augen strafte seinen spöttischen Ton Lügen.
„Zwei Dutzend“, wiederholte Mara verblüfft. „Ihre Geschwister waren sehr fleißig.“
„Ganz gewiss. Zumindest ist der Titel nicht in Gefahr, sollte mir etwas Unvorhergesehenes zustoßen.“
„Ich hoffe, Ihre Familie ist wohlauf?“
„Das ist sie, vielen Dank. Und Ihre?“
Bittere Ironie lag in Maras Blick. „Sie kennen meine Eltern. Sie sind nicht glücklich, sofern sie nicht etwas zu beklagen haben.“ Mitfühlend lächelte Jordan. „Ich erinnere mich.“
„Wir sind gerade von einem Besuch bei ihnen zurückgekehrt“, fügte Mara hinzu und seufzte. „Danach war ein Ausflug in den Park unbedingt notwendig. Und vielleicht ein großer Brandy.“ „Zweifelsohne“, stimmte er ihr leise lachend zu. Jordans wissender Blick war genau das, was Mara nach einem der schwierigen Familienbesuche brauchte.
Doch das vorsichtige Lächeln, das sie einander zuwarfen, erschütterte Mara zutiefst. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen, und sie wandte den Blick ab. Während sie Thomas dabei beobachtete, wie er die Enten jagte, war sie sich Jordans Anwesenheit nur allzu deutlich bewusst. Was für ein weltgewandter, erfahrener Mann doch aus ihm geworden war. Für einen Moment trauerte Mara um all die Jahre, die sie verloren hatten, weil er damals gegangen war.
Plötzlich bekam sie Angst, dass Jordan erneut und diesmal für immer aus ihrem Leben verschwinden würde, wenn er gleich auf sein edles Pferd stieg und davonritt. Unvermittelt wurde sie sich bewusst, dass er den ersten Schritt getan hatte, indem er zu ihr hinübergekommen war, und dass es nun an ihr war zu reagieren.
Dies mochte tatsächlich ihre letzte Gelegenheit sein, sich ihm wieder anzunähern. Während sie den Blick fest auf ihren Sohn gerichtet hielt, sprach sie mit großem Bedacht an Jordan gewandt: „Sie sind neulich Abend sehr früh aufgebrochen.“ Sofort spürte Mara, wie er sich versteifte, doch sein Ton war trocken. „Mir war nicht bewusst, dass Sie das bemerkt
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