Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Mara um, die sich aus ihrem Sessel erhob und einen Schritt auf ihn zuging.
„Es gibt noch etwas, das ich Ihnen sagen muss.“ Mit großen dunklen Augen blickte sie ihn an. „Ich bin nicht die Mätresse des Regenten“, gestand sie kopfschüttelnd und blickte Jordan fest in die Augen. „Wir sind nur Freunde.“
Mit angehaltenem Atem studierte Jordan für einen langen Moment ihr Gesicht. „Ist das wahr?“
Langsam nickte Mara.
„Warum haben Sie das nicht gesagt?“, fragte Jordan mit einem Stirnrunzeln. „Als ich Sie vorhin im Park beschuldigt habe, haben Sie es nicht bestritten.“
Ihre zarten Schultern hoben sich. „Was hätte es denn genützt? Sie hatten sich doch bereits Ihre Meinung über mich gebildet -und Sie sind sich Ihrer Sache ja stets so sicher. Sie anzuflehen, mir zu glauben, schien mir - ich weiß nicht - geschmacklos.“ Unbehaglich starrte Jordan sie an. Was sollte er nur denken? „Die Wahrheit ist, dass der Regent mir eine Gefälligkeit erwiesen hat, für die ich auf immer in seiner Schuld stehe. Aus diesem Grund habe ich nur wenig Anstrengung unternommen, das Gerücht zu ersticken. Ich wollte den Menschen, der mir so ein guter Freund gewesen ist, nicht kränken. Seit dem Tod meines Ehemannes sieht Seine Königliche Hoheit sich mir gegenüber als eine Art Beschützer - doch nicht solcher Art. Ich bin sicher, dass Sie als Diplomat bemerkt haben, wie empfindlich königliche Gemüter sein können. Bis zu den heutigen Ereignissen habe ich keinen Grund gesehen, den Klatschmäulern Einhalt zu gebieten.“
Eingehend dachte Jordan über Maras Worte nach. „Darf ich fragen, was der Regent getan hat, dass er sich Ihre ewige Dankbarkeit verdient hat?“
Mit einem Nicken trat Mara näher. „Nachdem mein Gatte verstorben war, haben seine Verwandten versucht, mir Thomas wegzunehmen.“
„Wie bittet
„Die Piersons waren der Meinung, sie hätten ein Recht darauf, meinen Sohn zu erziehen, um ihn besser auf seine zukünftige Rolle als Erbe des Titels vorzubereiten. Für mich haben sie sich nie großartig interessiert“, gestand sie leise. „Pierson verkehrte stets in den besten Kreisen, und als er jung war, gehörte er zu den engen Freunden des Prinzen. Wenige Monate bevor mein Sohn geboren wurde, starb er.“ Mara senkte ihren Blick auf den marmornen Fußboden. „Der arme Thomas ... kam ohne Vater zur Welt. Nur meine Bediensteten und eine Hebamme waren bei mir. Nicht, dass mein Ehemann mir je eine große Stütze gewesen wäre.“
Jordan starrte sie an und dachte an Mara als junge Frau, die die Qualen der Geburt durchleiden musste, ohne die Gewissheit zu besitzen, dass ihr Gatte im Haus war.
„Als Thomas dann geboren war, willigte der Prinzregent ein, sein Pate zu werden. Zum Andenken an seinen alten Freund. Daher war Seine Königliche Hoheit von Anfang an sehr am Wohlergehen meines Sohnes interessiert. Als Piersons Familie begann, Druck auf mich auszuüben, um an den Jungen zu gelangen, habe ich ihnen so lange widerstanden, wie ich konnte. Doch ich war allein und verängstigt. Schließlich wusste ich mir nicht anders zu helfen, als den königlichen Paten meines Kindes zurate zu ziehen.“
Mitfühlend berührte Jordan Maras Arm.
Zögernd blickte sie ihn an und verschränkte die Arme schützend vor ihrem Körper. „Sobald der Regent von meiner misslichen Lage hörte, benahm er sich wahrlich heldenhaft.“
Konnte Jordan eine Spur von Zurechtweisung in Maras Blick erkennen? Und warum, um alles in der Welt, fühlte er sich schuldig, während sie ihre Geschichte erzählte?
„Er hat meine Verwandten dazu gebracht, von mir abzulassen, und mir außerdem geholfen, einen größeren Anteil von Piersons Erbe zu erlangen. Dank Seiner Königlichen Hoheit wird die Familie erst Einfluss auf Thomas bekommen, wenn er das Schulalter erreicht hat. Sie sehen also, warum ich in der Schuld des Prinzen stehe. Nach allem, was er für mich und meinen Sohn getan hat, würde ich für den Mann durchs Feuer gehen - und es ist mir gleichgültig, wer ihn verachtet oder ihn als lächerlich abtut. Er hat ein gutes Herz, und ich werde immer seine Freundin sein. Doch ich kann Ihnen versichern, dass ich keinesfalls sein Bett mit ihm teile.“
„Mara ...“, begann Jordan einsichtig, doch sie unterbrach ihn.
„Ich gebe auch nichts darauf, was man dort draußen von mir denkt“, fügte sie hinzu und nickte in Richtung der Tür. „Die Meinung anderer Leute habe ich mir als junges Mädchen viel zu sehr zu Herzen genommen.
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