Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
wenn sie unzufrieden ist. Glauben Sie mir, Sie können sich glücklich schätzen, einen Sohn zu haben. Eine Tochter ist etwas ganz anderes.“
„Das liegt nur an ihrem Alter.“
„Ja, wir sind mit achtzehn vermutlich alle unausstehlich gewesen. Doch wir werden sehen, Lady Pierson, nicht wahr? Wenn Thomas achtzehn ist, berichten Sie mir, ob Sie ihn immer noch für das achte Weltwunder halten. Wie geht es meinem Patensohn überhaupt?“
„Wunderbar, wie immer. Danke, Sir.“
„Bringen Sie ihn demnächst einmal mit. Ich habe ihn seit Monaten nicht mehr gesehen.“
„Das werde ich“, versprach Mara.
„Nun, ich sehe, Sie haben mir etwas mitgebracht.“ Mit einem neugierigen Blick schaute der Regent an Mara vorbei.
„Und jemanden“, fügte sie hinzu und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu Jordan um.
Der Earl war sehr berührt, als er sah, wie entzückt der Prinz von Mara war. Besonders da er sie nicht lüstern betrachtete.
Mit seinem Leben im Übermaß war George ein leichtes Ziel für Spötter, doch nur wenige Männer besaßen die Kultiviertheit, mit einer Frau wirklich nur befreundet zu sein. Die Wärme, die der Regent Mara entgegenbrachte, war offensichtlich echt.
Trotz seiner Macken war der Prinz ein guter, anständiger Mann, musste Jordan eingestehen.
Insgeheim war der Earl erleichtert ob dieser Erkenntnis. Denn vor Jahren war der Treueschwur auf die Krone ein Teil seiner Aufnahmezeremonie in den Orden gewesen.
Damals war George III. an der Macht gewesen, und obwohl Seine Majestät bereits begonnen hatte, den Verstand zu verlieren, hatte niemand daran gezweifelt, dass der alte König das Herz am rechten Fleck trug.
„Eure Königliche Hoheit“, sagte Mara mit einem warmen Lächeln, das die Förmlichkeit ihrer Worte Lügen strafte, „erlauben Sie mir, Ihnen meinen ganz besonderen Freund Jordan Lennox, den Earl of Falconridge, vorzustellen.“
„Aha, ganz besonderer Freund, ja? Interessant.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete Prinny den Earl. „Falconridge. Den Namen kenne ich.“
„Eure Königliche Hoheit.“ Tief verbeugte Jordan sich vor dem Prinzen.
„Treten Sie näher.“ Mit einer molligen beringten Hand winkte der Prinz ihn zu sich heran. „Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor. Außenministerium, nicht?“
„Ja, Sir.“ Überrascht, dass der Prinz sich an ihn erinnerte, blickte Jordan ihn bedeutungsschwer an. Warnung genug, dass der Regent die Tarnung eines seiner eigenen Spione nicht auffliegen ließ, wie Jordan hoffte.
„Gut, wunderbar!“ Mit diesen Worten schenkte der Regent erneut Mara seine Aufmerksamkeit. Neugierig fragte er sich, warum sie Jordan wohl als Begleiter mitgebracht haben mochte.
Der Earl war dem Regenten in den letzten Jahren bereits mehrere Male bei Gericht oder auf Veranstaltungen der Gesellschaft begegnet. Allerdings hatte Jordan sich stets unauffällig verhalten, da es nicht seine Art war, sich vor einer Hoheit in den Vordergrund zu spielen. Außerdem hatte er stets befürchtet, der Versuchung zu erliegen, einen unklugen Scherz über die Verschwendungssucht des Prinzen zu machen. Stattdessen hatte Jordan sich jede Bemerkung darüber verkniffen und sich dazu entschlossen, sich zu benehmen. Deshalb war der vergnügungssüchtige Regent sicherlich davon überzeugt, dass Jordan ein gänzlich langweiliger Bursche sei.
Doch nun, da ihm befohlen war, sich der Gesellschaft in Carlton House anzuschließen, um den Duke of Holyfield zu beobachten, war Jordan bereit, sich sehr gesellig zu geben.
Tatsächlich hatte Max ihn gewarnt, er müsse sich wie ein unverschämter Idiot benehmen, um in die Kreise des Prinzen aufgenommen zu werden. Prinny liebte es, reiche, gut aussehende, gut gekleidete und entschieden exzentrische männliche Freunde zu haben. Die meisten von ihnen waren von edler Herkunft, doch es gab auch einige überhebliche Bürgerliche, schneidige Mitglieder des Militärs und gelegentlich auch Künstler, um die farbenfrohe Mischung komplett zu machen. Also beobachtete Jordan die Situation und wartete auf seine Gelegenheit.
„So, mein liebes Mädchen, was haben Sie denn da für mich?“, fragte der Regent mit einem Nicken in Richtung seines Geschenks und mit kaum unterdrückter Freude, die der eines Kindes glich.
„Für Euch“, antwortete Mara fröhlich.
„Nein! Das wäre doch nicht nötig gewesen!“
„Aber natürlich! Zum Anlass von Prinzessin Charlottes Verlobung.“
Der Prinz beugte sich vor und küsste Mara auf die Wange. „Sie sind
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