Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
zu gut zu mir.“ Dann wies er auf Stühle, die in der Nähe standen. „Bitte, setzen Sie sich. Beide.“
„Werdet Ihr es gleich öffnen? Ich kann es kaum erwarten!“ „Ich dachte schon, Sie würden mich nie darum bitten“, scherzte der Regent und setzte sich ihnen gegenüber hin. Für einen solch beleibten Mann bewegte er sich mit erstaunlicher Anmut.
Jordan trug das Geschenk zu dem Regenten hinüber und entfernte sich dann respektvoll wieder.
„Sie sind wirklich zu aufmerksam, Mara“, murmelte der Prinz, während er die Schleife löste.
„Ihr wisst, wie viel Ihr mir und Thomas bedeutet.“
Der Regent schlug vorsichtig die Seide auseinander und hob das Gemälde ehrfürchtig aus seiner Umhüllung. Mit kindlicher Freude wandte er sich seiner Freundin zu. „Ein Schatz! Mara! Ein Gerrit Dou! Ich kann es kaum fassen.“
„Oh, gefällt es Euch?“
„Es ist wunderschön!“ Um es sich genau anzusehen, hob er das Gemälde etwas an. „Großartig! Sehen Sie nur die Schattierungen hier. Wie er das Licht auf ihr Gesicht treffen lässt. Welche Stimmung das hervorruft! Sie sieht aus, als könne sie gleich aus dem Gemälde heraustreten und sich zu uns setzen, so lebendig scheint sie.“
„Ich meine, dass sie ein wenig griesgrämig daherkäme, wenn sie das täte“, bemerkte Jordan ungefragt.
Etwas missbilligend schaute der Regent ihn an. „Doch zumindest ist der Ausdruck ihrer Augen natürlich.“ Erneut sah er auf das Gemälde. „Man wird des falschen Lächelns so überdrüssig.“ Maras Blick, den sie dem Regenten zuwarf, war voll von verständnisvollem Mitgefühl, doch der Ausdruck des Prinzen enthielt eine verborgene Warnung an Jordan. Du magst auf unserer Seite sein, doch behandle sie ja gut.
Ein wenig erstaunt nahm Jordan diese Warnung auf. Vielleicht war der beleibte Regent etwas schlauer, als man es ihm zutraute. Scheinbar hatte Seine Königliche Hoheit bereits durchschaut, dass hinter Jordans Anwesenheit mehr steckte.
Glücklicherweise stellte der Prinz keine Fragen, wie Max vorhergesagt hatte, sondern wandte sich wieder dem neuesten Stück seiner Sammlung zu. „Ich muss es sofort aufhängen lassen, wo ich es stets betrachten kann. Und es wird mich immer an Sie erinnern, Sie hinreißendes Geschöpf. “ Er küsste Mara auf die Wange. „Ich bin sehr erfreut, dass es Euch gefällt.“
„Absolut. Ist es nicht ein großartiges Gemälde, Falconridge?“ „In der Tat, Sir.“
„Also.“ Die Aufmerksamkeit des Prinzen war nun gänzlich auf Jordan gerichtet. „Welcher Natur ist Ihr Interesse an dieser Dame überhaupt?“, fragte er heiter und geradeheraus.
„Lady Pierson und ich wurden einander vor vielen Jahren zum ersten Mal vorgestellt, Sir. Jetzt, da ich von meiner Stellung auf dem Kontinent zurück bin, haben wir ... unsere Bekanntschaft aufgefrischt.“
Mit geröteten Wangen lächelte Mara ihm zu.
„Verstehe“, murmelte der Regent mit leicht zusammengekniffenen Augen. „Behandelt er Sie gut, meine Liebe?“
„Sehr.“
„Hervorragend. Tragen Sie Sorge dafür, dass Sie diese reizende Dame nicht unglücklich machen, Mylord, sonst kann es gut sein, dass Sie sich als Botschafter eines sehr abgelegenen, unerfreulichen Fleckchens Erde wiederfinden. Haben Sie verstanden, Falconridge?“
„Ja, Sir, sehr gut sogar“, antwortete Jordan und stimmte in das leichte Gelächter der beiden anderen ein. Doch ihn beschlich das Gefühl, dass der Regent diese Bemerkung nicht nur scherzhaft gemeint hatte.
„Ihr seid sehr zuvorkommend, doch seid versichert, dass ich sehr gut selbst für mich sorgen kann, was ihn angeht“, neckte Mara den Prinzen.
„Lassen Sie mich wissen, wenn er Ihnen Ärger bereitet.“ Angespannt lächelte Jordan. „Langsam bekomme ich Mitleid mit Prinz Leopold.“
„Zumindest müssen Sie keine fünfzig Fragen des Kabinetts über sich ergehen lassen“, entgegnete Prinny trocken.
„Für Lady Pierson würde ich das mit Freude tun.“
„Ah, welch gute Antwort.“ Anerkennend nickte der Regent. „Das möchte ich meinen!“ Mara nahm Jordans Arm.
In diesem Moment flog die Tür auf, und die Anwesenden sahen einen weiteren wohlbekannten Dandy hereinspazieren. „Yarmouth!“, rief Mara überrascht.
„Lady Pierson! Hat er es bereits geöffnet?“
„Aber ja“, antwortete der Regent mit einem Lachen.
„Und, wart Ihr sprachlos? Ich habe ihr geholfen, es auszusuchen! Ehre, wem Ehre gebührt!“
„Unser Lord Yarmouth gibt einen tüchtigen Kunstsachverständigen ab.“
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