Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Mara lachte.
„Stets erfreut, behilflich zu sein, meine Liebe. Besonders wenn ich damit eine gute Ausrede parat habe, einem meiner zahlreichen Interessen nachzugehen.“ Der Neuankömmling bedachte
Mara mit einem Blick, bei dem sich Jordan die Nackenhaare leicht aufstellten.
Himmel, ist er etwa auch an ihr interessiert?
Sein Titel verriet Jordan, dass Lord Yarmouth die Markgrafschaft von Hertford erben würde, und er wusste auch, dass der Lord vermutlich Prinnys engster Vertrauter war. Der etwa vierzigjährige Mann mit schütterem Haar hatte ein gerissenes, lüsternes Auftreten mit einem Hauch von Dekadenz, den er bewusst betonte.
Doch offensichtlich hatte auch dieser Mann ein Auge für Schönheit.
Jordan betrachtete er mit einer Spur Argwohn. „Wen haben Sie denn heute mitgebracht, meine Liebe?“
„Dies ist der Earl of Falconridge. Jordan, Lord Yarmouth. Der Erbe des Marquess of Hertford.“
Jordan deutete eine Verbeugung an. „Es ist mir ein Vergnügen, Sir.“
„Falconridge.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete Yarmouth sein Gegenüber auf eine Art, wie es nur ein Dandy der königlichen Kreise vermochte. „Sie sind mit Rotherstone befreundet, nicht wahr?“
„Wir kennen uns aus dem Club, ja. Dante House.“
„Ah, genau.“ Anerkennend lächelte der Lord. „Der Inferno Club.“
„Richtig“, antwortete Jordan sachlich.
„Oh George, das wollte ich Euch noch mitteilen ...“ Plötzlich schnippte Yarmouth mit den Fingern. „Rotherstone wird nächste Woche nicht mit uns Karten spielen. Und ich bin nicht sicher, ob er wiederkommt.“
„Was, haben wir ihn etwa vertrieben?“
„Seine neue Ehefrau erlaubt es nicht.“
„Verdammt auch!“ Verwundert schlug der Regent sich auf den Oberschenkel, woraufhin Mara ihre Augenbrauen hob.
„Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, Lady Pierson. Es ist nur, dass wir nun einen Spieler zu wenig haben. Beim Jupiter, ich hätte nie gedacht, dass Rotherstone so unter dem Pantoffel steht. Falconridge“, befahl der Prinz unvermittelt, „Sie werden diese Woche seinen Platz bei Watier’s einnehmen.“
„Sir?“
„Watier’s Club. Im oberen Salon. Mittwochabend. Wir beginnen um neun. Haben Sie Zeit?“
Es war eigentlich keine Frage, eher ein Befehl. Jordan verbeugte sich. „Natürlich, Sir. Es wäre mir eine Ehre.“
„Einen Moment“, protestierte Mara. „Lord Falconridge ist kein Spieler!“
„Perfekt!“ Yarmouth grinste breit. „Umso mehr Grund, ihn einzuladen, nicht? Kein Kartenspieler? Schade. Aber das ist kein Problem, Sie werden beim Spielen lernen, wie es geht.“
Mara verzog das Gesicht und klammerte sich an Jordan, wie sie es mit Thomas gemacht hätte. Doch Jordan lachte über ihren Versuch, ihn vor den Tricks der Kartenspieler zu beschützen. „Ich kann mich allein zur Wehr setzen, Lady Pierson.“
„Aber werden Sie noch vermögend sein, wenn die Herren mit Ihnen fertig sind? Oh weh! Kommen Sie, Mylord. Ich werde Lord Falconridge hinausbegleiten, ehe er mich verdächtigt, ihn hergelockt zu haben, damit Sie ihn beim Kartenspielen ausnehmen können.“
Der Regent und sein engster Freund lachten, doch Mara und Jordan verabschiedeten sich bald und zogen sich zurück. Als sie den Palast verließen und zu ihrer Kusche zurückkehrten, legte Mara die Hand in Jordans Ellenbeuge.
Verdammt, das Treffen war besser verlaufen, als Jordan es erwartet hatte.
Scheinbar hatte der Regent doch ein funktionierendes Gehirn.
Als Jordan der Viscountess in die Kutsche half, bewunderte er die leichtfüßige Grazie ihrer Bewegungen, die ihr rüschenbesetztes Kleid zum Schwingen brachte, während sie die Stufen erklomm.
Auch Jordan stieg ein und setzte sich Mara gegenüber hin. Kaum hatte der Diener die Tür geschlossen, lächelte Mara den Earl mit funkelnden Augen an. „Also? Was halten Sie von unserem Prinny? Ich bin ganz gespannt.“
Jordan lachte leise, während die Kutsche anzog und sich von Carlton House entfernte. „Ich glaube, das Gemälde hat ihm sehr gefallen.“
„Das habe ich nicht gefragt!“
„Sie möchten Klatsch hören, nicht wahr?“
„Natürlich!“
„Aber ich halte nichts von Klatsch, Lady Pierson.“
„Fort mit Ihrer Rechtschaffenheit, Mylord Inferno Club! Sie müssen mir einfach erzählen, was Sie gedacht haben, als Sie ihm begegnet sind. Ich habe Sie beobachtet und hätte alles dafür gegeben, Ihre Gedanken lesen zu können.“
„Na schön“, antwortete er lachend. „Ich habe gedacht... nun, wie soll ich es am besten
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