Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)
mit Jôrek stattgefunden. Seine letzten Worte lauteten : Sie haben nur auf uns gewartet!
Shias Nummer war die Zwei unter den Kurzwahltasten. Es dauerte kaum einen Wimpernschlag, schon war die Verbindung zu Shia hergestellt.
»Channing, was ist los?« Ihre Stimme klang besorgt. J ede Nachricht, die über das Handy hereinkam, war eine b esorgniserregende.
Channing räusperte sich. »Bist du im Hotel?«
»Nein, Ewa und ich sind mit Maroush und Sunny in Köln. Wir wollen den Dom noch einmal unter die Lupe nehmen, es muss doch Hinweise auf den Schlüssel geben. – Aber w arum fragst du ? Ist etwas mit Sara? Ich kann fühlen, dass es ihr nicht gut geht.«
»Mit Sara ist alles in Ordnung. Aber du hast recht, es geht ihr nicht gut.«
»Was ist passiert? Los, spuck es aus!« Shias Stimme nahm einen ungeduldigen Ton an.
»Es ist Jôrek ... W ir haben Jôrek verloren. Die Jäger der Dunkelheit haben hier auf uns gewartet.« Channings Stimme hatte jegliche n Klang eingebüßt.
»Scheiße!« Es war das Einzige, d as Shia herausbrachte.
Da hörte er Ewas Stimme im Hintergrund. »Was ist passiert?«
»Wir fahren später ins Hotel zurück.«
»Gut, wir brechen auch in circa zwei Stunden auf. Wir sehen uns heute Nacht im Hotel ... und Channing ... pass auf Sara auf!«
Es entstand eine kurze Pause, dann antwortet e er: »Mehr als auf mein Leben, Bruder . «
Sie standen im Schatten des Kölner Doms, als Shia sein Handy zuklappte. Drei Augenpaare blickten ihn an und jeder von ihnen wusste, es gab keine guten Neuigkeiten.
»Jôrek«, war das Einzige, was Shia sagte. Mehr Worte bedurfte es nicht, da mit die übrigen Krieger verstanden, was passiert war.
»Oh nein, bitte nicht«, flüsterte Ewa und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Liebevoll zog Shia sie in seine Arme.
»Jäger?«, fragte Maroush und verfolgte Shia mit seinen Augen.
»Ja, sie haben ihnen in Paris aufgelauert«, bestätigte er.
Sunny suchte Schutz in Maroush s Armen. »Was machen wir jetzt?«
»Die Jäger scheinen uns dichter auf den Fersen zu sein, als wir geglaubt haben. Wir brechen hier ab und fahren nach Ploumanac ’ h zurück. Channing und Sara werden auch heute Nacht dort eintreffen.«
»Ich würde mir gerne noch einmal die Krypta ansehen « , sagte Maroush. » D er Dom öffnet jeden Augenblick. Es wird nicht lange dauern . «
Shia nickte. »Gut, dann fahren Ewa und ich zurück zum Hotel, packen unsere Sache n , checken aus und holen euch hier in zwei Stunden ab . «
Ewa löste sich aus seinem Arm und trocknete ihre Tränen. Sie kam sich dumm und unerfahren vor, hier vor den anderen zu weinen, doch sie schämte sich ihrer Tränen nicht. Jôrek war guter Mann gewesen, der jede e inzelne wert war.
»Jôrek hat das Schicksal ereilt, das jeden von uns treffen kann. Doch die Vorsehung wird einen Weg finden, Jôrek zu rächen.« Maroush blickte jedem in die Augen. »Richtige Freunde beweisen sich an schlechten Tagen, wir sehen uns in zwei Stunden.« Er nahm Sunnys Hand in seine und ging in Richtung Hauptportal.
Die angenehme Dunkelheit des Kölner Doms wirkte beruhigend auf Sunny, als sie mit Maroush das Portal durchschritt und die Kirche betrat. Sie fühlte sich wohl hier. Köln war vor endlos langer Zeit ihr Z u h ause gewesen und hier im Dom hatte sie vor einigen Monaten erkannt, dass ihr Herz Tariq ibn Ziyad gehörte, dem Mann , den alle nur Maroush nannten. Sunny berührte das Weihwasser und bekreuzigte sich. Sie folgte Maroush durch die Kathedrale , beschritten den graden Weg in Richtung Hochaltar.
Doch sie wurden aufgehalten, denn der Weg zum Chorgestühl war wegen der Bauarbeiten mit einem Gitter versehen. Sie schlugen den rechten Weg ein und versuchten durch die Absperrung etwas zu erspähen, aber sie waren zu weit weg, um Genaueres in Augenschein nehmen zu können . Vor der Mailänder Madonna blieb Sunny stehen und betrachtete die Holzstatue in allen Einzelheiten. Die Statu e mit Zepter und Krone, das Jesuskind auf de m Arm haltend, war an Anmut kaum noch zu übertreffen. Es war das älteste Marien-Gnadenbild und stammte aus dem Ende des dreizehnten Jah rh underts.
»Wir haben nicht viel Zeit«, mahnte Maroush . » I ch schaue mir schnell die Krypta an, warte hier auf mich.«
Bevor Sunny sich umdrehen konnte, war er schon verschwunden. Der Eingang des Gewölbes lag auf der anderen Seite des Hochaltars. Langsam wanderte Sunny weiter, den Blick auf die Mosaike im Fußboden gerichtet. Wunderschöne Ornamente reihten sich
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