Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
Vom Netzwerk:
müssen. Erleichtert sprang sie auf und drückte im Vorbeilaufen ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. »Alen ist dran«, rief sie über die Schulter zurück, bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer schloss.
    Als sie kurz darauf wieder herauskam, hatte sie das Nachthemd gegen Jeans und einen Pullover getauscht. »Ich fahr mit Alen in die Stadt. Es ist also echt kein Problem, wenn du dich mit deinen Mädels …« Sie merkte selbst, wie sehr ihr Gerede nach der Ausrede klang, die sie war.
    Ihre Mutter hob mit einem leisen Lächeln die Hand. »Ist schon gut, mein Schatz! Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich hab immer damit leben können, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Und meine Mädels werden sich freuen, dass sie nicht auf ihre Kartenrunde verzichten müssen. Bauernschnapsen geht ja nun einmal nur zu viert!«
    »Und du bist jetzt nicht enttäuscht? Weil du doch … Weil nämlich … Alen möchte sich die Uni in Wien anschauen und das wäre schon super … also, ich würde gerne … Aber wenn du …«
    »Jetzt geh schon! Husch, raus mit dir! Sonst versäumt ihr noch die S-Bahn.«
    Klara wirbelte herum, riss die Eingangstür auf und wäre beinahe in Alen hineingerannt, der im Treppenhaus bereits auf sie wartete. »Hoppla!«, stammelte sie und bremste gerade noch rechtzeitig. Ihre Koordination hatte in den letzten Minuten eindeutig gelitten. »Also dann. Gehen wir?« Und auch ihre Konversation ließ zu wünschen übrig. Was war das nur für eine dämliche Frage. Wozu stand er denn sonst draußen? Klara beschloss, für die nächste halbe Stunde den Mund zu halten.
    Weil Alen offenbar auch nicht zum Reden aufgelegt war, verbrachten sie die Fahrt in die Stadt schweigend. Klara musterte ihn verstohlen von der Seite. Er sah nicht so aus, als hätte er viel geschlafen. Dicke Tränensäcke wölbten sich unter seinen Augen, die er die meiste Zeit geschlossen hielt. Das monotone Rattern der Räder und das sanfte Schaukeln zeigte auch bei ihr Wirkung …
    »Nächste Station: Landstraße – Hauptstraße.«
    Die Durchsage durchdrang ihren Dämmerzustand.
    »Scheiße! Alen, wach auf! Wir haben unsere Station verpasst! Wir müssen aussteigen!« Sie stolperte über Alens ausgestreckte Beine in den Mittelgang und prallte gegen einen zerknitterten Regenmantel. Der Zug fuhr in die Station ein. Der Bremsvorgang brachte sie endgültig aus dem Gleichgewicht. Hektisch suchte sie nach einer Halteschlaufe. Tappte ins Leere. Ein fester Griff um ihren Arm verhinderte, dass sie der Länge nach hinfiel. »Oh, Entschuldigung.« Endlich kriegte sie die Rückenlehne eines der Sitze zu fassen. Sie hob den Kopf, um sich für die Hilfe zu bedanken. Der Mann im Regenmantel war bereits an den automatischen Türen, die mit lautem Zischen auseinanderfuhren. Im Aussteigen drehte er sich zu ihr um. Fixierte sie durch das Fenster neben der Tür. Diese hellgrauen Augen hatte sie schon einmal gesehen. Gestern. In ihrem Traum. Und vorher auch. Wann war das gewesen?
    Alen schob sie von hinten an. »Ich dachte, wir müssen hier raus?« Sie nickte und bewegte automatisch die Beine. Erst auf dem Bahnsteig schüttelte sie die Beklemmung ab, die sie erfasst hatte.
    »Was ist denn los mit dir?« Alen musterte sie mit sorgenvoller Miene.
    »Nichts, geht schon wieder.« Klara rieb sich über die Augen. »Ich dachte, ich hätte jemanden wiedererkannt … Aber es war bestimmt nur die Müdigkeit. Ich hab schon Halluzinationen von Menschen, die ich im Traum gesehen habe.« Sie lachte und schüttelte den Kopf. »An Visionen glaub ich nur, sobald sie sich in Erfolgen messen lassen.« Sie lachte und zog Alen mit sich. Der kleine Umweg hatte nicht viel Zeit gekostet und die Herbstsonne mühte sich gerade durch die auflockernden Regenwolken, als sie ein paar Stationen später wieder an die Oberfläche kamen.
    »Dort drüben ist die Hauptuni.«
    »Und du meinst, dort finden wir auch das Forschungslabor?«
    Klara zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht so einfach zu beantworten. Die Uni platzt seit Jahren aus allen Nähten. Gerade die Medizinische Fakultät ist auf unzählige Standorte in ganz Wien verteilt.«
    Sie überquerten den Ring und Alen drehte sich immer wieder um die eigene Achse, um die berühmten Prunkbauten zu bestaunen. Im Inneren des mächtigen Unigebäudes hallten ihre Schritte durch die leeren Gänge.
    »Irgendwie blöd, dass heute Feiertag ist. Jetzt hätte ich gerne jemanden, den ich fragen könnte.« Klara schaute sich suchend um. Aus einiger Entfernung

Weitere Kostenlose Bücher