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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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auch wenn er sie in eine überzeugende Rede verpackte. »Wenn ich ehrlich sein soll, interessieren mich Ihre verschwundenen Abschiebehäftlinge nicht halb so sehr wie der Verbleib Ihres Sohnes. Wenn Sie also etwas zu sagen haben, das uns diesbezüglich weiterhilft, wäre ich froh, wenn Sie das jetzt täten.«
    Lucie boxte Klara in den Oberarm. »Bist du verrückt?« Sie tippte sich gegen die Stirn und versuchte, ihr das Telefon aus der Hand zu winden. »Das ist ein top-gefährlicher Mann! Mit dem kannst du doch nicht so reden!«
    Aber Klara schüttelte den Kopf und bog Lucies Finger zurück, die sie um das iPhone gekrallt hatte. »Du musst dir ja nicht sein selbstgefälliges Geschwätz anhören!«, flüsterte sie heiser, hielt dabei aber sicherheitshalber die Hand über das Mikro. Ihr war eine Idee gekommen. Als sie sich wieder an Alens Vater wandte, schlug sie einen versöhnlicheren Ton an. »Herr Kutesa, vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen. Ich nehme an, Sie kennen die Firma SanaLife …«
    Wenn Alens Vater über den rüden Ton verärgert war, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. »Jeder, der in diesem Dschungel überleben will, sollte seine Feinde kennen. Ich nehme an, dass diesen Konzern betreffend unsere Meinungen ausnahmsweise nicht zu sehr auseinanderliegen …«
    Klara presste die Lippen zusammen. Er führte eine feine Klinge. Widerwillig musste sie sich eingestehen, dass ihr sein Stil imponierte. Ihr Ton wurde wärmer, als sie weitersprach. »Wir kennen die Autonummer des Wagens, mit dem Alen entführt wurde. Haben Sie eine Möglichkeit, den dazugehörigen Besitzer ausfindig zu machen?«
    Lucie sprang vor ihr auf und ab wie Rumpelstilzchen. »Das macht der nie!«, formten ihre Lippen, aber Klara drehte ihr den Rücken zu.
    »Okay. Dann erwarte ich Ihren Anruf. Wir hören voneinander.«
    Sie drückte das Gespräch weg und packte Lucie an den Oberarmen. »Er macht’s! Und ich werde mich mit ihm treffen.«
    Lucie taumelte einen Schritt zurück und ließ sich auf eine der Steinbänke fallen, die den Bahnsteig säumten. »Jetzt bist du völlig hinüber«, stöhnte sie und stützte den Kopf in ihre Hände. »Die Höhle des Löwen ist doch kein Streichelzoo! Wozu musst du ihn denn persönlich treffen? Reicht es nicht, wenn er dich anruft?«
    Klara stopfte die Hände in die Hosentaschen und schritt die gelbe Linie entlang, die das Ende des Bahnsteigs markierte. »Es ist zu gefährlich. Durchaus möglich, dass wir mit unseren Nachforschungen die SanaLife-Leute auf uns aufmerksam machen. Ein Handygespräch kann abgehört werden. Wenn sie auch nur einen Verdacht hegen, dass wir ihnen auf die Pelle rücken, sind wir geliefert.«
    Sie fühlte sich selbst nicht wohl bei dem Gedanken, Alens Vater Aug in Aug gegenüberzustehen. Aber wenn sie damit Alen retten konnte, würde sie noch viel mehr riskieren.

_ 30 _

    Sie sprachen nicht viel, während sie nebeneinander in der U-Bahn saßen. Klara starrte auf das eigene Spiegelbild, das ihr blass aus dem Zugfenster entgegensah.
    Vor zwei Wochen wusste sie noch genau, was sie von ihrem Leben erwartete. Sie hatte einen klaren Weg vor sich. Und sie war den Entscheidungen gewachsen, die auf sie zukamen. Keine Unsicherheiten. Keine unnötigen Zweifel. Keine Angst vor Anrufen, fremden Blicken oder Verfolgungswahn. Und jetzt? Jetzt fühlte sie sich fremd und verloren.
    »Was läuft da eigentlich zwischen dir und Alen? Hast du dich in ihn verknallt?«
    Lucies Gesicht mischte sich mit ihrem in der Scheibe. Sie versuchte, das Doppelbild wegzublinzeln. »Was redest du da für einen Schwachsinn?« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich verliebe mich nicht. Das … geht gar nicht.« Gefühle … Liebe … Dafür hatte sie keinen Sinn. Sonst wäre doch schon was mit Jonas …
    »Und Jonas? Hast du kein schlechtes Gewissen?«
    Las Lucie ihre Gedanken? »Was ist? Gehst du mir jetzt auf die Nerven, oder was? Glaubst du, ich hab keine anderen Sorgen? Oder magst ihn selbst haben?« Sie wollte gar nicht wissen, woher das plötzliche Ziehen in ihrem Bauch kam.
    Zum Glück antwortete Lucie nicht. Und als sie aufstand, weil ihre Station durchgesagt wurde, hob sie nur kurz die Hand. »Na dann, ciao. Und melde dich, wenn du was hörst, okay?« Sie schlingerte mit dem Rütteln des Zuges zwischen den Sitzreihen zur Tür. Klara folgte ihr mit den Augen. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas Freundliches zu sagen. Lucie war die Einzige, die sie noch hatte!
    »Ich wollte dich nicht

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