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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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der ihm aus einem Mundwinkel heraushing. Von ihrer Warte aus wirkte es, als würde er friedlich schlafen. Sie passte sich seinen flachen Atemzügen an und blieb eine Weile ruhig neben ihm liegen. Ihre Gedanken wanderten zu dem Nachmittag, als er sie mit seinem Hubschrauber hatte fliegen lassen.
    »Ach, Jonas. Damals war alles noch so einfach. Was ist mit uns passiert?« Mit einem tiefen Atemzug nahm sie seinen Geruch wahr. Eine Mischung aus medizinischer Seife, abgestandener Luft und Desinfektionsmitteln stieg ihr in die Nase. Mit der Fingerspitze zeichnete sie den sanften Bogen seines Jochbeins nach. Sie seufzte leise und setzte sich wieder auf. »Weißt du was? Das hat jetzt echt gutgetan, ob du’s glaubst oder nicht.« Sie beugte sich noch einmal vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich wünschte, du könntest mich verstehen. Auch wenn du dir das mit dir und mir sicher anders vorgestellt hast, sag ich dir jetzt was: Du bist der beste Freund, den es gibt! Lass dich nicht unterkriegen, hörst du? Ich brauch dich noch …«
    »Er hört Sie bestimmt.«
    Jetzt erst wurde ihr wieder bewusst, dass der Polizist die ganze Zeit neben der Tür gestanden war. Sie drückte sich an ihm vorbei und war sich sicher, dass ihr Gesicht wieder einmal rot glühte. Aber diesmal war es ihr egal. Es gab nichts, wofür sie sich schämen musste. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich wieder ruhig und sicher.

_ 31 _

    »Der Mann, auf den der Wagen zugelassen ist, heißt Dr. Michael Schwarz …«
    »Also doch!« Wie elektrisiert drückte sich Klara zum Stehen hoch. Ihre Stuhllehne klapperte gegen die Tischkante hinter ihr. Die Frau vom Nebentisch runzelte die Stirn und rückte demonstrativ von Klara ab.
    Alens Vater verschränkte die Arme vor der Brust. Ohne sichtbare Regung beobachtete er stumm Klaras heftige Reaktion.
    »Tut mir leid.« Klara hob entschuldigend die Hände und zog ihren Stuhl wieder an den Kaffeehaustisch heran. »Ich sollte mich besser nicht so auffällig benehmen«, murmelte sie und strich das Tischtuch glatt, das bei ihrer Aktion verrutscht war. So oder so war es aber fast unmöglich, in Begleitung dieses Mannes nicht Aufsehen zu erregen.
    Makame Kutesa sah beeindruckend aus. Groß, muskulös, dazu ein Gesicht, das man sich merkte, sobald man es einmal gesehen hatte. Die olivfarbene Haut war glatt und ohne einen Bartschatten. Er hatte fast schwarze, schräg geschnittene Augen, eine kräftige Nase und volle, geschwungene Lippen. Dichtes schwarzes Kraushaar, mit Silberfäden durchzogen, lockte sich bis zu den Schultern. Sein Anzug war sandfarben, das Seidenhemd schwarz und an seinem linken Handgelenk schimmerte eine goldene Rolex. Klara spürte im ersten Moment ihrer Begegnung die Macht, die ihn wie eine Aura umgab. Er hatte sie noch am selben Abend angerufen und sie für den nächsten Morgen ins Café Europa bestellt. Punkt zehn war er durch die Glastür gekommen und Klara hätte sofort gewusst, dass er es ist, auch wenn sie nicht eine unter dem Arm zusammengerollte Zeitung als Erkennungszeichen ausgemacht hätten.
    »Sie kennen ihn?«
    »Nicht persönlich, aber den Namen. Alen hat bei Richi eine Visitenkarte von ihm gefunden.« Klara bemühte sich, ihre Stimme zu dämpfen. Aber die Aufregung ließ sie zittern. »Hat er etwas mit SanaLife zu tun?«
    »Ah, interessant. Dann war Alen also schon vorher kein Unbekannter mehr für diesen Herrn. Möglich, dass er ihn bereits länger im Visier hatte.«
    So hatte sie es noch nie betrachtet. Das könnte erklären, warum sie sich immer wieder beobachtet und verfolgt gefühlt hatte. Ob dieser Dr. Schwarz der Mann in der U-Bahn war? Sofort sah sie wieder die beinahe durchsichtigen hellgrauen Augen vor sich. Womöglich hatte er nur auf die richtige Gelegenheit gewartet, um Alen zu erwischen.
    »Wir sind auch schon einmal auf dem Uni-Campus überfallen worden. Ich konnte nichts erkennen, denn der Mann hatte eine Maske über den Kopf gezogen. Aber denkbar wäre es doch, dass er das war.«
    »Würde zu seinem Profil passen. Ein Mann, der es gewohnt ist, schnelle Entscheidungen zu treffen. Der handelt, ohne lange zu fragen. Und der auch keinerlei Skrupel kennt. Ein Menschenleben zählt nicht viel, wenn man für den Geheimdienst tätig ist.«
    Klara sog die Luft ein. »Geheimdienst? Sie meinen, der arbeitet für so was wie das FBI?«
    Alens Vater verzog kurz die Mundwinkel. »Na ja, vielleicht nicht gerade für das. Aber in Österreich gibt es so etwas auch – wenn auch

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