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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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Kutesa sah nicht nur beeindruckend aus, er schien auch eine besondere Gabe zu besitzen: Offenbar wusste er schon bei der ersten Begegnung, wie sein Gegenüber tickte. Es fiel Klara schwer, ihn nicht wenigstens ein bisschen zu bewundern.

_ 32 _

    Klara war als Erste dort. An der beschriebenen Stelle in der Sackgasse stand eine einzige schwarze Limousine. Das musste der Wagen sein! Jetzt, bei Tageslicht, bemerkte sie eine Delle in der Motorhaube und mehrere Schrammen am vorderen Kotflügel. Der Schaden war nicht alt – zumindest waren auf den ersten Blick noch keine Rostspuren zu sehen. Klara ging an dem geparkten Auto vorbei, ohne stehen zu bleiben. Um ganz sicherzugehen, dass sie nicht beobachtet wurde, ließ sie die Gasse hinter sich und betrat den begrünten Durchgang zur parallel verlaufenden Einkaufsstraße. Sie peilte eine wellenförmig gestaltete Holzbank an und ließ sich vorsichtig darauf nieder. Schon nach kurzer Zeit kroch Feuchtigkeit durch ihre Jeans. Trotzdem blieb sie auf der Sitzkante hocken. Zum Schutz vor der klammen Kälte schob sie ihre Hände unter den Po und zog die Schultern hoch. Eine alte Frau schlurfte an ihr vorbei. Sie hatte den Blick stur auf den Asphalt gerichtet. Ihre ganze Konzentration galt dem Ausweichen der unzähligen Pfützen, die der gestrige Regentag überall hinterlassen hatte. Erst als Klara sicher war, dass auch sonst niemand von ihr Kenntnis nahm, spazierte sie wieder in die Sackgasse zurück.
    Steff hatte sich nicht geirrt. Das Nummernschild auf dem schwarzen Renault Kombi stimmte mit seinen Angaben überein. M-S – Michael Schwarz! Noch ein weiteres Indiz, dass der Wagen dem Mann gehörte, dessen Visitenkarte bei Richi aufgetaucht war. Damit gab es für sie keinen Zweifel mehr, vor dem richtigen Fahrzeug zu stehen.
    »Ich gehe jede Wette ein, dass der für SanaLife arbeitet!«
    Klara riss die Arme hoch. »Lucie! Hast du mich erschreckt! Ich hab dich gar nicht kommen gehört.«
    »Ich werde das nächste Mal meine Stöckelschuhe anziehen. Damit auch die Tauben mitkriegen, dass da was im Anmarsch ist.«
    Klara lachte. »Hast du heute Nacht in der Witzkiste geschlafen?« Sie boxte Lucie gegen den Oberarm. »Aber das Wortspiel mit den Tauben gefällt mir. Der gehäufte Umgang mit sprachgewandten Personen scheint dir gutzutun.«
    Lucie wedelte nur mit der Hand und steuerte den Wagen an. »So wie’s aussieht, ist der öfter mal in Eile.«
    Ihr waren die Schäden also auch aufgefallen.
    »Wenn er in letzter Zeit einen Unfall gehabt hat, gibt es möglicherweise eine Anzeige dazu. So etwas sollte die Polizei eigentlich wissen.« Sie beendete ihre Runde um das Fahrzeug und blieb mit verschränkten Armen neben Klara stehen. »Aber nach unserer gestrigen Erfahrung hege ich keine allzu großen Hoffnungen, dass sich die Leute dort diesbezüglich hilfsbereiter zeigen.«
    Klara nickte. »Besser, wir verhalten uns ruhig. Alles was wir mit einem Nachfragen erreichen könnten, wäre ein weiterer Anruf von oben .«
    »Außerdem könnte SanaLife nervös werden. Uns hilft es mehr, wenn sie keine Ahnung haben, dass wir ihnen bereits dicht auf den Fersen sind.«
    Klara konnte Lucies Enthusiasmus nicht ganz teilen. Von einer heißen Spur konnte nicht unbedingt die Rede sein. Es gab keinen Beweis, dass der Mann, dem das Auto hier gehörte, tatsächlich für SanaLife arbeitete. Sie konnten nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass er den Wagen gestern selbst gelenkt hatte, als Alen gekidnappt worden war. Die einzige Verbindung war diese Visitenkarte. Dass Richi sie hatte, konnte alles Mögliche bedeuten … Natürlich glaubte sie auch, dass sie auf der richtigen Fährte waren. Aber wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie Alen seit gestern noch keinen Schritt näher gekommen waren.
    In ihre Gedanken verstrickt, beobachtete sie Lucie, die ein weiteres Mal um den Wagen herumschlenderte. Mit dem Rücken halb der Karosserie zugedreht, zog sie jedes Mal, wenn sie an einer Tür vorbeikam, den Griff hoch. Klara rechnete nicht damit, dass sie Erfolg haben würde. Ein ehemaliger Geheimdienstler vergaß bestimmt nicht, seinen Wagen abzusperren.
    In diesem Moment stieß Lucie einen überraschten Schrei aus und fiel beinahe auf die Knie. Hinter ihr schwang die Tür, an der sie gezogen hatte, auf.
    »Scheiße … wie irre ist das denn?« Lucie warf den Kopf herum. Hatte irgendjemand sie bei ihrer Aktion beobachtet? Blitzschnell verschwand sie zwischen den Rückenlehnen und gleich darauf

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